Ludwig Hartls Chroniken von Heiligkreuz

Yvonne Haderer am 29.10.2019

News_2019_DSC3461 Foto: Tine Limmer
Ludwig Hartl hat über 1000 Notizen, Informationen und Schriftverkehr digitalisiert und daraus einen neuen Band der Chronik zusammengefasst

Sechs Bände der Heiligkreuzer Chroniken erzählen die Geschichte der kleinen Gemeinde und geben einen Einblick in das Leben im Dorf. Ein großer Gewinn war der kürzliche Fund einer kleinen Holzschachtel in der Pfarrer Max Garnhirsch Notizen und Informationen zum Dorfgeschehen in Heiligkreuz mühsam zusammengetragen hat.

Garn­hirsch, der im Sep­tem­ber 1864 in Trift­ern (Pas­sau) gebo­ren wur­de, kam 1936 als Ruhe­stands­pfar­rer in den süd­lichs­ten Zip­fel des Bis­tums Pas­saus und wirk­te hier bis zu sei­nem Tod 1946. Er zeig­te sich äußerst inter­es­siert an der Geschich­te der Pfar­rei, des Pfar­rei­we­sens, der Schu­le und der His­to­rie vie­ler Höfe und hat sei­ne Erkennt­nis­se doku­men­tiert. Doch fer­tig ist der geist­li­che Rat mit sei­ner­Chro­nik, die er kunst­fer­tig mit Zeich­nun­gen ver­se­hen hat, nicht gewor­den; es fehlt eine Zusam­men­fas­sung sei­ner Noti­zen.

In der Schatz­tru­he“ hat er über 1000 klei­ne Zet­tel mit Noti­zen zu Unter­ta­nen und Obrig­keit, von der Wand­lung vom Vika­ri­at zur Pfar­rei und deren Seel­sor­ger, vom Fried­hof, der Refor­ma­ti­on, 30jährigem Krieg, Pest bis hin zu den Sit­ten, Gewohn­hei­ten und Pro­ble­men der Men­schen ange­legt und säu­ber­lich in Brief­um­schlä­gen auf­be­wahrt. Lan­ge Jahr hat die Schach­tel ein unbe­ach­te­tes Dasein in einem Schrank gefris­tet. Lud­wig Hartl, der sich schon immer für die Geschich­te der Gemein­de inten­siv inter­es­siert hat, nahm sich die­sem Zufalls­fund an. 

Mit Akri­bie scann­te er die Noti­zen, Unter­la­gen, Schrift­ver­kehr und Zeich­nun­gen, die teils auf sehr dün­nem und beid­seits beschrie­be­nem Papier notiert wur­den. Auch eini­ge Fotos waren dar­un­ter. Er unter­teil­te die schon nach The­men sor­tier­ten Beträ­ge wei­ter und führ­te sie mit schon vor­han­de­nen Chro­nik­tei­len zusam­men. Nach und nach ergänz­te der 71jährige sie mit den Auf­zeich­nun­gen aus dem Münch­ner Staats­ar­chiv oder dem Hei­mat­spie­gel, der Bei­la­ge ihrer Hei­mat­zei­tung in den 60er und 70er Jahren. 

Noch nicht alles war kom­pli­ka­ti­ons­los zu lesen. Eine grau­si­ge Hand­schrift, hat­te Pfar­rer Garn­hirsch“, so Hartl. Er ver­fass­te sei­ne Noti­zen weit­ge­hend im Ste­no­gramm Gabels­ber­ger Kurz­schrift“ , alt­deut­scher Schrift­wei­se, zudem Pas­sa­gen in Latein und bei der Lang­schrift dann in dama­li­gem Sprachausdruck.„Anfangs bin ich ein wenig blau­äu­ig vor­ge­gan­gen.“ gibt Hartl, der ver­schie­de­ne Anläu­fe zur Erstel­lung der Chro­nik unter­nahm, zu. 

Er habe sich im Inter­net über Hil­fe zur Tran­skrip­ti­on kun­dig gemacht und ist über Umwe­ge zu einem Wie­ner Par­la­ments­ste­no­gra­fen gekom­men. Eini­ge der Noti­zen habe er ihm geschickt, doch als das Unter­fan­gen zu teu­er wur­de, hat sich Hartl selbst an den Schreib­tisch gesetzt und das ent­zif­fern mit Wör­ter­buch und Ste­noer­klä­rung ange­fan­gen. Ein­ein­halb Jah­re habe es gedau­ert, um die not­wen­di­gen Noti­zen zu ent­schlüs­seln, berich­tet der Hei­lig­kreu­zer. Doch bei allem Bemü­hen haben sich nicht alle Wör­tern zu 100 Pro­zent deu­ten las­sen, bedau­ert er. 

News_2019_3 Foto: Tina Limmer

In Garn­hir­sch’s Auf­zeich­nun­gen auch eine Notiz zu den Ein­woh­ner­zah­len zu fin­den. 6. August 1877: zählt die Gemein­de Hl. Kreuz 526 Bewoh­ner, jedoch Hl. Kreuz allein 335 Bewoh­ner zusam­men in 30 Ort­schaf­ten. Die Markt­ge­mein­de Trost­berg ist sehr fest von der Gemein­de Ober­feld­kir­chen vier­sei­tig umfasst. Zur Gemein­de die rechts über der Alz die Orte, Zagl, Blin­d­reit, Egl­see, Göt­zing, Deinting und Wäsch­hau­sen. Ober­feld­kir­chen hat­te 787 in 42 Ort­schaf­ten, Ort Feld­kir­chen allein 59 Einwohner.“

Der Pfar­rer hat in sei­nen Abhand­lun­gen sehr fort­schritt­lich gedacht, das sei Hartl beson­ders auf­ge­fal­len. Als Bei­spiel nennt er: Er hat sich damals, weit vor einer Ein­ge­mein­dung nach Trost­berg und vor dem Abriss des Bier­kel­lers vie­le Gedan­ken um eine gute Dorf­platz­ge­stal­tung gemacht und Plä­ne dazu gezeichnet.“

Garn­hirsch hat sich zudem um eine Viel­zahl von Infor­ma­tio­nen aus dem Kreis­ar­chiv des Baye­ri­schen Haupt­staats­ar­chivs, beim bischöf­li­chen Ordi­na­ri­at in Pas­sau, beim Baye­ri­schen Staats­ar­chiv Lands­hut oder dem Pfarr­mar­tri­kel bemüht, damit er ein authen­ti­sches Bild von Hei­lig­kreuz und sei­nen dama­li­gen Bewoh­nern ent­wi­ckeln konn­te. Sehr nahe an der Wirk­lich­keit und natür­lich im Kon­text mit der all­ge­mei­nen poli­ti­schen, kirch­li­chen und gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lung war er,“ betont Hartl.

Doch nicht alle Belan­ge der Gemein­de Hei­lig­kreuz konn­ten ange­spro­chen wer­den, so Hartl. Vie­le wün­schens­wer­te zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen feh­len. Es wäre eine anspruchs­vol­le Auf­ga­be, die­se Lücken zu schlie­ßen.“ sagt er. Doch ist sich Hartl im Kla­ren, dass vie­le Infor­ma­tio­nen unwie­der­bring­lich ver­lo­ren sind, sei es durch Ver­nich­tung oder ganz ein­fach durch feh­len­de Niederschrift.

Doch war es dem Hei­lig­kreu­zer ein gro­ßes Anlie­gen, die Infor­ma­tio­nen von Max Garn­hirsch in einem Buch zusam­men­zu­fas­sen. Ein Lek­tor nimmt sich der gera­de der geeig­ne­ten Form an, berich­tet er. Ende des Jah­res hofft Hartl, dass er die­ses Buch, dass vie­le Stun­den Arbeit ent­hält, fer­tig gedruckt in Hän­den hal­ten kann. Noch ist er auf der Suche nach einem Ver­lag, der die­ses ein­ma­li­ge Werk kos­ten­güns­tig druckt.

Text und Foto: Tine Limmer

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