Seit mehr als 500 Jahren hat der hölzerne Kößlarner Palmesel Tradition bei der Palmsonntagsprozession durch den Markt, die heuer wie schon 2020 coronabedingt entfällt. Das Original ist aber ohnehin nur noch im Kirchenmuseum zu sehen, gut verwahrt und für künftige Generationen gesichert.
Der Palmsonntag, Jesu Einzug in Jerusalem, wird im Markt Kößlarn im Rottal jedes Jahr groß gefeiert. Neben teils meterhohen Palmbuschen ziehen hier die Ministranten einen Holzesel mit darauf sitzender Jesusfigur auf einem Wagen mit. Wegen Corona kann diese beliebte Tradition mit sonst hunderten von Besuchern von Nah und Fern dieses Jahr, wie bereits 2020, nicht stattfinden. Die Prozession muss entfallen, der Palmesel pausieren – allerdings nur die Replik, die Kopie. Das Original steht gut verwahrt und für künftige Generationen gesichert im Kößlarner Kirchenmuseum. Und Kunsthistoriker Ludger Drost, zugleich Leiter des Kirchenmuseums, weiß über seine Geschichte bestens Bescheid:
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Die Geschichte reicht zurück bis ins späte Mittelalter. Um das Jahr 1481 haben die Kößlarner, so erklärt Ludger Drost, eine ganze Ausstattung an verschiedenen Figuren für die Heilige Woche zusammengestellt. Für den Palmsonntag, den Auftakt in die Karwoche, haben sie beim Pfarrkirchner Holzbildhauer Hans Nagel einen Esel fassen lassen. „Der wurde dann die nächsten Jahrhunderte jedes Jahr über den Markt gezogen“, erzählt Drost begeistert. Bis zum Jahr 2001 war der berühmte Kößlarner Palmesel bei jeder Prozession dabei. Genau hier aber brach ein Holzbein. Seither ist das Original, mit repariertem Bein, nur noch im Kirchenmuseum zu sehen. Die Tradition aber, einen hölzernen Palmesel bei der Palmsonntagsprozession mitzuführen, wurde aufrechterhalten. Nur ist jetzt anstelle des Originals aus 1481 eine Replik dabei, die ein Kößlarner Holzbildhauer angefertigt hat. „Das war ein Glücksfall“, freut sich Drost. „Man findet nicht so schnell jemanden, der ein solch große Holzfigur heutzutage noch schnitzen kann. Das ist eine Seltenheit.“ Dem Original nachempfunden, aber doch mit eigenem Charakter, ist also seit 2002 der neue Kößlarner Palmesel bei der Prozession im Einsatz.