Als ein Wahrzeichen des Ortes hat Pfarrer Josef Tiefenböck am Patroziniumsfest zum großen „Frauentag“, Mariä Himmelfahrt, die altehrwürdige Marienkirche im Zentrum von Ruhstorf gerühmt. Kirche sei aber mehr als nur dieses Gebäude, dessen Renovierung gleichzeitig gefeiert worden ist, sondern auch „immer der Zusammenschluss von Menschen zu einer Gemeinde.“ Der Dekan legte den vielen Teilnehmern am Festgottesdienst ans Herz: „Jeder ist Kirche. Jeder gibt der Kirche ein Gesicht. Jede und jeder.“
Gott könne in jedem Menschen angetroffen werden, gab der Monsignore zu bedenken. Gerade in einer Zeit, in der manche angesichts der Austrittszahlen gar vom Tod der Kirche sprächen, zähle die Zusage Jesu, dass der Menschensohn gekommen sei, „zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ Sie gelte auch den Gläubigen von heute in Räumen, die wie die Marienkirche einst geweiht worden seien, „damit Menschen sich dort vor Gott einfinden, damit Menschen erkennen, dass jede und jeder Kirche ist.“ Vielleicht müsse man in einer säkularisierten Welt, in der der Mensch Gefahr laufe, sich alles zu verdanken, geerdet werden, heruntersteigen vom hohen Ross, vom Baum wie der in der Bibel beschriebene Oberzöllner Zachäus, „damit Jesus einziehen kann.“
Pfarrer Tiefenböck dankte allen Beteiligten an der umfangreichen Kirchenrestaurierung, nicht zuletzt den öffentlichen Geldgebern, in erster Linie der Marktgemeinde von Ruhstorf, wo Weltliches und Kirchliches in guter Verbindung stünden. Dieses ehrenwürdige Schmuckkästchen, wie der Dekan die Marienkirche nannte, zu erhalten, sei das Verdienst aller Personen, die sich für die Renovierung eingesetzt hätten – angestoßen bereits von seinem Vorgänger Pfarrer Andreas Artinger und dem damaligen Kirchenpfleger Michael Hisch sen. – und die in die Umsetzung getreten seien. „Es ist ein Gotteshaus“, unterstrich der Geistliche, um dessen Wert zu untermauern, von früheren Generationen geschaffen und immer wieder den Neuerungen des jeweils herrschenden Zeitgeistes angepasst.
Auch das Aufsuchen der Kirche habe eine feste Tradition. Manche hätten sie als Kraftort entdeckt, unter anderem auch als Quelle des Trostes, so der Dekan, der hinzufügte: „Der Mensch braucht ein Zuhause, ein Gemäuer, um sich darin wohlzufühlen und Schutz zu haben.“
Tiefenböck verband damit die Hoffnung, als Pfarrer mit seinem Seelsorge-Team Freude an der Kirche als Gemeinschaft vermitteln zu können. „Jeder findet seinen Platz in der Kirche“, sagte der Prediger, der eine „Kirche auf Augenhöhe“ propagierte und bekundete, sich darüber zu freuen, wenn die Kirche auch in den Ämtern viel weiblicher wäre, „nicht nur in den Ehrenämtern.“ Entscheidend sei, wie man selbst zu seinem Glauben stehe, führte der Pfarrer aus – verbunden mit dem Wunsch, Jesus immer wieder neu zu entdecken, auch im Antlitz eines jeden Menschen.
Zur Feier des Renovierungsabschlusses übermittelte Tiefenböck die Grüße von Bischof Stefan Oster, ehe er neben den Kräuterbuschen, die der Frauenbund gegen Spenden für Schwester Teresa Maiers Wirken in Simbabwe verteilte, auch den neuen Altar des Wortes, den Ambo, sowie den Osterkerzenleuchter und die Evangeliar-Ablage am Seitenaltar segnete. Geschaffen hat diese neuen sakralen Ausstattungsgegenstände die Münchner Künstlerin Sabine Straub, die auch der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Stephan Wrana neben den Planern, allen voran Klaus Wimmer vom Architekturbüro Wümrseher, und den Gestaltern, den Handwerkerinnen und Handwerkern unter Regie der beiden Kirchenpfleger Karl Auer und Josef Meier voller Anerkennung erwähnte. Die 1,2 Millionen Euro hätten sich gelohnt, um diese Kirche als künstlerisches Kleinod unter den Modler-Kirchen und als Zeugin der Ortsbesiedelung zu erhalten. Besonderen Dank richtete Wrana an die großherzigen Spender, die ihre Kirche nicht im Stich ließen.
Von einem wahren Schmuckstück schwärmte der stellvertretende Landrat Raimund Kneidinger in seinem Grußwort. Pfarrleben wäre ohne das Ehrenamt nicht möglich, gab er sich in der überfüllten Kirche überzeugt. Die angenehme Zusammenarbeit zwischen der weltlichen und der kirchlichen Gemeinde lobte Ruhstorfs Bürgermeister Andreas Jakob angesichts vieler bereits umgesetzter Gemeinschaftswerke. „Bei uns funktioniert’s, wir halten zusammen“, rief Jakob aus, der nicht unerwähnt ließ, dass der Markt Ruhstorf 45.000 Euro für die Renovierung der Marienkirche in den zurückliegenden drei Jahren zur Verfügung gestellt hat.
Am Ende der Feier ehrte Dekan Tiefenböck besonders den ehemaligen Kirchenpfleger Karl Auer für sein Engagement – „gefühlte tausend Jahre in Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung“. Auer sei über 60 Jahre mit der Kirche „verbandelt“, merkte der Pfarrer an. Für drei Jahrzehnte treuen Einsatz in der Kirchenverwaltung gab es ebenfalls Urkunde und Geschenkgutschein – samt Blumen für die Ehefrauen – für Heinrich Sichinger. Zum Schluss des Gottesdienstes, den die Ruhstorfer Bläser unter Leitung von Josef Maderer, der Pfarrchor mit Dirigent Josef Bertl, Organist Christoph Wiedmann und Sopranistin Katja Maderer eindrucksvoll musikalisch umrahmten, erklang aus der tiefer Seele und hörbarer Dankbarkeit heraus der Gesang „Großer Gott, wir loben Dich“.
Bilder und Text: Bernhard Brunner