Bistum

"I hob fei en Hitler überlebt" - Editorial von Werner Friedenberger

Stefanie Hintermayr am 28.01.2020

Verborgenesleben20 200128 095647 Foto: Pan­do­ra / Iris-Productions

Die Geschichte der Magdalena Endl - Liebe Lena, heute bekommst Du einen Brief von mir, auch wenn Du, leider, schon verstorben bist. So beginnt der Brief im aktuellen Editorial von Werner Friedenberger im Passauer Bistumsblatt.

In die­sen Tagen habe ich an Dich und Dei­ne Geschich­te gedacht, die Du als jun­ges Mäd­chen in Dei­ner Hei­mat erlit­ten und mir oft erzählt hast. Durch die bei­den Kino­fil­me über Franz Jäger­stät­ter und Otto Neuru­rer (sie­he Sei­te 1, 10 und 11), die den Natio­nal­so­zia­lis­ten die Stirn boten, in ihrer Mensch­lich­keit stand­haft blie­ben und des­halb ermor­det wur­den, ist mir auch Dein Schick­sal durch den Kopf gegan­gen. Du bist – gott­lob – mit dem Leben davon­ge­kom­men. Wenn ich Dir zum neu­en Jahr alles Gute wünsch­te oder zum Geburts­tag gra­tu­lier­te, kam von Dir meis­tens ein Satz mit unbän­di­ger Lebens­freu­de:​„I hob fei an Hit­ler über­lebt!“ Das von Dir Gesag­te mach­te stets deut­lich, dass der brau­ne Ter­ror auch bei uns direkt vor der Haus­tür war.

Schon als klei­nes Mäd­chen hast Du in dem Dorf an der Donau gespürt, dass, wo das Recht hin­aus­ge­wor­fen wird, der Schre­cken Ein­zug hält. Wir Nach­ge­bo­re­nen haben viel über die­se Zeit gehört, gele­sen und gese­hen – und den­noch ist das Gesche­he­ne unbegreiflich. 

Dei­ne Geschich­te, die der klei­nen Lena, berührt und bewegt: Da die Nazi-Bar­­ba­­rei kei­ne Gren­zen kann­te, wur­den auch Kran­ke und Behin­der­te umge­bracht. Du bist mit einem etwas kür­ze­ren Bein auf die Welt gekom­men. Damit das nicht​„auf­fällt“, hat man Dir am Tag des Schul­ein­tritts beim obli­ga­to­ri­schen Foto die Schie­fer­ta­fel mit der Jah­res­zahl vors Bein gestellt… Eines Tages wur­de Dein Vater, Land- und Gast­wirt, in die Gemein­de­kanz­lei geru­fen. Und dort bekam er etwas zu hören, das ihm das Gefühl gab, als wür­de ihm jemand das Herz aus dem Lei­be rei­ßen. Dei­ne Wor­te:​„Da ist ihm vom Nazi-Bür­­ger­­meis­­ter eröff­net wor­den, dass er sich vor­be­rei­ten soll, dass ich ein­mal abge­holt wer­den kann, weil es sol­che Kin­der wie mich nim­ma geben darf in der Hitlerzeit.“

Foto: Pan­do­ra / Iris-Productions

Text: Wer­ner Friedenberger

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