Weltkirche

Wachsende Erinnerungskultur: Friedensmarsch zurück nach Srebrenica

Armin Berger am 17.07.2019

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Gedenkstätte für die Opfer des Massakers von Srebrenica in Potočari, Bosnien.

Zum 24. Mal jährt sich in den Tagen zwischen dem 13. und dem 19. Juli der Mord an mehr als 8.000 muslimischen Bosniaken, die meisten von ihnen Jungen und Männer zwischen 13 und 78 Jahren.

Unter der Füh­rung von Gene­ral Rat­ko Mla­dić ver­üb­ten Mit­glie­der der Armee der Repu­bli­ka Srps­ka, der Poli­zei und von ser­bi­schen Para­mi­li­tärs die­sen Mas­sen­mord — trotz Anwe­sen­heit und ohne Gegen­wehr von UN-Blau­helm­sol­da­ten. Die Lei­chen ver­scharr­ten die Täter in Mas­sen­grä­bern. Um die Taten zu ver­schlei­ern, wur­den die Toten wäh­rend der auf die Ermor­dun­gen fol­gen­den Wochen mehr­fach umgebettet.

In einem Frie­dens­marsch zum Geden­ken an die Opfer des Mas­sa­kers von Sre­bre­ni­ca hat­ten sich 5000 Men­schen bereits in der ver­gan­ge­nen Woche von Tuz­la aus auf­ge­macht: Ihr hun­dert Kilo­me­ter lan­ger Marsch folg­te in umge­kehr­ter Rich­tung einer Rou­te, auf der vor 24 Jah­ren bos­ni­sche Mus­li­me aus dem ost­bos­ni­schen Sre­bre­ni­ca geflo­hen waren, als die Stadt von bos­ni­schen Ser­ben ein­ge­nom­men wor­den war. Auf dem Flucht­weg der Opfer von Sre­bre­ni­ca ehr­ten die Frie­dens­mar­schie­rer das Andenken der Ermor­de­ten ein­drucks­voll schwei­gend. Sie ver­zich­te­ten auch auf jeg­li­che poli­ti­sche State­ments. Ein stil­les Geden­ken, wie auch das Defi­lee in Sara­je­wo am 11. Juli vor vie­len ange­reis­ten Staats- und Regie­rungs­chefs: Bei­des ange­mes­se­ne, stil­le Zei­chen der mehr und mehr wach­sen­den Erinnerungskultur.

Wäh­rend in Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­na jedes Jahr des Ver­bre­chens im Juli 1995 und sei­ner Opfer gedacht wird – noch immer wer­den jedes Jahr sterb­li­che Über­res­te der Opfer beer­digt –, leug­nen oder ver­harm­lo­sen Natio­na­lis­ten in Ser­bi­en, aber auch in der Repu­bli­ka Srps­ka den Mas­sen­mord. Das Mas­sa­ker von Sre­bre­ni­ca“ gilt als das schlimms­te Kriegs­ver­bre­chen Euro­pas seit dem Zwei­ten Welt­krieg und wur­de vom Den Haa­ger Tri­bu­nal der Ver­ein­ten Natio­nen als Völ­ker­mord eingestuft. 

Das Haa­ger Tri­bu­nal wies dem ehe­ma­li­gen Prä­si­den­ten der Repu­bli­ka Srps­ka Rado­van Kara­džić nach, wäh­rend sei­ner Amts­zeit als Prä­si­dent Kriegs­ver­bre­chen, Völ­ker­mord und Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit befoh­len zu haben. Im März 2019 wur­de er des­halb zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt. Bereits am 22. Novem­ber 2017 wur­de Mili­tär­füh­rer Rat­ko Mla­dić des Völ­ker­mords und in wei­te­ren zehn von elf Ankla­ge­punk­ten für schul­dig gespro­chen und eben­falls zu lebens­lan­ger Haft verurteilt.

Reno­v­a­bis hat seit dem Ende des bos­ni­schen Bür­ger­kriegs dort auch huma­ni­tä­re Not­hil­fe­pro­jek­te sei­ner Part­ner unter­stützt. Zusätz­lich zu seel­sor­ge­ri­schen Unter­neh­mun­gen und Maß­nah­men zur Bekämp­fung der exis­ten­zi­el­len Not, wur­den von Anfang an Ver­söh­nungs­pro­jek­te geför­dert, die für die von eth­nisch und reli­gi­ös moti­vier­tem Hass erfüll­ten Kon­flikt­par­tei­en auf län­ge­re Sicht Zukunfts­per­spek­ti­ven in ihrem gemein­sa­men Land schaf­fen sol­len. In meh­re­ren Städ­ten Bos­ni­en-Her­ze­go­wi­nas konn­ten bereits 14 mul­ti­eth­ni­sche Schul­zen­tren eta­bliert wer­den: In den unter­schied­li­chen Erzie­hungs­stu­fen vom Kin­der­gar­ten bis zum Abitur sind auf hohem euro­päi­schem Schul­stan­dard Wer­te ver­mit­telt wor­den, die neben dem Mit­ein­an­der-Ler­nen eine gegen­sei­ti­ge Ach­tung von katho­li­schen Kroa­ten, mus­li­mi­schen Bos­ni­ern und ortho­do­xen Ser­ben grund­ge­legt haben. In den von allen Volks- und Reli­gi­ons­grup­pen pari­tä­tisch besuch­ten Schu­len wird bis heu­te ein infor­miert-tole­ran­tes Kli­ma gepflegt, das die Schul­fa­mi­lie auf die Fami­lie daheim und deren nach­bar­schaft­li­ches Umfeld aus­strah­len lässt.

Auch Begeg­nun­gen mit Mit­glie­dern des Inter­re­li­giö­sen Öku­me­ni­schen Rates in der bos­ni­schen Haupt­stadt Sara­je­wo sind von Bedeu­tung. Regel­mä­ßig tref­fen sich unter der wech­seln­den Lei­tung eines Rats­mit­glie­des die füh­ren­den Reprä­sen­tan­ten der katho­li­schen, ortho­do­xen, mus­li­mi­schen und jüdi­schen Gemein­schaf­ten mit Regie­rungs­ver­tre­tern. Die­se Arbeit garan­tiert Reno­v­a­bis auf die aus­drück­li­che Bit­te des Erz­bi­schofs von Sara­je­wo, Vin­ko Kar­di­nal Pul­jić hin, durch sei­ne Fördermittel. 

2019 hat­te Reno­v­a­bis die Ver­söh­nungs­the­ma­tik zur Pfings­tak­ti­on aber­mals deutsch­land­weit zur Spra­che gebracht. Im Jahr 2020 wid­men sich alle welt­kirch­li­chen katho­li­schen Hilfs­wer­ken dem Leit­the­ma Frie­den leben“; die Soli­da­ri­täts­ak­ti­on Reno­v­a­bis wird als Schwer­punkt­land die Ukrai­ne in den Blick neh­men. Denn im Osten des Lan­des herrscht Krieg und die Men­schen dort sind in Puf­fer­zo­nen aktu­ell unter Beschuss, ande­re sind im eige­nen Land auf der Flucht…

von Tho­mas Schu­mann / Renovabis

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