Es war eine Premiere für das Bayerische Pilgerbüro. Zum ersten Mal hatte das kirchliche Reisebüro eine eigene Pilgerreise für Jugendliche und junge Erwachsene angeboten. Das Ministrantenreferat Passau wurde dafür als Kooperationspartner ins Boot geholt. Unter dem Titel „Gott, Glaube und Gezeiten“ machte sich eine Gruppe von 32 Jugendlichen mit dem Busunternehmen Seibold auf den Weg nach Frankreich.
Ihr Ziel war der Mont-Saint-Michel, direkt an der Grenze zwischen Normandie und Bretagne. Dort war im Jahr 708 der hl. Erzengel Michael dem Bischof von Avrange erschienen und hatte ihn gebeten, auf dem Berg vor der Küste ein Heiligtum zu errichten.
Wegen der langen Fahrtstrecke machte die Gruppe einen Zwischenstopp in Reims, wo sich am Abend spontan die Gelegenheit ergab eine Ton- und Lichtshow an der Westfassade der Kathedrale mitzuerleben. Nach einer Übernachtung besuchten die jungen Pilger die wunderbare Kathedrale von Reims und setzten anschließend ihre Reise fort. Am Nachmittag kamen sie nach Avranges, wo Bischof Aubert der hl. Michael im Traum erschienen war. Danach war es nur noch ein kurzer Weg nach Ardevon. Dort bezogen die Teilnehmer*innen ihr Quartier in einer ehemaligen Priorei des Klosters von Mont-Saint-Michel, jetzt ein christlich geführtes Gästehaus, und feierten dort ihren ersten Gottesdienst.
Der nächste Tag begann mit einer geführten Wattwanderung. Wie die Pilger im Mittelalter näherten sich dabei die Jugendlichen dem Mont-Saint-Michel bei Ebbe durch das Watt der Bucht. Erklommen wurde der Berg allerdings erst am Morgen des folgenden Tags. Nach einem Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Pierre wurde die Gruppe durch die 1000 Jahre alte Abtei sowie deren Kirche geführt. Abgeschlossen wurde der Besuch des hl. Berges mit der Teilnahme am Mittagsgebet der im Kloster angesiedelten Gemeinschaft von Jerusalem.
Der darauffolgende Tag stand ganz im Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Am Morgen besuchten die jugendlichen Pilger den sogenannten „Omaha Beach“, einen der fünf Strandabschnitte an denen die Alliierten am 6. Juni 1944, also vor genau 75 Jahren, gelandet waren um West-Europa von der Herrschaft der Nazi-Diktatur zur befreien. Dies und der Besuch des Memorial Museums war für die Gruppe bewegend und stimmte die Teilnehmenden nachdenklich. Nach dem Besuch des nahegelegenen Bayeux kehrte die Gruppe ins Quartier zurück wo der Geistliche Begleiter der Gruppe, Pfarrer Michael Hirmer aus Teublitz, nach dem täglichen Tagesrückblick und Abendgebet zum Sakrament der Versöhnung einlud. Dieses Angebot wurde von vielen Teilnehmenden wahrgenommen.
Am letzten Tag in Ardevon hatte die Gruppe die Gelegenheit Frankreich nochmal in seiner ganzen Fülle zu genießen. Nach dem Besuch des malerischen Städtchens Saint Malo in der Bretagne mit seiner berühmten Stadtmauer, folgte ein Badeausflug an den Atlantik. Im Anschluss ging es nach Cancale, berühmt für die frischesten und günstigsten Austern in ganz Frankreich. Fast alle Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit diese außergewöhnliche Meeresfrucht zu kosten. Zum letzten Programmpunkt dieses Tages machte sich die Gruppe ein weiteres Mal auf dem Weg zum Mont-Saint-Michel, wo die Pilger an der Vesper der Gemeinschaft von Jerusalem teilnahmen. Während des Gebetes kam die Flut in die Bucht, so dass die Teilnehmer*innen den heiligen Berg nun zum ersten Mal auch vom Wasser umspült erlebten.
Nach kurzem Aufräumen und dem Abschied aus Ardevon brachen die Jugendlichen wieder Richtung Heimat auf. Unterwegs besuchten sie dabei die Kathedrale von Chartres mit dem berühmten Bodenlabyrinth mit einem Durchmesser von fast 13 Metern und 260 Gehstrecke, die von allen Teilnehmenden in meditativer Stille durchschritten wurden. Übernachtet wurde schließlich wieder in Reims. Dort feierte die Pilgergruppe in der Abteikirche St. Remi am Morgen des letzten Tages der Glaubensfahrt ihren Abschlussgottesdienst, bei dem Gott für alle Erlebnisse und die gute Gemeinschaft gedankt wurde.
Das gemeinsame Kochen, Essen und Beten ließ eine ganz besondere Stimmung entstehen. Jeden Tag wurden bis spät in die Nacht die gemeinsamen Erfahrungen ausgetauscht, gespielt und gesungen. Die Reiseleitung Lilly Fischer und Michael Winichner sowie Theresa Knapp vom Ministrantenreferat Passau konnten auf eine gelungene Fahrt zurückschauen. Nur eine Frage blieb noch offen: Wohin geht die nächste Jugendfahrt des Bayerischen Pilgerbüros?
Text: Bayerisches Pilgerbüro in Zusammenarbeit mit dem Ministrantenreferat Passau