Mit einem festlichen Gottesdienst ist am 1. März im Erfurter Dom die Fastenaktion 2020 von MISEREOR eröffnet worden. Unter dem Motto "Gib Frieden!" richtet das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit den Fokus auf den Krieg in Syrien und die Auswirkungen auf das Nachbarland Libanon.
Dort ringen MISEREOR-Partnerorganisationen in einer ausweglos scheinenden Situation um ein friedliches und respektvolles Miteinander und helfen den Menschen, wieder Lebensmut und Kraft für die Bewältigung des Alltags zu schöpfen. MISEREOR bittet daher um Unterstützung für seine Arbeit und Spenden für die Menschen in Syrien, Libanon und weltweit.
In seiner Predigt beschrieb der Apostolische Nuntius in Syrien, Kardinal Mario Zenari eindringlich das Leid der Menschen, deren Leben nun schon seit fast neun Jahren von furchtbarer Gewalt, Armut und Hoffnungslosigkeit geprägt ist. “Während des vergangenen Winters sind allein fünfzig Babys auf der Flucht vor der Schlacht um Baghouz wegen schlechter Ernährung, fehlender Wasserversorgung und Kälte gestorben, manche in den Armen ihrer Mütter, andere nach ihrer Ankunft im Lager von Al-Ho.” Bis heute erfrören und verhungerten verlassene Kinder in zerstörten Gebäuden. Die Kirche sei dazu aufgerufen „Feldlazarett“ zu sein, um das Leid der Menschen zu lindern. Der Kardinal dankte der Bundesrepublik Deutschland für die Aufnahme der syrischen Flüchtlinge und sprach seine Wertschätzung für die Solidarität und Hilfe in der Kriegsregion aus, die von christlichen Werken wie MISEREOR geleistet würde.
Gegen Gleichgültigkeit und Ignoranz
MISEREOR-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel sagte, dass überall auf der Welt Gewalt und Konflikte eskalierten. “Frieden ist ein fragiles Gut geworden. Die Klimafrage, Fluchtbewegungen, Ungleichheit, Armut und Hunger — all das sind Bedingungen, ob Frieden gelingen kann oder auch nicht”. Der Krieg in Syrien und die Auswirkungen auf die Nachbarländer stellten für die Menschen vor Ort eine Katastrophe dar. Das Leitwort der MISEREOR-Fastenaktion 2020 sei daher auch ein Ausdruck der Ohnmacht von Menschen in einer Region, die seit vielen Jahren keinen Frieden findet. “Zugleich ist es ein Zuruf an uns, gegen Gleichgültigkeit und Ignoranz und für ein Engagement für den Frieden.”
Einsatz für ein friedliches Zusammenleben in Deutschland
Beim anschließenden Empfang im Erfurter Rathaus appellierte der Oberbürgermeister von Erfurt, Andreas Bausewein, an die Menschen in Erfurt und in ganz Deutschland, sich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. “Wir können uns glücklich schätzen, in unserem Land ein Leben in Frieden und Freiheit zu führen. Das ist kein Naturgesetz. Es ist daher unsere Aufgabe dafür zu sorgen, dass Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen müssen bei uns eine Heimat finden.”
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte mit Blick auf die aktuelle Lage in Syrien: “Es ist erschreckend, dass wieder einmal Menschen als Verhandlungsmasse zwischen Kriegsparteien eingesetzt werden. Für uns Christen ist es eine bleibende Aufgabe, uns für den Frieden und für andere Menschen einzusetzen.” Man dürfe die Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, nicht als Masse sehen, sondern müsse jedem einzelnen Schicksal gerecht werden.
Sammlung in allen katholischen Gemeinden
Bis Ostern werden zahlreiche Engagierte in ganz Deutschland über die Arbeit von MISEREOR berichten und mit Aktionen wie dem Solibrot-Verkauf, Coffee-Stopps und Solidaritätsläufen um Spenden werben. Auch Repräsentanten der MISEREOR-Partnerorganisationen aus Syrien und dem Libanon berichten an vielen Orten der Republik über ihre Arbeit. Am 29.März, dem fünften Fastensonntag, wird bundesweit in allen katholischen Pfarrgemeinden für MISEREOR gesammelt. Das Werk fördert zurzeit in rund 80 Ländern über 2.800 Projekte.
Quelle: Misereor