
Franz ist ein Teenie wie alle anderen – wieder. Denn seine Welt und die seiner Familie ist aus den Fugen geraten: Diagnose Leukämie. Doch Franz hat gekämpft und ist nun, dank einer Knochenmarkspende, auf dem Weg der Besserung.
Er spielt gern Fußball. Eigentlich. Trifft sich mit Freunden, um gemeinsam die Freizeit zu verbringen. Normalerweise. Doch aktuell ist alles anders – und das hat ausnahmsweise nichts mit Corona zu tun. Denn Franz hat vor etwa neun Monaten erfahren, dass er an Leukämie leidet. Seitdem hat sich sein Leben erheblich verändert, und auch, wenn er zum Glück aktuell auf dem Weg der Besserung ist: Genau wie vor der Diagnose wird es wohl noch eine ganze Weile nicht sein.
„Mit so etwas hätten wir natürlich nie gerechnet – aber wer rechnet auch mit solchen Dingen?“, erinnert sich Andrea Eisner, die Mutter von Franz, an den Dezember 2020. „Wir haben schon bemerkt, dass Franz auf einmal etwas schlapp war, keine Kondition hatte. Das passt nicht zu ihm, denn eigentlich ist er sehr sportlich und aktiv. Aber da haben wir uns noch nicht viel dabei gedacht – immerhin konnte man während der ganzen Corona-Zeit ja auch kaum raus. Wir haben es darauf geschoben, dass er sich in der Zeit zuvor zu wenig bewegt hat. Und ehrlich gesagt: Ich hatte auch den Verdacht, dass es daran liegen könnte, dass er während Corona mehr am Handy und Computer war – da dachte ich, er hat vielleicht einfach keine Lust auf Sport.“ Deshalb fragte sie Franz, ob er mit ihr zum Laufen geht – der war sofort dabei. Doch schon nach einer kurzen Strecke war er völlig erschöpft. „Spätestens da habe ich gemerkt, dass wirklich etwas nicht stimmt. Man hat gesehen, wie sehr es ihn ärgert – aber er konnte einfach nicht mehr. Daraufhin sind wir dann gleich zum Arzt.“
Das war am 17. Dezember 2020. Schon am 18. dann die Diagnose: Leukämie. Die Familie ist natürlich aus allen Wolken gefallen, doch viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Franz musste sofort in die Kinderklinik, das Blutbild war so besorgniserregend, dass es unmittelbar danach nach Regensburg ging, weil man dort auf entsprechende Therapien spezialisiert ist. Schon am 23. Dezember startete die erste Chemo-Therapie. „Ausgerechnet vor Weihnachten“, erinnert sich Franz. Das war für ihn besonders schlimm, denn er hatte sich schon so aufs Fest gefreut. Wegen Corona durfte dann auch immer nur ein Elternteil bei ihm im Krankenhaus sein, Mama und Papa haben sich abgewechselt, auch an den Feiertagen. „Aber ganz schön viele Geschenke gab es in diesem Jahr“, strahlt Franz, „von der Familie, den Freunden, aber auch von der Klinik.“ Die Mitarbeiter dort haben sich ganz viel Mühe gegeben, bei jedem Kind herausgefunden, womit es gern spielt. Durch Spendengelder wurde es möglich, genau diese Dinge zu besorgen. Bei Franz war es Lego. Das hat ihn unheimlich gefreut und auch wirklich aufgemuntert. Überhaupt scheint das eine seiner herausragenden Eigenschaften zu sein: Selbst der schlimmsten Situation noch etwas Gutes abgewinnen zu können.
Denn obwohl die erste Chemo ihn sehr belastet hat, erzählt Franz ganz offen über diese Zeit, über die Ängste, aber auch die guten Momente; vor allem spricht er aber davon, was er jetzt alles schon wieder kann und darf und was er sich für die nächste Zeit wünscht. Denn Franz blickt nach vorne, nicht zurück.
Dass er das kann, das verdankt er einem Menschen, der bereit war, sich typisieren zu lassen und Knochenmark zu spenden. „Wir wissen, dass es ein 20-jähriger Deutscher war, mehr wissen wir aber leider nicht“, erzählt Andrea. In zwei Jahren kann die Familie einen Antrag stellen, dass sie den Spender kennenlernen möchte. „Also ich möchte das unbedingt“, betont Andrea. Franz zögert ein bisschen. „Ich bin ihm so dankbar, weil er mein Leben gerettet hat“, beschreibt er. „Aber es ist auch ein bisschen komisch, weil ich kenne ihn ja gar nicht und weiß auch nicht, wie er ist.“ Letztlich würde er den Menschen, dem er alles verdankt, aber auch gern einmal treffen. „Ich habe ja jetzt sogar seine Blutgruppe“, erklärt Franz. Die hat sich nämlich mit der Spende verändert. Auch spannend: Franz hat jetzt zwei verschiedene DNA‘s, im Speichel eine andere als im Blut. In solchen medizinischen Fragen ist er nun Fachmann, notgedrungen. „Franz war bei allen Arztgesprächen dabei. Die Ärzte haben sich viel Zeit genommen, nicht nur uns, sondern auch ihm alles zu erklären, das war auch uns wichtig“, so Andrea. Besonders anstrengend war für die Familie das Warten darauf, dass ein passender Spender gefunden wird: „In der Klinik waren alle immer zuversichtlich, dass es klappen wird. Diese Zuversicht hat auf uns abgefärbt. Natürlich gab es Momente, in denen wir Angst hatten oder zweifelten, aber im Großen und Ganzen haben wir fest daran geglaubt, dass alles gutgehen wird. Schließlich kam die Nachricht, dass vier Spender eventuell in Frage kommen – gleich zwei haben dann auch wirklich genau gepasst.“
Die Tage vor der Transplantation – das waren die Momente, in denen alle am meisten gezittert haben. „Es ist eine schwierige Prozedur, und wir haben natürlich gehofft, dass alles gut geht. Zwischendurch war nicht klar, ob die Transplantation wiederholt werden muss – da waren wir schon sehr in Sorge“, sagt Andrea, „aber man muss kämpfen, hoffen, beten.“ Während all der Zeit haben sich die Eisners von Freunden und Familie getragen gefühlt. „So viele Menschen haben Anteil genommen. Ich sage immer: Jeder, der mag, darf fragen, wie es uns geht. Denn so spüren wir, dass Menschen an uns denken. Ich empfinde das nicht als Neugierde, sondern Anteilnahme. Das tut uns gut, auch Franz.“ Von seiner Ministrantengruppe hat Franz ein Plakat gebastelt bekommen, mit guten Wünschen und Fotos von den Freunden. Georg Kibitzneck, der regelmäßig nach Altötting wallfahrtet, hat von Franz‘ Schicksal gehört und sich spontan bereit erklärt, für ihn zur Gottesmutter zu gehen. Die Eisners kannten ihn vorher gar nicht, haben sich aber sehr über die Anteilnahme gefreut. Das Kreuz, das der Pilger in Altötting hat segnen lassen, wird Franz in Ehren halten. Derzeit sieht alles danach aus, als wäre die Transplantation sehr erfolgreich verlaufen. „99,9 Prozent meiner Stammzellen sind schon neu“ – Franz ist die Erleichterung anzusehen. Umso mehr, als sich zunächst die neuen Zellen nicht in dem Maß wie erhofft zu bilden begannen. Aber plötzlich starteten sie durch – seitdem geht es aufwärts. Natürlich sind noch viele Kontrolluntersuchungen nötig, doch wenn sich alles weiterhin so gut entwickelt, kann Franz vielleicht schon im Winter wieder ganz normal am Alltag teilnehmen, spielen, lernen, mit Freunden zusammen sein.
„So gesehen war es auch wieder gar nicht so schlecht, dass uns das genau während Corona passiert ist“, findet Andrea. „Am Online-Unterricht konnte Franz weitgehend teilnehmen, er hat gar nicht so viel verpasst und jetzt sogar die Chance, auf Probe in die 8. Klasse vorzurücken. Und da auch die anderen Kinder sich nicht treffen und kaum etwas gemeinsam unternehmen konnten, war Franz nicht so allein, nicht als einziger ausgeschlossen.“ Denn natürlich musste er während der Zeit der Krankheit sehr vorsichtig sein. Auch für Andrea war es durch Homeoffice wesentlich einfacher, Franz zu unterstützen und die vielen Fahrten nach Regensburg zu stemmen. So gelangt die Familie einmal mehr zu der Überzeugung, dass selbst das Schlimme oft etwas Gutes hat.
Aus Dankbarkeit initiieren die Eisners nun gemeinsam mit der AktionKnochenmarkspendeBayern und der Kinderkrebshilfe Dingolfing-Landau eine Typisierungsaktion. „Es ist so wichtig, dass Menschen sich typisieren lassen. Aber man denkt im Alltag nicht daran – das war bei uns nicht anders. Bevor Franz das passiert ist, hatten wir keine Ahnung von Leukämie und allem, was damit zusammenhängt. Wir hatten die Idee, für Franz so eine Aktion durchzuführen – um einen Spender zu finden. Aber so schnell ist so eine Typisierung nicht abgeschlossen. Deswegen machen wir es jetzt – damit jemandem, der in die gleiche Situation kommt, auch geholfen werden kann. Wenn die Menschen von Franz‘ Geschichte hören, sind sie vielleicht bereit, mitzumachen. Deswegen sind wir sozusagen die Paten für diese Aktion. Aus den Vereinen, bei denen wir sind und aus dem Freundeskreis haben schon viele zugesagt – aber auch alle anderen, die helfen wollen, sind herzlich willkommen.“
BIUS: Zum Glück daheim: Für Franz Eisner war es einer der schönsten Momente, als er erfahren hat, dass er das Krankenhaus verlassen und wieder nach Hause fahren darf. Da hat sich natürlich auch Mama Andrea gefreut – aktuell verbringen beide viel Zeit gemeinsam im heimischen Garten.
Als im Sommer 2020 dieses Bild aufgenommen wurde, war noch alles in Ordnung: Mutter Andrea und Vater Franz waren mit Sohn Franz und Tochter Sophia bei einem Ausflug im Nürnberger Tierpark, unbeschwert, fröhlich. Es folgte eine schwere Zeit, doch ihre positive Lebenseinstellung haben sie sich trotzdem bewahrt.
Text: Dr. Barbara Osdarty / pbb
Infos zur Aktion
Je mehr kommen, desto besser!
Am 12. September kann man sich in Aicha vorm Wald typisieren lassen Franz geht es heute nur so gut, weil schnell ein geeigneter Stammzellenspender gefunden werden konnte. Ohne die entsprechende Datenbank wäre das unmöglich gewesen – es ist wichtig, dass sie immer weiter wächst. Deshalb hat sich Familie Eisner entschieden, eine Typisierungsaktion zu initiieren.
- Ort:
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Grundschule Aicha vorm Wald, Adresse: Schulstraße 10
- Datum:
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12.09.2021
- Zeit:
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11 bis 16 Uhr
Mitzubringen: Krankenversicherungskarte.
Größere Gruppen: Bitte um Voranmeldung unter typisierung-franze@web.de.
Wer kann kommen: Personen zwischen 17 und 45, die sich gesund fühlen und körperlich in guter Verfassung sind. Bei Vorerkrankungen z.B. des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege, bei schweren Nierenerkrankungen oder anderen schwerwiegenden Einschränkungen ist vorher abzuklären, ob man für die Typisierung in Frage kommt.
Organisator: AktionKnochenmarkspendeBayern und Kinderkrebshilfe Dingolfing-Landau.
Spenden: Wenn die Corona-Situation es erlaubt, ist rund um die Aktion für das leibliche Wohl gesorgt, es gibt Kaffee und Kuchen und es wird gegrillt! Eingeladen sind alle, auch die, die schon typisiert sind oder sich nicht mehr typisieren lassen können – der gesamte Erlös geht an die Kinderkrebshilfe.
Spenden kann man auch an:
Kinderkrebshilfe
Dingolfing-Landau-Landshut e.V., IBAN: DE87 7425 0000 0100 2740 00,
Verwendungszweck: Franze Aicha v. Wald