Das Bistum Passau stellt sich dem Thema: Macht und Machtmissbrauch in der Kirche. Viele Krisen und Skandale, die die Kirche in den vergangenen Jahren immer wieder erschütterten, haben gezeigt, dass die Machtfrage in der Kirche für zahlreiche Debatten eine zentrale Fragestellung geworden ist und zwar auch dann, wenn es um die Bemühungen geht, wie sich Kirche erneuern kann.
„Die Krise der Kirche ist vor allem eine geistliche“, betont Bischof Dr. Stefan Oster SDB. „Mit Blick auf Männerbünde, Machtstrukturen und Klerikalismus braucht eine gesunde Erneuerung vor allem eine geistliche Ausrichtung auf das Evangelium, davon bin ich zutiefst überzeugt“, so der Bischof. „Wer in der Kirche Menschen führt und leitet, braucht eine geistliche Grundhaltung, die tief in der persönlichen Beziehung zu Christus verankert ist. Daraus erwächst ein Hören-Können auf die Menschen und ein Verstehen, wie heute das Evangelium gelebt werden kann. Und das ist natürlich auch eine zentrale Frage von priesterlicher Identität heute.“ Die Dekane, das Domkapitel und der Ordinariatsrat des Bistums Passau haben sich bei ihrer Jahreskonferenz vom 25. bis 27. Februar im Haus St. Rupert in Traunstein mit den Fragen nach der eigenen Führungskultur, des künftigen Priesterbildes und den gemeinsamen Werten in dieser Kultur beschäftigt. Wie wollen wir eigentlich leiten? Welche Qualifikationen brauchen wir? Wie kann Leitung zuerst aus der geistlichen Perspektive, aus dem Evangelium verstanden und gelebt werden. „Dazu braucht es gemeinsame Werte, die wir unserem ganzen Tun zugrunde legen wollen“, erklärte Generalvikar Dr. Klaus Metzl, der die Tagung in Vertretung von Bischof Dr. Stefan Oster leitete. Der Bischof konnte aus familiären Gründen nicht vollständig an der Tagung teilnehmen.
Sieben Werte erlebbar machen
„Nur wer Werte vermittelt und erlebbar macht, stiftet Sinn“, erklärte Prof. Helmut Roth, der das Bistum im Rahmen des pastoral-strukturellen Prozesses berät und mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern die zentralen Werte, die der Führungskultur im Bistum Passau zugrunde liegen sollen, diskutierte. Werte müssten ganz konkret gefasst und reflektiert werden, zunächst schriftlich, um sich immer wieder neu darauf fokussieren zu können. „Wir haben sie explizit benannt und werden auch künftig daran arbeiten, denn wir wollen uns auch daran messen lassen“, so der Generalvikar, der die sieben Kernwerte benennt: „Geistlich, wahrhaftig, achtsam, treu, zielorientiert, demütig und barmherzig.“ Im Nachgang zur Konferenz sollen diese Werte noch mit konkreten Handlungsbeispielen untermauert werden, denn „es soll nicht bei schönen schriftlichen Werten bleiben, sie sollen bei unseren Führungskräften in beobachtbares Verhalten erwachsen“, so Metzl.
Schutz vor Missbrauch: Verhaltenskodex und Beschwerdestelle
Generalvikar Dr. Klaus Metzl informierte in der Konferenz über die laufenden Präventionsschulungen, die Priester und Hauptamtliche gemäß den Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz bereits absolviert haben. In den kommenden Monaten werde die verbindliche Schulung mit einheitlichen Standards auf mehrere tausend Ehrenamtliche ausgeweitet. „Das wird nochmal ein großer Kreis von rund 4000 Frauen und Männern sein, die mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt sind“, so Metzl. Die Herausforderung liege vor allem darin, dass es bei Ehrenamtlichen immer wieder großen Wechsel gebe. „Diese wichtigen Sensibilisierungsmaßnahmen sind alternativlos, daher wollen wir in unseren zehn Dekanaten jeweils einen hauptamtlichen Mitarbeiter mit der Aufgabe Prävention betrauen, der die Anwaltschaft für dieses wichtige Thema übernimmt“, so Metzl. Diese Mitarbeiter sollen vor allem ein Bindeglied des diözesanen Präventionsbeauftragten in die Fläche der Diözese sein und das Thema Prävention in die Veranstaltungen vor Ort, wie z.B. den regelmäßig stattfindenden Dies tragen.
Außerdem informierte der Generalvikar darüber, dass seit Anfang Februar die „Beschwerdestelle für Belange von sexualisierter Gewalt“ unter der Leitung des Präventionsbeauftragten Franz Stadlberger die Arbeit aufgenommen hat. „Es handelt sich um eine interne Beratungsstelle, an die sich unsere Mitarbeitenden wenden sollen, wenn sie in ihrem Arbeitsalltag Grenzüberschreitungen erleben oder auch beobachten. Auch hier gilt das Prinzip der gegenseitigen Achtsamkeit.“ Zusätzlich zur Beschwerdestelle wurde im aktuellen diözesanen Amtsblatt ein einheitlicher Verhaltenskodex für alle Mitarbeitenden veröffentlicht. Bischof Oster mahnte nach dem Missbrauchsgipfel in Rom öffentlich an, dass „alle unsere Bemühungen zuerst den Opfern gelten müssen und nicht zuerst dem Schutz der Institution.“
Nach Traineeprogramm: Dienstbeginn für Verwaltungsleiter am 11. März
Nach einer langen intensiven Vorbereitung werden nun am 11. März die ersten 10 Verwaltungszentren in der Diözese Passau in Betrieb genommen. In den Verwaltungsräumen Pocking, Regen, Vilshofen, Waldkirchen sowie im Pfarrverband Hauzenberg werden die Verwaltungsleiter zusammen mit den Buchhaltungskräften ihren Dienst aufnehmen und den Teilbereich Finanzen, Fachverfahren Buchhaltung übernehmen. Die betroffenen Pfarrer können selbst entscheiden, ob Sie für diesen Teilbereich die Verantwortung auf die Verwaltungsleiter, die als Stellvertretende Kirchenverwaltungsvorstände eingesetzt werden, übertragen wollen oder nicht. In den weiteren Verwaltungszentren Fürstenzell, Grafenau, Neuötting, Osterhofen und Pfarrkirchen werden die Verwaltungsleiter in den nächsten Monaten zusammen mit den Verantwortlichen der Diözese die Übertragung der weiteren Bereiche Personal, Bau, Liegenschaften, Friedhof, Datenschutz und Arbeitssicherheit vorbereiten. Die Unterstützung in diesen Bereichen wird dann nach Abschluss dieser Arbeiten den Pfarreien angeboten werden. Die genauen Einzelheiten dazu werden noch im März allen Pfarrern, sowie den Kirchenverwaltungen und Mitarbeitern vor Ort vorgestellt werden, so dass bestehenden Fragen und Unsicherheiten unmittelbar begegnet werden kann. Ab April beginnt dann das Traineeprogramm für die zweite Gruppe der Verwaltungsleiter, die dann im Juli Ihren Dienst aufnehmen werden.
Fotos: Anna Hofmeister