Was erhoffen sie sich vom Sonntag der Solidarität?
Viele Menschen in Deutschland leiden unter der Corona-Pandemie und ihren Folgen. Aber in großen Teilen der Welt sieht es noch viel schlimmer aus. Der weltkirchliche Sonntag des Gebets und der Solidarität setzt deshalb ein Zeichen: Christen haben einen weiten Blick und wissen, dass die Nächstenliebe keine Grenzen hat. Wir vergessen die Notleidenden dieser Welt nicht, auch wenn wir selbst in Schwierigkeiten stecken.
Die geforderte Solidarität bemisst sich an der Größe der Herausforderungen in den ärmeren Ländern und an den eigenen Möglichkeiten. Trotz aller Schwierigkeiten haben Gesellschaft und Kirche in Deutschland immer noch relativ viele Ressourcen, um die Probleme der Corona-Pandemie zu bewältigen. Als Christen ist es uns aber immer aufgetragen, uns der Ärmsten weltweit anzunehmen und ihre Not zu beheben, soweit es möglich ist. Das ist christliche Solidarität.
Wie kann jeder von uns solidarisch sein – durch Spenden und darüber hinaus?
Spenden sind wichtig. Wer etwas abgibt, zeigt, dass es ihm oder ihr wirklich ernst ist mit einer Sache. Aber auch das Engagement in Kirche, Gesellschaft und Politik ist von großer Bedeutung. Christen sind engagierte Lobbyisten für die Armen! Corona droht die Lebensgrundlagen von hunderten Millionen Menschen zu zerstören. Nur durch gezielte und zugleich groß angelegte Wirtschafts- und Sozialprogramme kann dem entgegengewirkt werden. Es kommt also auch auf die richtigen politischen Entscheidungen an – mutige Entscheidungen, die nicht zum Nulltarif zu haben sind. Wir alle können dazu beitragen, dass eine solche engagierte Politik in Deutschland und Europa, ja auch auf der globalen Ebene genügend Rückenwind aus der Gesellschaft erhält.
Wie beurteilen Sie die Dramatik der Corona-Lage in den Entwicklungsländern – und wie sehr kann die Unterstützung der katholischen Hilfswerke die Not lindern?
Ich bin mit vielen Bischöfen, Priestern und Laien im ständigen Kontakt, besonders jetzt. Die Lage in den einzelnen Ländern ist sehr unterschiedlich. Aber insgesamt zeigt sich doch das Bild einer gigantischen Herausforderung. Die Entwicklungserfolge der zurückliegenden Jahrzehnte könnten zunichte gemacht werden. Die Zahl der Hungernden, die erfreulicherweise in den letzten Jahren rückläufig war, nimmt derzeit erschreckend zu. Jüngste Studien zeigen: Bis zu 70 Millionen Menschen könnten schon in naher Zukunft zum Heer der Hungernden hinzukommen. Wie viel die Kirchen vor Ort mit der Unterstützung unsere Hilfswerke ausrichten können, ist nicht leicht zu beziffern. Aber man kann mit Gewissheit sagen: Die Kirchen in den Entwicklungsländern sind im Ernährungssektor, im Gesundheitswesen und in der Bildung nahe bei den Armen und helfen effektiv und nachhaltig – oft weit mehr als staatliche Stellen dies vermögen.
Warum ist eine global solidarische Welt gerade jetzt wichtig?
Eine globale Krise kann nur global überwunden werden. Wer jetzt auf nationale Lösungen setzt und den Blick von den anderen abwendet, der mag kurzfristig den einen oder anderen Vorteil für sich herausschlagen. Mittel- und langfristig aber wird er von den Folgen der eigenen Selbstbezogenheit und Kurzsichtigkeit eingeholt. Die katholische Kirche ist demgegenüber immer auf das Ganze der Welt ausgerichtet. Wir denken im Horizont des Weltgemeinwohls. Nur wer weltweite Nächstenliebe übt, liebt sich auch selbst.
Quelle: DBK
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