
„Wo sands denn…?“ – Unter diesem Motto haben sich die rund 60 TeilnehmerInnen der Jugendseelsorgetagung intensiv mit dem Thema Ehrenamt auseinandergesetzt. Die in der Jugendarbeit der Kirche von Passau Beschäftigten haben sich am 23./24. Februar zudem mit der Firmung befasst – und sich darüber auch mit Bischof Stefan Oster ausgetauscht.
AusbilderInnen im pädagogischen sowie im theologisch-pädagogischen Bereich, Priester und Diakone, PastoralassistentInnen/‑referentInnen und GemeindeassistentInnen/‑referentInnen: All diese Berufsgruppen, allesamt hauptamtlich Beschäftigte bei der Kirche von Passau, waren am 23. und 24. Februar ins Haus der Jugend Passau-Oberhaus gekommen zur diesjährigen Jugendseelsorgetagung. Die beiden Themen Firmung und Ehrenamt bestimmten die Tagung. Zwei Themen, bei denen es in erster Linie um die eine Zielgruppe geht: Jugendliche – und damit „die Kirche von morgen“. Und die liegt Bischof Stefan Oster sehr am Herzen, sodass er sich auch gerne Zeit genommen hat, beim zweiten Tag mit dem Fokus auf das Ehrenamt dabei zu sein. „Das freut uns natürlich sehr“, so Jugendpfarrer Wolfgang de Jong bei der Begrüßung. Im Team mit Jugendreferent Wolfgang Schurr und den beiden Jugendseelsorgern Nick Pfeiffer und Johannes Geier hat er die Jugendseelsorgetagung organisiert.
Kirche – Ort der Talente
„Ich beschäftige mich schon sehr lange mit dem Thema Ehrenamt“, begrüßte die Nürnberger Professorin Doris Rosenkranz die TeilnehmerInnen zu Beginn Ihres Vortrags. Sie unterrichtet an der Technischen Hochschule Nürnberg u.a. im Studienfach Soziologie. „Die Zukunft sieht nicht so rosig aus und gleicht eher einem zarten Pflänzchen“, betonte sie eingangs. Das freiwillige, unentgeltliche, gemeinwohlorientierte, an Institutionen (wie dem Bistum Passau) gebundene Ehrenamt sei schließlich keinesfalls selbstverständlich. Sie verwies auf sechs grundlegende Thesen. Ehrenamt ist nicht selbstverständlich, kein Ersatz für Hauptamt, kein “Sparmodell”, hat eigene Qualität, braucht gute Infrastruktur und Rahmenbedingungen, braucht Geld, Zeit und Personal.
Warum also sollte sich ein junger Mensch ehrenamtlich engagieren? Aktuelle Studien belegten, so Rosenkranz, dass die Hauptmotivation die Freude an der Tätigkeit sei. „Der Altruismus, etwas für und mit anderen zu machen, schwingt hier natürlich immer mit“, merkte die Professorin an. Zudem motivierten, etwas zum Gemeinwohl beizutragen und etwas Gutes zu tun, (Zusatz-)Qualifikationen zu erwerben und die sog. Selbstwirksamkeit. Sich selbst einzubringen und damit etwas zu gestalten bzw. seinen Teil beizutragen sei maßgeblich für die Entscheidung zum Ehrenamt, so Rosenkranz. Positiv stimmen könne die Tagungsteilnehmer, dass laut Studie 82 Prozent der 14- 29-Jährigen „sicher“ oder zumindest „vielleicht“ ein Ehrenamt ausüben wollten. „Das höchste Potential hat die Altersgruppe, die Sie im Blick haben.“ Hingegen seien junge Menschen mit bestimmten Qualitäten wie beispielsweise guter Bildung „ein knappes Gut“, meinte Rosenkranz. „Die werden von den Institutionen stark umworben.“
Wie also können Jugendliche/junge Erwachsene neu fürs Ehrenamt gewonnen werden, laute die zentrale Fragestellung. In einer Zeit, in der junge Menschen viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, sei das durchaus eine Zukunftsaufgabe. Aber eine mögliche, wenn es gelinge, soziale Medien wie beispielsweise Instagram mit dem Ehrenamt zu verbinden, erklärte die Professorin. „Notwendig ist ein Perspektivwechsel!“ Der Frage, was die künftig Engagierten wollen, müsse man sich unbedingt stellen – Stichwort Freiwilligenmanagement. Es gelte, ein attraktives „Angebotspäckchen“ zu schnüren, das man den am Ehrenamt Interessenten übergeben möchte. Sie schloss mit ihrer zentralen Anmerkung: „Was Menschen wollen, ist gesehen zu werden – ganz im Sinne der Selbstwirksamkeit.“ Mit all seinen Ehrenamtlichen sei die Kirche schließlich auch ein „Ort der Talente“.