
Sorgenbrief aus über 600 km Entfernung erreicht Pfarrei Waldkirchen
Eine einzigartige Aktion haben die Kommunionkinder der Pfarrei Waldkirchen veranstaltet. Sie haben sich entschlossen, zum Sorgenbriefe-Tragen aufzubrechen. Das System ist einfach: Jeder, der gerne pilgern möchte, aber das nicht kann, darf einen Sorgenbrief schreiben. Die Kommunionkinder nehmen diese Briefe dann mit zu einer Pilgerwanderung und beten für die Daheimgebliebenen. Im Anschluss gibt es einen Trostbrief zurück.
Die Aktion, die ursprünglich Pilgerbegleiter Sepp Ertl aus Dingolfing für Erwachsene ins Leben gerufen hat und die nun von der hiesigen Pilgerbegleiterin Susanne Höpfl für Kinder umgemünzt wurde, schlug schon im Vorfeld große Wellen. Senioren schickten ganze Pakete, die neben einem Sorgenbrief auch Geschenke für die Kinder enthielten. Zahlreiche Eltern boten ihre Unterstützung an und Monsignore Alfred Ebner warb in der Senioreneinrichtung St. Gisela, in der er selbst lebt, für das Vorhaben. Letztendlich hatten die Kommunionkinder über 30 Briefe zu tragen. Der am weitesten entfernte Absender kommt aus Düren. Die Stadt liegt 680 km entfernt in Nordrhein-Westfalen.
Am Tag der Wanderung trafen sich 22 Drittklässler der Maria-Ward-Grundschule Waldkirchen im Pfarrheim. Hier erzählte ihnen Pilgerbegleiterin Susanne Höpfl vom Ursprung und Sinn des Pilgerns. Schnell wurde klar, dass Pilgern für viele Menschen sehr wichtig ist, man dafür aber gesund und fit sein muss. „Wenn man alt ist, kann man nicht mehr pilgern“, erklärte ein Kind. „Und wenn man krank ist oder sich den Fuß gebrochen hat, auch nicht“, ergänzte ein weiteres.
Bevor die Mädchen und Buben aufbrachen, schrieben sie viele Trostbriefe. „Jeder Sorgenbrief-Schreiber, der einen Absender abgegeben hat, soll einen Trostbrief erhalten“, erklärte Susanne Höpfl. Dabei wurden die Kinder richtig kreativ, von tröstenden Worten über Witze zur Aufheiterung bis hin zu bunten Zeichnungen war alles dabei. Drei Mädchen zogen sich in der Zwischenzeit zurück und schrieben Fürbitten.
Anschließend erhielten die jungen Pilger und Pilgerinnen von Sepp Ertl, der eigens aus Dingolfing angereist war, einen Pilgeranhänger und Pfarrer Michael Nirschl segnete die Kinder. Dann ging es auch schon den steilen Berg in den Karoli hinauf. Ein Bub übernahm Höpfls Pilgerstab und führte die Gruppe an, während ein Mädchen mit dem Pilgerstab von Sepp Ertl das Schlusslicht bildete und aufpasste, dass alle Kinder beisammen bleiben. „Die meisten Kinder haben total Rücksicht aufeinander genommen und aufgepasst, dass niemand hinten gelassen wird. Und nicht ein einziges Kind hat gejammert, obwohl es wirklich nur bergauf ging – und das im Nieselregen“, blickt Susanne Höpfl begeistert zurück.
Foto: Susi Höpfl