Das „Buch der Bücher“ – so wird die Bibel oft genannt. Sie ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Doch mal ehrlich – wie gut kennen wir uns eigentlich in der Bibel aus? Gängige Stellen sind sicherlich vielen ein Begriff, doch wenn es in die Tiefe geht, um Fragen nach Zusammenhängen und Bedeutungen, wird es schon schwieriger. Oft sind Hintergrundinformationen nötig, die man sich alleine nur sehr mühsam aneignen kann.
In der Gruppe und mit professioneller Unterstützung aber klappt es, wie ein Projekt des Zweigvereins Passau-Heining im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) in der Diözese Passau beweist. Unter der Überschrift „BIBELverstehen“ kommen die Frauen mit ihrer Geistlichen Beirätin Theresia Glück regelmäßig zusammen, um gemeinsam die Bibel neu für sich zu entdecken. Entstanden ist dieses spirituelle Angebot vor rund dreieinhalb Jahren im Rahmen einer Gottesdienstvorbereitung. Theresia Glück hatte dabei erzählt, dass sie sehr gerne ihr Wissen an andere Frauen weitergeben und viel Freude an einem „Bibelkurs“ haben würde.
Die Idee nahm Fahrt auf. In einer Vorstandssitzung wurde kurze Zeit später beschlossen, dass das „BIBELverstehen“ ins Programm des Zweigvereins aufgenommen werden soll. Eigentlich hatte Theresia Glück, die von sich sagt, dass die Bibel schon immer ihre große Leidenschaft war, zunächst vor, das Angebot im heimischen Wohnzimmer zu veranstalten. „Ich hatte anfangs mit maximal fünf Frauen gerechnet, da hätten wir locker um den Wohnzimmertisch gepasst“, so Glück. Doch es kam anders. Zahlreiche Frauen aus dem Zweigverein bekundeten ihr Interesse, mittlerweile nehmen bei jedem Treffen bis zu 16 Frauen teil. „Nie hätte ich gedacht, dass das Angebot auf so großes Interesse stößt“, freut sich Glück noch heute über den Anklang.
Die Gründe, warum die Frauenbundfrauen mit ihren Geistlichen Beirätin mit der Bibel arbeiten wollen, sind dabei eindeutig: Sie wollen ihr Verständnis für die Bibel verbessern und Zusammenhänge erkennen. Gerade die Beschäftigung mit dem Alten Testament hat laut der Zweigvereins-Vorsitzenden Doris Fischer einen hohen Stellenwert. „Vorher waren die Schriften des Alten Testaments wahnsinnig schwierig, wir haben wenig verstanden und kaum etwas für uns mitgenommen“, sagt Fischer. Das hat sich geändert – und das liegt vor allem an der Art und Weise, wie Theresia Glück beim „BIBELverstehen“ vorgeht. Zwar gibt es viele Zugangswege, wie man am besten in der Bibel liest und sich darin orientiert, doch dank Glücks Hilfestellungen gelingt der Zugang leichter und auf eine Weise, bei der die Bibel nach und nach besser kennengelernt wird. „Sie bringt es so rüber, dass es für jede von uns verständlich ist. Frau Glück ist einfach unser Glück“, lacht die Zweigvereinsvorsitzende.
Immer wieder liefert Theresia Glück dabei nicht nur historisches Hintergrundwissen zur besseren Einordnung der Schriften, sondern bringt auch Beispiele aus der heutigen Zeit, die dazu beitragen, das Geschriebene besser zu erfassen. Denn die Bibel in die heutige Zeit zu „übersetzen“ ist laut Glück sehr wichtig. „Viele haben die Vorstellung, dass genauso berichtet wird, wie es war. Aber so ist es nicht. Bei den Evangelien handelt es sich beispielsweise nicht um objektive Geschichtsschreibung. Sie sind Verkündigung. Man muss wissen, dass alle Schriften in der Bibel für Menschen geschrieben wurden, die schon zum Glauben gefunden haben, um sie in ihrem Glauben zu stärken. Daraus folgt: Die Evangelien wollen gar nicht objektiv sein“, erklärt Glück. Wichtig beim gemeinsamen Lesen der Bibeltexte ist für die Teilnehmerinnen auch, gerade die Frauen in der Bibel besonders in den Blick zu nehmen. Die frauenspezifische Perspektive kommt bei den Treffen nie zu kurz.
Text und Foto: KDFB