Das Bistum Passau veröffentlicht die Jahresabschlüsse für das Jahr 2022. „Trotz stark gestiegener Rohstoffpreise, steigender Inflation und damit verbundenen Teuerungen, war die Situation der Wirtschaftsbetriebe in der Region stabil“, erklärt Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner. Das wirkt sich auch positiv auf die Finanzentwicklung des Bistums im vergangenen Jahr aus, denn die Kirche konnte im Bereich der Einkommenssteuer im Vergleich zum Vorjahr deutliche Zuwächse erzielen. „Die Diözese konnte insgesamt einen Jahresüberschuss von 3,8 Millionen Euro verzeichnen. Dieser Überschuss wurde den Rücklagen zugewiesen, so dass das Wirtschaftsjahr mit einem Bilanzgewinn von 0 Euro abgeschlossen wurde.“ Die Finanzsituation des Bistums bleibt auch von den jüngst hohen Austrittszahlen noch unberührt, da das Hauptvolumen der Kirchensteuereinnahmen zu einem großen Teil von den geburtenstarken Jahrgängen gestemmt werde, so Sonnleitner weiter. Insgesamt sind beim Rechtsträger der Diözese im Jahr 2022 die betrieblichen Erträge um 8,1 Millionen Euro auf 144,2 Millionen Euro gestiegen. 117 Millionen dieser Erträge stammen aus den Kirchensteuereinnahmen. Auch die Kirchensteuereinnahmen waren um 8,7 Millionen Euro höher als im Vorjahr.
Anders dagegen sieht es beim Bischöflichen Stuhl aus, der zum Jahresende 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen Jahresfehlbetrag von rund 21 Millionen Euro aufweist. „Der Jahresfehlbetrag von gut 21 Millionen Euro ist fast zur Gänze auf Abschreibungen auf Finanzanlagen und auf Wertpapiere des Umlaufvermögens zurückzuführen“, erklärt Sonnleitner. Infolge der deutlich gestiegenen Inflationsraten und dem nachfolgenden raschen Zinsanstieg konnten Abschreibungsbedarfe auf Rentenpapiere nicht verhindert werden. Die Aktienmärkte kamen im gleichen Zeitraum auch massiv unter Druck, da infolge der raschen Erhöhung der Leitzinsen mit einer signifikanten Wachstumsabschwächung gerechnet wurde. „Die Auswirkungen des Ukrainekrieges waren auch hier deutlich zu spüren. Insgesamt ist festzustellen, dass wir uns bei der Bewirtschaftung des Finanzanlagevermögens — wie andere Marktteilnehmer auch — dieser Entwicklung in 2022 nicht entziehen konnten. Für 2023 rechnen wir mit einer deutlichen Erholung und Zuschreibungen; das erste Halbjahr 2023 bestätigt diese Erwartung bereits“, so Sonnleitner weiter.
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Sparkurs und Stärkung des Ehrenamts
Der im Bistum eingeleitete Sparkurs wird weitergegangen, auch wenn im Bistum für 2023 noch nicht mit gravierenden Einschnitten gerechnet werden müsse. „Ich bin allen Haushaltsverantwortlichen dankbar, dass dies konsequent umgesetzt wird und alle Aktivitäten und Ausgaben auf den pastoral-strukturellen Erneuerungsprozess hin ausgerichtet werden“, so Sonnleitner. Auch was die baulichen Maßnahmen im Bistum angeht, werde man weiterhin „fokussieren und reduzieren müssen.“ Besonders stärken wollen die Verantwortlichen im Bistum künftig das Ehrenamt. Ehrenamtliche, die z.B. Aufgaben aus ihrer Glaubensüberzeugung heraus sich in den Pastoralen Räumen einbringen und Aufgaben übernehmen wollen, sollen dafür ausgebildet und gefördert werden. Entsprechende Finanzmittel werden in Form einer Rücklage in Höhe von fünf Millionen bereitgestellt. Ein breites Bildungsangebot soll gestuft und aufeinander abgestimmt entwickelt und in die Umsetzung gebracht werden — auch in Form eines berufsbegleitenden Studiums. Die zweckgebundene Rücklage soll die Kostenfreiheit über mehrere Jahre hinweg sicherstellen. „Das außerordentliche Plus, das wir bei den Finanzen der Diözese im letzten Jahr erzielen konnten, fließt zu einem großen Teil direkt in die Fläche des Bistums zurück“, so Sonnleitner, der den Kirchensteuerzahlerinnen und –zahlern dankbar ist, die somit dazu beitragen, das pastorale Leben im Bistum aufrechtzuerhalten. Auch die Schöpfungsverantwortung und Nachhaltigkeitstransformation wird im Bistum Passau großgeschrieben. So wird aus dem Vermögen des Bischöflichen Stuhls mit einer Gesamtsumme von 190.000 Euro ein fünfjähriges Forschungsprojekt an und mit der Universität Passau mit dem Titel „Ökosoziale Transformation konkret: Laudato Si‘ und Fratelli tutti in Forschung und Praxis“ finanziert.
Hinweis
Die Veröffentlichung der Jahresabschlüsse des Bischöflichen Stuhls, der Diözese, des Domkapitels und der Emeritenanstalt erfolgt gemäß den Vorgaben des Handelsgesetzbuchs und erfüllt damit den höchsten Transparenzstandard. Die Jahresabschlüsse haben ein uneingeschränktes Testat eines unabhängigen Wirtschaftsprüfers erhalten. Zusätzlich werden seit 2021 bei den Abschlüssen der Diözese und des Bischöflichen Stuhls ausführliche „Lageberichte“ veröffentlicht, die auf der Homepage des Bistums nachgelesen werden können.