Jugend

Glaub-würdig?!

Tamina Friedl am 08.02.2024

Ju Se Ta 1 Foto: Tamina Friedl / pbp

Was ist Glaube eigentlich und wie kann Glaubenskommunikation mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aussehen? Diese und weitere Fragen standen unter dem Titel „Glaub-würdig?!“ im Zentrum der diesjährigen Jugendseelsorgetagung im Haus der Jugend.

Mit einer aus­ge­wo­ge­nen Mischung aus Theo­rie­ar­beit und prak­ti­schen Ange­bo­ten lud die JuSe­Ta die teil­neh­men­den Haupt­amt­li­chen aus der Jugend­ar­beit dazu ein, sich selbst mit dem The­ma aus­ein­an­der­zu­set­zen und sich ent­spre­chen­des Hand­werks­zeug anzu­eig­nen. Haupt­or­ga­ni­sa­tor Wolf­gang Schurr aus dem Grund­satz­re­fe­rat des Bischöf­li­chen Jugend­amts bedank­te sich ein­gangs ins­be­son­de­re bei sei­nem Team um Michae­la Bogner, Isa­bel­la Jauf­mann und Lee Tan­zer. Grü­ße gab er auch im Namen von Jugend­pfar­rer Huber­tus Ker­scher an die Teil­neh­men­den wei­ter. Den Ein­stieg in das Pro­gramm bil­de­te am Mitt­woch ein Vor­trag von Prof. Dr. Mar­kus Wei­ßer, Pro­fes­sor am Lehr­stuhl für Dog­ma­ti­sche Theo­lo­gie und theo­lo­gi­sche Gegen­warts­fra­gen an der Uni­ver­si­tät Passau. 

Wei­ßer star­te­te in sei­nen Vor­trag mit dem Begriff des Cre­do – Ich glau­be“. Dazu zog er zunächst den Theo­lo­gen Chris­toph Theo­bald her­an, der davon aus­ge­he, dass es heu­te Glau­ben auch dort gebe, wo man ihn nicht ver­mu­te. Jeder Mensch lebt eigent­lich immer schon von einem ele­men­ta­ren mensch­li­chen Grund­glau­ben“, so Wei­ßer. Man gebe in zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen immer eine Art Ver­trau­ens­vor­schuss. So kön­ne man bei­spiels­wei­se nie wirk­lich wis­sen, ob jemand es gut mit einem mei­ne oder nicht. Wei­ßer zitier­te auch hier Theo­bald, nach dem es eine Ver­en­gung der Wirk­lich­keit wäre, sich nur auf das empi­risch Mess­ba­re zu beschrän­ken. Muss ich also nicht in ent­schei­den­den Fra­gen mei­nes Lebens – ob ich mir des­sen bewusst bin oder nicht – glau­ben?“, stell­te er die Fra­ge in den Raum.

Der christ­li­che Glau­be zie­le dann im Kern auf zwei Dimen­sio­nen ab. Zum einen sei da die Hal­tung, eine dyna­mi­sche, per­sön­li­che Bewe­gung, mit der man sich Gott anver­traut“. Dies gesche­he in der Hoff­nung, dass die­se uni­ver­sa­le Lie­be und die­ses Ver­trau­en eine trag­fä­hi­ge Grund­la­ge für unser Leben dar­stel­le. Zugrun­de lie­ge das Zeug­nis einer Glau­bens- und Über­lie­fe­rungs­ge­mein­schaft, deren Zeu­gin­nen und Zeu­gen man nur Ver­trau­en schen­ke, wenn sie uns per­sön­lich glaub­wür­dig erschei­nen. Als zwei­te Dimen­si­on nann­te Prof. Dr. Mar­kus Wei­ßer den Inhalt in Form von Glau­bens­in­hal­ten und ‑erfah­run­gen, die von der Kir­che bezeugt und über­lie­fert wer­den. Damit sie ein­leuch­tend und plau­si­bel sein kön­nen, bedür­fe es einer Über­set­zungs­leis­tung in unse­re Zeit, um dif­fe­ren­zie­ren zu kön­nen: Was ist der Kern des­sen, wor­um es uns geht?“ Letzt­lich gehe es um eine Balan­ce und den Dia­log aus die­sen zwei Dimen­sio­nen Hal­tung und Inhalt. Eben­falls im Dia­log ste­he der Glau­be zudem mit der Ver­nunft. Es wäre unver­ant­wort­lich und dumm“, ent­ge­gen jeder Ver­nunft ein­fach blind zu glau­ben. Statt­des­sen plä­dier­te Wei­ßer für ein Balance­ver­hält­nis aus Glau­be und Wissen.

Keep it simple.”

Prof. Dr. Markus Weißer

Aus­ge­hend von all die­sen Aspek­ten stand schließ­lich die Fra­ge im Raum, wie Glau­be in der heu­ti­gen Zeit nun wei­ter­ge­ge­ben wer­den kön­ne. Wei­ßers Grund­satz dabei zunächst: Keep it simp­le.“ In unse­rer Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­sell­schaft sei es wich­tig, sich auf das Wesent­li­che zu kon­zen­trie­ren und sich die Fra­ge zu stel­len, ob es um die per­so­na­le Wirk­lich­keit Got­tes oder um Inhal­te gehe. Man kön­ne Glau­ben nicht wei­ter­ge­ben wie ein Paket oder einen Con­tai­ner, aus des­sen Schub­la­den man ein­zel­ne Leh­ren her­aus­zie­hen, aus­wen­dig ler­nen und ein­fach zustim­men kön­ne. Eben weil Glau­be nicht nur auf Inhal­ten, son­dern auch auf Hal­tung beru­he, gehe es dar­um, eine per­sön­li­che Wirk­lich­keit zu ver­mit­teln. Wenn Gott die Lie­be ist, wie erfah­ren wir in unse­rem Leben Lie­be?“, frag­te Wei­ßer. Zen­tral für die seel­sor­ge­ri­sche Pra­xis sei es, spür­bar wer­den zu las­sen, dass das, wor­um es gehe, nicht nur ein Lip­pen­be­kennt­nis sei, son­dern dass der Mensch im Mit­tel­punkt stehe. 

Es gehe dar­um, die mensch­ge­wor­de­ne Lie­be Got­tes zu ver­mit­teln, so Prof. Dr. Wei­ßer abschlie­ßend. Wege zu Gott gebe es vie­le, so vie­le Wege, wie es Men­schen gibt“, zitier­te er Papst em. Bene­dikt XVI.. Die Kir­che sol­le sich dabei als Zei­chen und Werk­zeug ver­ste­hen, um die leben­dig erfahr­ba­re Bezie­hung zu Gott zu ermög­li­chen. Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger müs­sen nicht die Got­tes­be­zie­hung her­stel­len. Die ist bereits in die­sem Leben vor­han­den“, so Wei­ßer. Letzt­end­lich sei es nicht die Auf­ga­be, den eige­nen Glau­ben oder den Glau­ben der Kir­che wei­ter­zu­ge­ben, son­dern es ande­ren zu ermög­li­chen, ihren per­sön­li­chen Weg zu Gott zu fin­den. Wir sol­len den Leu­ten spür­bar wer­den las­sen, dass die­ser Gott in ihrem Leben da ist“. Dafür brau­che es ein Ver­ständ­nis von Glau­ben, das Hal­tung und Inhalt mit­ein­an­der verbinde.

Am zwei­ten Tag der Jugend­seel­sor­ge­ta­gung konn­ten die Teil­neh­men­den aus einer Rei­he an Work­shops zwei aus­wäh­len, die sie je vor­mit­tags und nach­mit­tags besuch­ten. Hier deck­te das Ange­bot ver­schie­de­ne Berei­che ab, ange­fan­gen bei der Bio­gra­fie­ar­beit über medi­ta­ti­ve Ange­bo­te, Bibel­ar­beit und Erleb­nis-Päd­ago­gik bis hin zur Glau­bens­kom­mu­ni­ka­ti­on auf sozia­len Medi­en und dem Gespräch mit Jugend­li­chen über Glau­ben und Spi­ri­tua­li­tät. Ergänzt wur­de der inhalt­li­che Input zudem an bei­den Tagen durch zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten zur Refle­xi­on, den Aus­tausch unter­ein­an­der und den gemein­sa­men Gottesdienst.

Weitere Nachrichten

Bild Ijob
Bistum
21.10.2024

Ausstellung von Rut Kohn

Am Freitag findet in der Universitätskirche St. Nikola in Passau die Austellungseröffnung „Bilder zum Alten…

241020 TV Liveuebertragung Asbach foto6
Bistum
21.10.2024

Live-Fernsehgottesdienst aus Asbach

Am Kirchweihsonntag am 20. Oktober hat das Bistum Passau in Zusammenarbeit mit NIEDERBAYERN TV den…

463394879 1095758775241997 1709181806618570629 n
Bischof
21.10.2024

Intensive Begegnungen auf der Weltsynode

Blick nach Rom - im Oktober 2024 findet dort die zweite Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der…

241020 Rosa Koian im Passauer Dom foto
Weltkirche
18.10.2024

Monat der Weltmission: Rosa Koian in Passau!

Die größte Solidaritätsaktion der Katholikinnen und Katholiken unterstützt heuer Papua-Neuguinea.