Mit einer ausgewogenen Mischung aus Theoriearbeit und praktischen Angeboten lud die JuSeTa die teilnehmenden Hauptamtlichen aus der Jugendarbeit dazu ein, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen und sich entsprechendes Handwerkszeug anzueignen. Hauptorganisator Wolfgang Schurr aus dem Grundsatzreferat des Bischöflichen Jugendamts bedankte sich eingangs insbesondere bei seinem Team um Michaela Bogner, Isabella Jaufmann und Lee Tanzer. Grüße gab er auch im Namen von Jugendpfarrer Hubertus Kerscher an die Teilnehmenden weiter. Den Einstieg in das Programm bildete am Mittwoch ein Vortrag von Prof. Dr. Markus Weißer, Professor am Lehrstuhl für Dogmatische Theologie und theologische Gegenwartsfragen an der Universität Passau.
Weißer startete in seinen Vortrag mit dem Begriff des „Credo – Ich glaube“. Dazu zog er zunächst den Theologen Christoph Theobald heran, der davon ausgehe, dass es heute Glauben auch dort gebe, wo man ihn nicht vermute. „Jeder Mensch lebt eigentlich immer schon von einem elementaren menschlichen Grundglauben“, so Weißer. Man gebe in zwischenmenschlichen Beziehungen immer eine Art Vertrauensvorschuss. So könne man beispielsweise nie wirklich wissen, ob jemand es gut mit einem meine oder nicht. Weißer zitierte auch hier Theobald, nach dem es eine Verengung der Wirklichkeit wäre, sich nur auf das empirisch Messbare zu beschränken. „Muss ich also nicht in entscheidenden Fragen meines Lebens – ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht – glauben?“, stellte er die Frage in den Raum.
Der christliche Glaube ziele dann im Kern auf zwei Dimensionen ab. Zum einen sei da die Haltung, eine „dynamische, persönliche Bewegung, mit der man sich Gott anvertraut“. Dies geschehe in der Hoffnung, dass diese universale Liebe und dieses Vertrauen eine tragfähige Grundlage für unser Leben darstelle. Zugrunde liege das Zeugnis einer Glaubens- und Überlieferungsgemeinschaft, deren Zeuginnen und Zeugen man nur Vertrauen schenke, wenn sie uns persönlich glaubwürdig erscheinen. Als zweite Dimension nannte Prof. Dr. Markus Weißer den Inhalt in Form von Glaubensinhalten und ‑erfahrungen, die von der Kirche bezeugt und überliefert werden. Damit sie einleuchtend und plausibel sein können, bedürfe es einer Übersetzungsleistung in unsere Zeit, um differenzieren zu können: „Was ist der Kern dessen, worum es uns geht?“ Letztlich gehe es um eine Balance und den Dialog aus diesen zwei Dimensionen Haltung und Inhalt. Ebenfalls im Dialog stehe der Glaube zudem mit der Vernunft. Es wäre „unverantwortlich und dumm“, entgegen jeder Vernunft einfach blind zu glauben. Stattdessen plädierte Weißer für ein Balanceverhältnis aus Glaube und Wissen.
„Keep it simple.”
Ausgehend von all diesen Aspekten stand schließlich die Frage im Raum, wie Glaube in der heutigen Zeit nun weitergegeben werden könne. Weißers Grundsatz dabei zunächst: „Keep it simple.“ In unserer Kommunikationsgesellschaft sei es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich die Frage zu stellen, ob es um die personale Wirklichkeit Gottes oder um Inhalte gehe. Man könne Glauben nicht weitergeben wie ein Paket oder einen Container, aus dessen Schubladen man einzelne Lehren herausziehen, auswendig lernen und einfach zustimmen könne. Eben weil Glaube nicht nur auf Inhalten, sondern auch auf Haltung beruhe, gehe es darum, eine persönliche Wirklichkeit zu vermitteln. „Wenn Gott die Liebe ist, wie erfahren wir in unserem Leben Liebe?“, fragte Weißer. Zentral für die seelsorgerische Praxis sei es, spürbar werden zu lassen, dass das, worum es gehe, nicht nur ein Lippenbekenntnis sei, sondern dass der Mensch im Mittelpunkt stehe.
Es gehe darum, die menschgewordene Liebe Gottes zu vermitteln, so Prof. Dr. Weißer abschließend. Wege zu Gott gebe es viele, „so viele Wege, wie es Menschen gibt“, zitierte er Papst em. Benedikt XVI.. Die Kirche solle sich dabei als Zeichen und Werkzeug verstehen, um die lebendig erfahrbare Beziehung zu Gott zu ermöglichen. Seelsorgerinnen und Seelsorger müssen nicht die Gottesbeziehung herstellen. „Die ist bereits in diesem Leben vorhanden“, so Weißer. Letztendlich sei es nicht die Aufgabe, den eigenen Glauben oder den Glauben der Kirche weiterzugeben, sondern es anderen zu ermöglichen, ihren persönlichen Weg zu Gott zu finden. Wir sollen „den Leuten spürbar werden lassen, dass dieser Gott in ihrem Leben da ist“. Dafür brauche es ein Verständnis von Glauben, das Haltung und Inhalt miteinander verbinde.
Am zweiten Tag der Jugendseelsorgetagung konnten die Teilnehmenden aus einer Reihe an Workshops zwei auswählen, die sie je vormittags und nachmittags besuchten. Hier deckte das Angebot verschiedene Bereiche ab, angefangen bei der Biografiearbeit über meditative Angebote, Bibelarbeit und Erlebnis-Pädagogik bis hin zur Glaubenskommunikation auf sozialen Medien und dem Gespräch mit Jugendlichen über Glauben und Spiritualität. Ergänzt wurde der inhaltliche Input zudem an beiden Tagen durch zahlreiche Möglichkeiten zur Reflexion, den Austausch untereinander und den gemeinsamen Gottesdienst.