Die Bilder vom Vergehen der Welt passen so gar nicht in die heile Welt der Christkindlmärkte mit ihrem süßen Duft nach Glühwein und Lebkuchen, den zarten Tönen von „Stille Nacht“ und dem lieblichen Jesuskind, das bereits in der Krippe liegt. Die apokalyptischen Ankündigungen im Matthäusevangelium beschwören vielmehr eine Endzeit-Stimmung herauf und konfrontieren mit den Gedanken ans Ende der Welt und des eigenen Lebens.
Advent bedeutet „Ankunft“. Aber wir erwarten eine andere Ankunft Gottes in der Welt, als die, welche uns Matthäus in der Endzeitrede Jesu vor Augen führt! Wir denken dabei an das kleine Kind in der Krippe, das unser Leben nicht wirklich aus dem Gleichgewicht bringt oder gar stört. Wir hoffen auf ein wenig glückselige Weihnachtsstimmung, die wir aus Kindertagen kennen. Wir sehnen uns nach ein wenig Geborgenheit und Glück in den eigenen vier Wänden, um wenigstens für kurze Zeit die Lasten des Alltags und die Friedlosigkeit der Welt vergessen zu können. Das Evangelium des 1. Adventsonntags scheint uns all das nicht gönnen zu wollen!
Advent bedeutet „Ankunft“! „Maranatha“ – „Komm, Herr“! Mit diesem aramäischen Ruf beteten die frühen Christen um die Ankunft Jesu. Dieser Ruf taucht auch heute in den Gebeten und Gesängen der Adventszeit immer wieder auf. „Der Herr ist gegenwärtig“: Auch das kann „Maranatha“ bedeuten! Jesus ist gegenwärtig, Jesus ist schon da! Ohne dass wir es bemerken, teilt er mit uns unser Leben, begegnet er uns im Lächeln eines anderen Menschen, strahlt er uns aus den Augen eines Kindes an, leidet er mit den Kranken, weint er mit den Traurigen, fordert er uns mit den Armen auf, uns für Gerechtigkeit einzusetzen, stirbt er mit denen, deren Leben zu Ende geht.
Trotzdem scheint unsere Welt oft gottlos zu sein! Im Evangelium werden wir aufgefordert, wachsam zu sein und uns bereit zu halten für die Ankunft Jesu. „Maranatha“ – „Herr, komm in unsere Mitte“! Wir dürfen mit der Anwesenheit Jesu rechnen, heute, hier und jetzt! Jesus möchte unser persönliches Leben teilen, unsere Sehnsucht nach einem gelingenden Leben genauso wie unsere Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Uns die Gegenwart Jesu immer wieder bewusst zu machen und darum zu beten, damit uns die Sorgen des Alltags nicht auffressen und wir nicht irrewerden am Zustand der Welt, unseren Blick neu auf Jesus auszurichten, das ist unsere Aufgabe im Advent! Denn Jesus möchte in uns ankommen, in uns geboren werden: „Und wäre Christus tausendmal in Bethlehem geboren und nicht in dir, so wärest du in Ewigkeit verloren.“ (Angelus Silesius, + 1677)
Text: Monika Winter