Das glauben wir

Pflöcke für eine humane Arbeitswelt

Redaktion am 22.07.2022

P1120115 Foto: Peter Becker
Die neu gewählte KAB-Diözesanleitung: (von links) Kassenprüfer Ludwig Weiß, Schriftführer Peter Becker, Beisitzerin Anna Gruber, Vorsitzende Angelika Görmiller, der Freyunger Sekretär Heinz Neff, Beisitzer Martin Haas, Stellvertreter Andreas Buchinger, die Beisitzer Alois Strasser und Martin Antwerpen, Kassiererin Theresia Wimmer, die Stellvertreter Helga Haderer, Anton Ebner und Ulrike Bruckmooser, der Passauer Sekretär Jürgen Weikl, Beisitzerin Stefanie Schiermeier, stv. Präses Dieter Stuka, Beisitzerin Simone Schmid und Kassenprüferin Monika Falter.

Die KAB legte beim Diözesantag am 16. Und 17. Juli in Raitenhaslach ihre Leitlinien für die nächsten vier Jahre fest. Gerechte Löhne und Gleichberechtigung standen dabei im Mittelpunkt.

Wir müs­sen anders wirt­schaf­ten, das Gemein­wohl in den Mit­tel­punkt stel­len, denn unse­re jet­zi­ge Wirt­schafts­wei­se tötet und zer­stört Men­schen.“ Seit 24 Jah­ren ist Ange­li­ka Gör­mil­ler Diö­ze­san­vor­sit­zen­de der Katho­li­schen Arbeit­neh­mer-Bewe­gung (KAB), und sie for­mu­lier­te beim Diö­ze­san­tag in Rai­ten­has­lach bewusst scharf. Geht es doch bei die­sem alle vier Jah­re statt­fin­den­den Tref­fen dar­um, Stand­punk­te und Ziel­set­zun­gen fest­zu­le­gen, sozu­sa­gen die ideo­lo­gi­sche Linie abzu­ste­cken, um dem Haupt­an­lie­gen mehr Durch­schlags­kraft zu geben: eine huma­ne und sozi­al aus­ge­wo­ge­ne und gerech­te Arbeits­welt zu verwirklichen.

Der KAB-Diö­ze­san­tag am Sams­tag und Sonn­tag in der Klos­ter­an­la­ge war zwei­ge­teilt. Am Sams­tag ging es um die Struk­tu­ren und inter­ne Belan­ge. Da wur­de die Vor­stand­schaft gewählt und Gör­mil­ler im Amt bestä­tigt. Ziel ist es zudem, nach dem krank­heits­be­ding­ten Aus­schei­den von Karl Zitzl­sper­ger auch wie­der einen Vor­sit­zen­den und eine pari­tä­ti­sche Beset­zung zu bekom­men. Die ehren­amt­li­che Füh­rungs­rie­ge ist der­zeit ja beson­ders gefor­dert. Denn die haupt­amt­li­chen Kräf­te sind aus­ge­dünnt. Das KAB-Sekre­ta­ri­at in Alt­öt­ting konn­te nur vor­über­ge­hend neu besetzt wer­den. Die Stel­le ist inzwi­schen wie­der vakant. Eben­so gibt es nach dem alters­be­ding­ten Aus­schei­den des lang­jäh­ri­gen Diö­ze­san­prä­ses Franz Schol­le­rer bis jetzt noch kei­nen Nach­fol­ger und somit eine wei­te­re Lücke, die von ehren­amt­li­chen Kräf­ten über­brückt wer­den muss. Wir haben zum Glück ein gutes Lei­tungs­team, unse­re Ehren­amt­li­chen über­neh­men mehr Arbeit, und auch die Diö­ze­se unter­stützt uns gut“ betont Gör­mil­ler. Immer­hin hat die KAB fast 4000 Mit­glie­der und 60 Orts­ver­bän­de in der Diö­ze­se Passau. 

Im Mit­tel­punkt des Tref­fens stand am Sonn­tag nach einem gemein­sa­men Got­tes­dienst in der Klos­ter­kir­che (eige­ner Bericht) ein Podi­ums­ge­spräch mit rund 120 Teil­neh­mern, bei dem die tags zuvor erar­bei­te­ten Leit­li­ni­en ver­tieft wur­den und die KAB ihre Schwer­punk­te für die nächs­ten vier Jah­re fest­ge­klopft hat. For­de­run­gen sind gerech­ter Lohn, betrieb­li­che Mit­be­stim­mung, sozia­le Absi­che­rung, weil pre­kä­re Arbeit auch pre­kä­re Absi­che­rung zur Fol­ge hat, mehr Ver­tei­lungs­ge­rech­tig­keit durch eine soli­da­ri­sche Sozi­al­ver­si­che­rung und mehr Bewusst­sein für Lie­fer­ket­ten mit ihren Dum­ping­löh­nen. Am Podi­um saßen Bun­des­prä­ses Ste­fan Eirich, Kreis­vor­sit­zen­der Anton Ebner, Bezirks­rä­tin Gise­la Kriegl und der für Pas­sau und Rot­tal-Inn täti­ge AOK-Direk­tor Richard Kirmaier. 

Pflö­cke ein­schla­gen woll­te die KAB an die­sem Tag ein­mal für gerech­te Löh­ne. Bedau­ert wird die Tarif­flucht von Arbeit­ge­bern. Nur noch 49 Pro­zent im Wes­ten Deutsch­land sei­en an Tarif­ver­trä­ge gebun­den, im Osten lie­ge die Quo­te nur bei gut 20 Pro­zent. Was den Min­dest­lohn betrifft, so beton­te Gör­mil­ler: Wir bräuch­ten 14 Euro, damit es für den Lebens­un­ter­halt reicht.“ Teil­zeit habe zuge­nom­men und in Mini­jobs arbei­ten vor allem Frau­en, die spä­ter des­halb nur gerin­ge Ren­ten bekom­men. Es gibt ihren Wor­ten nach aber auch posi­ti­ve Ansät­ze. So habe das Bis­tum Pas­sau die nied­rigs­te Gehalts­stu­fe gestri­chen. Gute Löh­ne sind laut Richard Kier­mai­er auch des­halb erfor­der­lich, weil dann die Kran­ken­kas­sen die nöti­gen Ein­nah­men erhal­ten, um das Gesund­heits­sys­tem zu finan­zie­ren. Kier­mai­er ver­tei­digt die­ses Sys­tem als eines bes­ten, das zu Unrecht schlecht gere­det wer­de. Gleich­wohl sieht er sich auf einer Linie mit der KAB, wenn es um die Fra­ge geht, das Gesund­heits­sys­tem nicht nur aus Lohn­ab­ga­ben zu finan­zie­ren, son­dern auch ande­re Ein­künf­te dafür anzu­zap­fen. Die neu fest­ge­leg­ten Zusatz­bei­trä­ge sei­en ein fal­scher Ansatz. Bes­ser wäre es, zum Bei­spiel Steu­ern auf Arz­nei­mit­tel zu sen­ken oder den Bun­des­zu­schuss zu dynamisieren.

Ein wesent­li­cher Punkt des Tages war das The­ma Gleich­be­rech­ti­gung. Coro­na hat auch hier einen Rück­fall bewirkt“, bedau­er­te Gör­mil­ler. Gise­la Kriegl hob dage­gen die Fort­schrit­te der ver­gan­ge­nen Jah­re her­aus. Frau­en-Uni­on und Katho­li­scher Frau­en­bund waren ihren Wor­ten nach Weg­be­rei­ter der von Bay­ern initi­ier­ten und in Ber­lin wenig popu­lä­ren Müt­ter­ren­te. Kriegl kom­men­tier­te die­sen Erfolg schmun­zelnd: Gemein­sam sind wir unaus­steh­lich und unschlag­bar.“ Das hör­te die neue Frau­en­bund-Diö­ze­san­vor­sit­zen­de Clau­dia Sei­bold als Zuhö­re­rin gern. Auch Ange­li­ka Gör­mil­ler lob­te die­ses Enga­ge­ment, beton­te aber, dass das die KAB bereits in den 80er-Jah­ren zum The­ma gemacht habe und damals auch von den Män­nern im Ver­band stark unter­stützt wor­den sei.

Coro­na hat alles aus­ge­he­belt. Dank gerin­ger Auf­la­gen hat die Wirt­schaft Heim­ar­beits­plät­ze so bil­lig wie nie gedacht bekom­men“, stell­te Anton Ebner her­aus. Die­se Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on habe aber auch ihre Gren­zen, füg­te Rudolf Kier­mai­er hin­zu: Der Mensch braucht auch Füh­rung und Nähe und dazu per­sön­li­che Kon­tak­te.“ Gise­la Kriegl sieht auch hier Posi­ti­ves: Vie­les lässt sich nun bes­ser orga­ni­sie­ren. Teil­zeit­re­ge­lun­gen kom­men vie­len Frau­en gele­gen.“ Ein Umden­ken gebe es der­ge­stalt, dass geho­be­ne Füh­rungs­auf­ga­ben nicht auto­ma­tisch eine Voll­zeit­stel­le bedin­gen. Auch das hel­fe Frau­en und die­ne der Gleich­be­rech­ti­gung. In der Rol­le des Spiel­ver­der­bers sieht sich hier Ste­fan Eirich, der in der Ver­men­gung von Pri­va­tem und Beruf­li­chem eine per­ma­nen­te Ver­füg­bar­keit des Arbeit­neh­mers und eine Denk­wei­se befürch­tet, die in Rich­tung Held der Arbeit“ ans Sowjet­sys­tem erinnert. 

Eirich gab am Ende als Auf­trag der KAB vor: Ers­tens rich­tig hin­schau­en, sozu­sa­gen das Seh­rohr der Kir­che sein und zwei­tens im christ­li­chen Mit­ein­an­der in der Arbeit eine Ver­mensch­li­chung hin­be­kom­men, nach­dem zum Bei­spiel in der Fleisch­in­dus­trie schon Ansät­ze zu erken­nen waren, dass Men­schen rück­sichts­los aus­ge­presst werden. 

Im Schluss­wort such­te KAB-Lan­des­vor­sit­zen­der Peter Zieg­ler die Nähe zur kirch­li­chen Basis der KAB und sprach sich für den arbeits­frei­en Sonn­tag aus. 

Text: Rai­ner Wetzl

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