Am Fronleichnamsfest hat Bischof Stefan Oster Jesus als gewichtigste und gleichzeitig "ungewichtigste" Person überhaupt bezeichnet. Er versprach: Wenn wir uns auf den Glauben an ihn einlassen können, "dann kommt der Segen". Die Prozession musste wetterbedingt im Dom stattfinden.
Bis zum letzten Moment war es nicht sicher: Regnet es erneut oder tut sich ein trockenes Zeitfenster auf? Doch nach dem letzten “Wetter-Check” zum Ende der Messe entschied Dompropst Dr. Michael Bär: Die Fronleichnams-Prozession muss innerhalb des Doms stattfinden. Für die viele Arbeit, die sich Helferinnen und Helfer mit dem Schmücken der Altäre und den Blumenteppichen gemacht hatten, dankte er dennoch herzlich: “Es war nicht umsonst, nicht vergeblich, es war zu Ehren Gottes.”
Dass das Hochfest Fronleichnam zu den großen Anziehungspunkten im Kirchenjahr gehört, bewies der volle Dom zum Pontifikalgottesdienst: Abordnungen von Vereinen und Verbänden, Vertreterinnen und Vertreter der Politik, darunter Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper und stellvertretender Landrat Hans Koller, die Lamplbrüderschaft, die Malteser, Ordensgemeinschaften und Ritterorden, die Katholische Studentengemeinde sowie Studentenverbindungen und die Goldhaubenfrauen waren gekommen, zudem einige Erstkommunionkinder. Drinnen wie draußen entlang des geplanten Prozessionswegs schmückten frische, junge Birken die Mauern.
“Gewichtsprobleme”, freilich nicht die körperlichen, sondern die metaphorischen, machte Bischof Stefan Oster SDB zum Thema seiner Predigt. Alles, was wichtig ist, habe irgendwie Gewicht. Schon im Alten Testament sei die Rede vom “kabod”, aus dem Hebräischen wörtlich übersetzt mit “Gewicht”, Gottes.
Die Predigt von Bischof Stefan Oster hören Sie hier:
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Schon damals, so der Bischof weiter, habe sich Gott auf vielschichtige Weise bemerkbar gemacht: “Auf der einen Seite erkennt man, erspürt man was, und es entzieht sich sofort wieder der Erkenntnis.” Das Phänomen des “kabot” habe es auch im Neuen Testament im Kontext von Jesus gegeben. Dieser habe die Herrlichkeit seines Erscheinens aber so weit zurückgenommen, dass der Mensch sich davon nicht erdrückt wird, erklärte Oster in seiner Predigt weiter, — etwa als hilfloses Baby an Weihnachten und als Gekreuzigter. “So groß ist die Liebe Jesu, die so weit runtersteigt, dass sie uns nicht erdrücken will, sondern dass sie uns die Gelegenheit gibt, uns frei dazu zu verhalten. Der, der so unfassbar gewichtig ist, macht sich radikal klein”, so der Bischof. Seine Deutung: damit wir in Freiheit lernen können, uns zu ihm zu verhalten. Auch an Fronleichnam zeige sich: Es sei angemessen, sich niederzuknien, wenn die Prozession an einem vorbeiziehe. Gleichzeitig sei es angemessen, wenn wir sein Wort hören, zu stehen — als Ausdruck unserer Aufmerksamkeit und der Bereitschaft, mit ihn zu gehen.
Wenn wir als Gläubige lernen, uns auf richtige Weise auf den Herrn als “gewichtigste und gleichzeitig ungewichtigste Person, die jemals über diese Erde gelaufen ist”, einzulassen und uns zu ihm ins rechte Verhältnis zu bringen, erklärte Stefan Oster voller Überzeugung: “Dann kommt der Segen.” Dann verdienten wir den Titel Christinnen und Christen, die für einander einstehen und die “Gewichtslasten” in ihrem Leben ausgleichen. Dieses Verhältnis, so der Bischof, “nennt Jesus selbst Freundschaft”.
Der Gottesdienst wurde vom Domchor mit der “Missa buccinata” von Christian Heiß und Sakramentsmotetten von M. Haller und P. Griesbacher unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger, den Dombläsern, Ludwig Ruckdeschel an der Orgel und Domkantor Maximilian Jäger musikalisch gestaltet.
Stefanie Schreder/pbp