Friedenswallfahrt nach Heiligenbrunn

Pressemeldung am 21.09.2020

Bp BB Friedenswallfahrt Heiligenbrunn 20 09 2020 6 Foto: Bernhard Brunner
Eindringlich mahnte Generalvikar Josef Ederer bei der Friedenswallfahrt in Heiligenbrunn zur Achtung der Menschenwürde und zu mehr Empathie im Umgang mit Geflüchteten.

150 Teilnehmer am Sonntag bei Friedenswallfahrt nach Heiligenbrunn – Generalvikar Josef Ederer ruft zu mehr Empathie gegenüber Geflüchteten auf.

Pilger beten um Frieden als das Werk der Gerechtigkeit

Fünf Jah­re nach der Hoch­pha­se der soge­nann­ten Flücht­lings­kri­se in Deutsch­land hat Gene­ral­vi­kar Josef Ede­rer wie­der die Pre­digt gehal­ten bei der Frie­dens­wall­fahrt von Jäger­wirth nach Hei­li­gen­brunn, deren Leit­mo­tiv dies­mal lau­te­te: Frie­de ist das Werk der Gerech­tig­keit.“ Umso ein­dring­li­cher rief das Mit­glied des Pas­sau­er Dom­ka­pi­tels dazu auf, mehr Empa­thie gegen der Situa­ti­on von Geflüch­te­ten und Migran­ten zu zei­gen. Sei­ne Bot­schaft: Gott will Gerech­tig­keit, und er will auch unse­re Mit­ar­beit und unse­ren Ein­satz für Gerech­tig­keit und Frieden.“

Vie­le der rund 150 Teil­neh­mer an der Wall­fahrt waren von den Wor­ten des Gene­ral­vi­kars so beein­druckt, dass sie am Ende sei­ner Pre­digt spon­tan Bei­fall klatsch­ten. Ede­rer hat­te ein­gangs dar­an erin­nert, dass am 20. Sep­tem­ber 2015 das The­ma die­ser tra­di­tio­nel­len Ver­an­stal­tung die Sehn­sucht der Men­schen nach Frie­den, nach Shalom“, nach Frie­den und Heil in einem umfas­sen­den ganz­heit­li­chen Sinn, gewe­sen sei. Er habe damals von einem jun­gen ira­ki­schen Flücht­ling erzählt, des­sen Vater ermor­det, des­sen Fami­lie bedroht und des­sen Zuhau­se ange­zün­det wor­den war, so dass er für sich kei­ne Zukunft mehr in sei­ner Hei­mat sah und sich auf den Weg nach Euro­pa machte.

Ede­rer ver­wies auf die damals von ihm gestell­te Fra­ge, was die Men­schen hier dazu bewe­gen wür­de, die Hei­mat zu ver­las­sen und zu flie­hen, sich mit einem Schlauch­boot aufs Meer zu bege­ben, wo schon Zehn­tau­sen­de ertrun­ken sind, oder sich zu Fuß auf einen tau­sen­de Kilo­me­ter lan­gen Weg dort­hin zu machen, wo fast alle signa­li­sier­ten, wir wol­len dich nicht.“ Die Ant­wort lie­fer­te der Pre­di­ger sogleich mit: Es braucht gro­ßen Lei­dens­druck.“ Und/​oder es benö­ti­ge gro­ße Hoff­nung auf eine bes­se­re Zukunft, auf Frie­den, Gerech­tig­keit, Frei­heit, Freu­de, gelin­gen­des Leben, auf ein Leben in Fül­le, beton­te der Gene­ral­vi­kar, der Flücht­lin­ge“ immer noch als bedrän­gen­des The­ma skizzierte.

Neben den Flücht­lings­boo­ten im Mit­tel­meer sei das bren­nen­de Flücht­lings­la­ger Moria zum Sym­bol gewor­den, hob Ede­rer her­vor und frag­te in die Run­de, wie man hier mit Men­schen umge­he, die alle Brü­cken hin­ter sich abbre­chen, ihr Leben ris­kie­ren, ja viel­leicht sogar ihre letz­te, eigent­lich auch schon men­schen­un­wür­di­ge Behau­sung abbren­nen, um eine Auf­nah­me in Euro­pa gleich­sam zu erzwin­gen. Regel­mä­ßig kommt es zu nahe­zu aus­weg­lo­sen Dilem­ma-Situa­tio­nen“, gab der Pries­ter zu beden­ken und ver­wies auf die Odys­see vie­ler vor dem Ertrin­ken Geret­te­ter, basie­rend auf dem regel­mä­ßig zu beob­ach­ten­den wür­de­lo­sen Gescha­che­re“. Denn, so Ede­rer: Kei­ner will sie.“

Kri­tisch beleuch­te­te der Ver­tre­ter der Diö­ze­se Pas­sau das Argu­ment Wir wol­len kei­ne Sog­wir­kung“. Es füh­re in kei­ne gute Zukunft – weder mensch­lich noch christ­lich, mahn­te der Stell­ver­tre­ter des Bischofs und zeig­te sich dank­bar für die Bereit­schaft Deutsch­lands, doch zu hel­fen, weil dies letzt­lich die ein­zi­ge mensch­li­che und christ­li­che Ant­wort ist.“ Er wer­te­te die­sen wenn auch nicht ganz frei­wil­li­gen Schritt als Hoff­nungs­schim­mer inmit­ten natio­na­lis­ti­scher Ego­is­ten“, die nur sich und ihr Land sehen, die sich oft welt­of­fen und inter­na­tio­nal geben, aber pro­vin­zi­ell den­ken. Sie haben zwar momen­tan in vie­len Län­dern Hoch­kon­junk­tur, aber sie haben letzt­lich kei­ne Zukunft“, sag­te Ederer.

Viel­leicht lern­ten die Men­schen aus der Coro­na-Pan­de­mie und der Kli­ma­kri­se nun doch end­lich, dass wir alle auf einer Welt leben und dass Lösun­gen für die Zukunft glo­ba­le Lösun­gen sein müs­sen“, bekun­de­te der Gene­ral­vi­kar. Er sprach sich für ein glo­ba­les Wer­te­sys­tem aus, nach dem die Welt­ge­mein­schaft in hoher Über­ein­stim­mung han­deln müs­se. Die Fra­ge eines inne­ren Koor­di­na­ten­sys­tems, das immer auch eng mit Reli­gi­on zusam­men­hän­gen wird, wird eine der wich­tigs­ten Zukunfts­fra­gen sein“, pro­gnos­ti­zier­te Ede­rer und ver­band damit den Appell, sich zur glei­chen Wür­de aller Men­schen in der Rea­li­tät zu beken­nen. Es kön­ne nicht so blei­ben, dass die einen nicht wis­sen, wohin mit ihrem Über­fluss, wäh­rend die ande­ren dar­ben, hun­gern, dahin­ve­ge­tie­ren und vie­ler­orts buch­stäb­lich elen­dig krepieren.

Wenn wir in die­ser Gerech­tig­keits­fra­ge nicht wei­ter­kom­men, dann wer­den wir auch in den ande­ren Fra­gen, wie zum Bei­spiel Kli­ma und Flücht­lin­ge, nicht wei­ter­kom­men“, mahn­te Ede­rer. Hin­ter Migra­ti­ons­strö­men stand nach sei­nen Wor­ten immer das Stre­ben nach bes­se­ren Lebens­chan­cen, also ein zutiefst mensch­li­ches Stre­ben.“ Wenn man wol­le, dass Men­schen in ihrer Hei­mat blei­ben, was sicher auch die aller­meis­ten Flücht­lin­ge von innen her woll­ten, dann müs­se man sich für bes­se­re Lebens­chan­cen dort ein­set­zen – bei­spiels­wei­se durch fai­re Prei­se für Roh­stof­fe und Pro­duk­te aus deren Her­kunfts­län­dern, durch Ver­zicht auf Aus­beu­tungs­struk­tu­ren, durch För­de­rung von Bil­dung und Ent­wick­lung vor Ort.

Ede­rer plä­dier­te für die Betei­li­gung an Gesprä­chen und poli­ti­scher Mei­nungs­bil­dung, wenn es zum Bei­spiel um Flücht­lin­ge und Migra­ti­ons­grün­de gehe, bis hin zur Ent­wick­lung einer ganz kon­kre­ten Lebens­hal­tung für mehr Gerech­tig­keit, auch mit der Bereit­schaft zum Ver­zicht und zum Tei­len. Das fan­ge schon beim täg­li­chen Ein­kauf an, wenn man auf Her­kunft und Pro­duk­ti­ons­be­din­gun­gen ach­te und statt dem bil­ligs­ten das fairs­te Pro­dukt wäh­le. Selig, die hun­gern und dürs­ten nach Gerech­tig­keit, denn sie wer­den gesät­tigt wer­den“, zitier­te der Pre­di­ger aus der Ver­hei­ßung Jesu, um des­sen Geist, Kraft und Bei­stand er zum Gebet aufrief.

Selig, die hun­gern und dürs­ten nach Gerech­tig­keit, denn sie wer­den gesät­tigt werden”

Das Got­tes­dienst-Team der Pfar­rei Jäger­wirth hat­te die Frie­dens­wall­fahrt wie­der umsich­tig und mit viel Krea­ti­vi­tät vor­be­rei­tet, wofür sich Pfar­rer Chris­ti­an Böck bei allen Mit­wir­ken­den – auch den Sand­ba­cher Blä­sern für den fest­li­chen musi­ka­li­schen Rah­men – herz­lich bedank­te. Der Geist­li­che hat­te ein­gangs eben­falls das gewähl­te Mot­to Frie­den ist das Werk der Gerech­tig­keit“ aus dem Buch Jesa­ia in den Mit­tel­punkt gestellt. Je mehr Unge­rech­tig­keit es auf der Welt gebe, umso fra­gi­ler und brü­chi­ger wer­de der Frie­den, rief Böck den Zuhö­rern an der klei­nen fei­nen Pil­ger­stät­te am Ran­de des Neu­bur­ger Wal­des zu und trug das Evan­ge­li­um nach Mat­thä­us aus der Berg­pre­digt vor, in der es heißt: Selig die Sanft­mü­ti­gen, denn sie wer­den das Land erben.“

Die Kol­lek­te war für ein Wai­sen­haus-Pro­jekt von Pater Joseph Amal­raj aus Süd­in­di­en, Mit­glied des Fürs­ten­zel­ler Seel­sor­ge-Teams, in des­sen Hei­mat bestimmt – laut Pfar­rer Böck für die Ärms­ten der Armen und die Ver­las­se­nen“. Das abschlie­ßen­de Wech­sel­ge­bet mün­de­te immer wie­der in den Kehr­vers mit dem Wunsch der Beten­den, Herr, mach mich zu einem Werk­zeug Dei­nes Frie­dens“. Dr. Josef Hech­ber­ger, Pfarr­ge­mein­de­rats­vor­sit­zen­der in Jäger­wirth, leg­te am Ende den Gläu­bi­gen den Sinn des klei­nen Taschen­se­gens von Jesui­ten­pa­ter Tho­mas Gert­ler SJ ans Herz, der es ermög­li­che, in der Hand­flä­che mit dem Dau­men ein Kreuz zu zeich­nen und so Mit­men­schen zu seg­nen – anstatt aus Wut, Ent­täu­schung oder Belei­digt­sein die Hand zur Faust zu bal­len. Den Merk­zet­tel dazu und einen klei­nen Rosen­kranz durf­ten die Teil­neh­mer zur Erin­ne­rung mitnehmen.

Foto und Text: Bern­hard Brunner

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