Bischof

Das letzte Abendmahl

Stefanie Hintermayr am 28.03.2024

432 A5052 1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Mit zahlreichen Gläubigen hat Bischof Stefan Oster SDB im Passauer Stephansdom gemeinsam das Abendmahlsamt am Gründonnerstag gefeiert und an die Einsetzung der Eucharistie erinnert. Das „Triduum Paschale“, die drei österlichen Tage, haben damit begonnen.

Das Christsein lernen von Jesus – Predigt

In sei­ner Pre­digt ging der Bischof auf den Dia­log zwi­schen Jesus und Petrus in der Hei­li­gen Schrift ein, unmit­tel­bar in dem Moment, in dem er ihm die Füße waschen will. Auf den Aus­spruch Jesu Du ver­stehst es jetzt noch nicht“ habe Petrus geant­wor­tet Nie­mals, Herr, sollst du mir die Füße waschen“. Schließ­lich sei die Fuß­wa­schung ein Skla­ven­dienst gewe­sen, so Bischof Ste­fan. Jesus habe dar­auf­hin aber gesagt: Wenn ich dich nicht wasche, hast du kei­nen Anteil an mir.“ – Und: Wer vom Bad kommt, der ist schon ganz rein, der muss sich nur noch die Füße waschen.“ Im Nach­den­ken über die­se auf ver­schie­dens­te Wei­sen gedeu­te­te Bibel­stel­le sei dem Bischof ein Bei­spiel ein­ge­fal­len. Wenn sich Paa­re zusam­men­fin­den, dann kommt irgend­wann der Moment, wo man sich für­ein­an­der ent­schei­det.“ Zwangs­läu­fig tau­che die Fra­ge auf: Enga­gie­re ich mich ganz? Tre­te ich ganz ein in die Bezie­hung? Wer­den wir wirk­lich ein Paar?“ Ähn­lich ver­hal­te es sich auch mit einem Tauf­be­wer­ber, der neu in die Gemein­schaft der Gläu­bi­gen ein­tre­te, so Bischof Ste­fan. Zwangs­läu­fig stün­de er frü­her oder spä­ter vor Fra­gen, wie sie Jesus einst stell­te: Darf ich dir jetzt gewis­ser­ma­ßen die Füße waschen? Stehst du jetzt zu mir? Stehst du jetzt zu die­ser Kir­che, als gan­zer Mensch?“ Auf den Tag des letz­ten Abend­mahls bezo­gen stel­le Jesus auch hier die Fra­ge: Stehst du jetzt zu mir mit allen Kon­se­quen­zen?“ Was er folg­lich sag­te, war etwas ganz Ent­schei­den­des, so der Bischof: Jesus sagt, mein Kom­men bedeu­tet nicht nur, ich voll­brin­ge Wun­der­ta­ten, ich pre­di­ge tol­le Sachen wie die Berg­pre­digt. Die­se Wahr­heit, die ich dir und euch zu sagen habe, die ist nur dann wirk­lich wahr, wenn sie sich in absichts­lo­se Lie­be hin­ein­über­setzt.“ Das bedeu­te auch, so Bischof Ste­fan wei­ter, ler­nen, auch sei­ne Fein­de zu lie­ben. Viel­leicht spürt Petrus nach und nach, mit ihm gehen zu ler­nen, heißt lie­ben zu ler­nen. Es bedeu­tet aber zuerst, (…) Lie­be, die von ihm kommt, anzu­neh­men, sich berüh­ren zu las­sen, ver­ste­hen zu ler­nen, dass ich die­se Lie­be nötig habe, viel­leicht sogar nöti­ger als alles ande­re in der Welt. Die­se Gestalt von Lie­be, die sich weg­gibt, die bereit ist, sich aus­zu­lee­ren, die bereit ist, für die Freun­de zu ster­ben, obwohl sie sind, wie sie sind und obwohl sie noch am sel­ben Abend, als er gefan­gen­ge­nom­men wird, heißt es lapi­dar im Evan­ge­li­um, und sie flo­hen alle. Obwohl sie sind, wie sie sind, liebt er sie!“ 

Was wir mit dem letz­ten Abend­mahl fei­ern, bedeu­te schließ­lich Christ­sein ler­nen, so der Bischof. Und das bedeu­tet zual­ler­erst, die Art von Lie­be anzu­neh­men, sich davon berüh­ren zu las­sen, sich davon hei­len zu las­sen aus der eige­nen Ego­zen­trik (…).“ Ganz dem ers­ten Gebot getreu: Du sollst den Herrn lie­ben mit dei­ner gan­zen See­le, dei­nem gan­zen Her­zen, dei­ner gan­zen Kraft. Er schloss mit den Wor­ten: Wenn wir heu­te mit­ge­hen und nicht weg­ren­nen, dann ste­hen wir mor­gen Nach­mit­tag auch mit ihm am Kreuz und akzep­tie­ren und fei­ern sogar sei­nen Tod und gehen Ostern ent­ge­gen ins neue Leben.“

Die Predigt als Podcast zum Nachhören

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Die rituelle Fußwaschung

Wie es am Grün­don­ners­tag Brauch ist, hat der Bischof im Anschluss an sei­ne Pre­digt zwölf Per­so­nen die Füße gewa­schen: sechs Mit­ar­bei­tern aus dem Donau­hof und sechs ehren­amt­li­chen Frau­en in der Trau­er­be­glei­tung. Zwölf, weil Jesus am Tag des letz­ten Abend­mahls den zwölf Apos­teln die Füße gewa­schen und getrock­net hat­te. Die­ser Ritus erin­nert jedes Jahr an die Lie­bes­tat des Herrn“ für sei­ne Jün­ger, wie es im Johan­nes­evan­ge­li­um geschrie­ben steht (Joh 13,115).

Die Einsetzung der Eucharistie

Mit dem Ein­schub im Hoch­ge­bet In der Nacht, in der er aus­ge­lie­fert wur­de — das ist heu­te“ wird der Ein­set­zung der Eucha­ris­tie am Tag des letz­ten Abend­mahls jedes Jahr an Grün­don­ners­tag gedacht. Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken glau­ben seit­her an die Real­prä­senz“, an die wirk­li­che Gegen­wart von Jesus Chris­tus in Brot und Wein, die in der Eucha­ris­tie zu sei­nem Fleisch und Blut gewan­delt wer­den. Jesu Opfer am Kreuz wird so in jeder Eucha­ris­tie­fei­er gegen­wär­tig und fruchtbar.

Das Triduum Paschale

Mit dem Abend­mahl­samt beginnt das soge­nann­te Tri­du­um Pascha­le“ bzw. das öster­li­che Tri­du­um und damit die drei­tä­gi­ge Fei­er von Lei­den, Ster­ben und Auf­er­ste­hung Jesu Chris­ti. Die Got­tes­diens­te an Grün­don­ners­tag, Kar­frei­tag und zu Ostern bil­den lit­ur­gisch und inhalt­lich eine Ein­heit. Die für die­se Tage typi­schen Riten ver­deut­li­chen, dass das Tri­du­um Pascha­le eine ein­zi­ge gro­ße Fei­er, der Höhe­punkt des Kir­chen­jah­res, ist.

Typisch an Grün­don­ners­tag ist, neben der ritu­el­len Fuß­wa­schung, auch der Abschluss des Got­tes­diens­tes ohne die gewohn­ten Schluss­ri­ten. Sämt­li­cher Altar­schmuck wird ent­fernt. Und, ein­lei­tend zum Kar­frei­tag, dem Todes­tag Jesu, endet der Got­tes­dienst in Stille.

Abschluss in der Andreaskapelle

Wie es Brauch ist, wur­de das Aller­hei­ligs­te zusam­men mit den übrig­ge­blie­be­nen kon­se­krier­ten Hos­ti­en schließ­lich in einer fei­er­li­chen Pro­zes­si­on in die Andre­as­ka­pel­le über­tra­gen. Der Bischof lud die Gläu­bi­gen dazu ein, dort das Ölberg­lei­den Jesu mit­zu­voll­zie­hen, beglei­tet durch die Scho­la mit dem Wort Jesu Blei­bet hier und wachet mit mir“. Wie die Jün­ger einst in der Nacht vor Jesu Tod den Auf­trag hat­ten, mit ihm und an sei­ner Sei­te im Gar­ten Get­se­ma­ni zu wachen und zu beten, waren auch die Gläu­bi­gen dort bis 22 Uhr zum Gebet eingeladen.

Musi­ka­lisch gestal­tet wur­de das Abend­mahl­samt vom Vokal­ensem­ble Cap­pel­la Cathe­dra­lis unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unterguggenberger.

Die Predigt auf YouTube

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