Viel zu lange wurde über sie geschwiegen oder bewusst ein falsches Bild verbreitet. Dieses Schicksal teilen sich zahlreiche starke Frauen in der Geschichte der Kirche. Das soll sich ändern. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) rückt besondere Glaubenszeuginnen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Allen voran beschäftigt sich der KDFB mit Maria von Magdala, der ersten Apostelin unten den Aposteln.
Der KDFB-Diözesanverband Passau lädt seit drei Jahren am Festtag der Heiligen (22. Juli) zu einem frauenbewegten Gottesdienst ein. Erneut wurde dafür ein besonderer Ort gewählt: Die Kirche St. Magdalena in Hausbach bei Vilshofen. Allerdings war das diesmal nicht der einzige Ort, an dem die Frauen in Gedenken an Maria Magdalena zusammenkamen. „Wir sehen, dass die Idee Schule macht – das ist eine sehr schöne Entwicklung. An fünf weiteren Orten in der Diözese werden Frauen-Gottesdienste zu Ehren der Heiligen gefeiert“, freute sich KDFB-Bildungsreferentin Tanja Kemper. Was alle Teilnehmerinnen einte: Sie waren in weißer Kleidung oder mit weißen Accessoires gekommen, um an die Taufwürde zu erinnern, die Frauen und Männern gleichermaßen besitzen.
Zu Beginn erinnerte Tanja Kemper daran, wie sehr Maria Magdalena in der Vergangenheit abgewertet worden war. Ihre zentrale Rolle als erster Zeugin der Auferstehung Jesu wurde lange verkannt. Meist wurde sie zu Unrecht als „Sünderin“ identifiziert. Erst 2016 hatte Papst Franziskus einen wichtigen Schritt getan, um die Rehabilitierung dieser wichtigen Glaubenszeugin einzuleiten. Er würdigte sie offiziell als „Apostelin der Apostel“ und stellte sie mit den anderen Aposteln gleich. Kemper bezeichnete Maria von Magdala nun als starke, treue Dienerin Jesu – und hob nochmals hervor, dass sie die Frau war, der als erstes die Botschaft der Hoffnung anvertraut worden war. Doch neben Maria Magdalena sollten diesmal auch zwei weitere Glaubensschwestern ans Licht geholt werden: die Jüngerin Marta und die Apostelin Junia, die von Religionspädagogin Renate Pongratz und Frauenseelsorgerin Walburga Westenberger vorgestellt wurden. Marta von Betanien gehörte demnach zu den herausragenden Gestalten im engen Kreis um Jesu. Sie sprach das erste Messiasbekenntnis des Johannesevangeliums (Joh 11). Dargestellt wird sie oft aber nur als „Hausmütterchen“. Junia hingegen war lange Zeit regelrecht unsichtbar. Über viele Jahrhunderte hinweg war aus ihrem Namen in den Übersetzungen der Bibel ein männlicher Name geworden, weil man nicht anerkennen wollte, dass es sich bei der angesehenen Apostelin um eine Frau handelte. Damit die Teilnehmerinnen den drei besonderen Glaubenszeuginnen noch weiter nachspüren konnten, wurde ihr Leben und Wirken im Kirchengarten in kleinen Gruppen beleuchtet. Dabei wurde deutlich: Maria Magdalena, Marta und Junia sind eindrucksvolle Frauengestalten in der Bibel, die uns auch heute noch inspirieren können. Denn sie haben nicht geschwiegen, sondern klar ihre Stimmen erhoben.
Text: Mareen Maier / KDFB