„My Fertility Matters“ (Meine Fruchtbarkeit zählt) ist seit rund 15 Jahren ein großer Erfolg an der Maria-Ward-Realschule Neuhaus am Inn. SchülerInnen im Alter von 10 bis 12 Jahren erfahren in werteorientierten und sensiblen Workshops vieles zum Thema Sexualität.
„My Fertility Matters“ (Meine Fruchtbarkeit zählt) klingt erst einmal nicht nach einem sexualpädagogischen Präventionsprogramm. Genau das ist es aber! Kurz erklärt: Mädchen und Jungen im Alter von 10 bis 12 Jahren erfahren in altersgerechten Workshops die wichtigsten Facetten zu Pubertät, Zyklusgeschehen, Fruchtbarkeit und Entstehung neuen Lebens. Dadurch werden sie schon vor dem Veränderungsprozess im Körper in diese zentrale Lebensphase „hineinbegleitet“ und darauf vorbereitet, was genau in/mit ihrem Körper geschieht. Die Kirche von Passau unterstützt das deutschlandweite MFM-Programm und organisiert die MFM-Workshops an den Schulen im ganzen Bistum. Beispiel Maria-Ward-Realschule Neuhaus am Inn: Hier hat sich das MFM-Programm schon seit rund 15 Jahren mit großen Erfolg etabliert – und findet jedes Jahr statt. Stefanie Hintermayr hat die beiden Workshops für Mädchen und Jungen besucht und sich mit SchülerInnen sowie allen Beteiligten unterhalten. „MFM ist in vielerlei Hinsicht ein absoluter Gewinn“ – darüber sind sich alle einig. Ein Film dazu:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
„MFM klärt auf“ – Das sagen die SchülerInnen
Der Workshop ist interaktiv angelegt. Dadurch lernen die Kinder/Jugendlichen, so wie im Biologieunterricht, nicht nur die Fakten über ihren Körper und dessen Vorgänge in der Pubertät. Sie erfahren, erleben, erspüren ihre Sexualität – mit liebevollen Darstellungen, phantasievollen Rollenspielen und spannenden Entdeckungsreisen durch den menschlichen Körper. Bei den Mädchen trägt das den Titel „Zyklusshow“, bei den Jungen „Agenten auf dem Weg“. In den beiden 6. Klassen der Maria-Ward-Realschule Neuhaus a.I. verlaufen beide Workshops sehr lebendig. Sowohl die Mädchen als auch die Jungen gehen ohne Kichern und Scham sehr ernsthaft, aufmerksam, interessiert und lebendig an das Thema heran – und beteiligen sich rege. „Ich kannte zwar die Themen schon, aber im Workshop wurde alles noch einmal ganz genau erklärt. Ich finde gut, dass man bereits in unserem Alter gut aufgeklärt wird“, erzählt Tobias Kisch. Und sein Klassenkamerad Leon Philippi meint: „Man muss überhaupt nicht schüchtern sein und kann ganz offen Fragen stellen, die immer gut beantwortet werden.“ Im normalen Biologieunterricht fehlt hierzu oft die Zeit. Anders bei den MFM-Workshops. Hier steht ein ganzer Schultag ausschließlich unter diesem einen Thema. „Da wird alles ganz genau erklärt, mit allen Details“, erzählt Vanessa Weinberger. Dass MFM die Sichtweise auf die eigene Sexualität mehr oder weniger verändert, darüber sind sich alle SchülerInnen einig. Die Siebtklässlerin Sophie Ustinow hat den Workshop letztes Jahr besucht und meint: „Zuhause und im Internet lernt man weniger. Durch MFM habe ich gelernt, wie ich mit meinem Körper beispielsweise bei meinem Zyklus umgehen kann. Ich habe viel über meine Sexualität gelernt – und das hat mich sehr weit aufgeklärt.“
„MFM vermittelt Wissen“ – Das sagen die LehrerInnen
Die Maria-Ward-Realschule Neuhaus a.I. steht hinter MFM. Nicht umsonst unterstützen die Schulleiterin Astrid Schmid, die Lehrkräfte und der Elternberat das vom Bistum Passau bezuschusste Projekt schon seit 15 Jahren, organisatorisch und finanziell. MFM ist es wert, meint Schulleiterin Astrid Schmid. „Das Thema Sexualität hat natürlich im Biologie- und Religionsunterricht einen guten Platz. Aber hier (im MFM) arbeitet man fächerübergreifend, und zwar mit externen Referenten.“ Diese könnten das Thema, bedingt durch ihre Distanz, ganz anders vermitteln als die LehrerInnen, die die SchülerInnen ja zumeist jahrelang begleiten. Gerade heute im „Medienzeitalter“, in dem immer überall alles verfügbar ist, spiele eine kompetente, qualitätsvolle und sensible Aufklärung eine sehr wichtige Rolle, meint Astrid Schmid: „Im MFM-Projekt geht man sehr wertorientiert mit dem Thema um. Und das eröffnet den Mädchen und Jungen eine gute Sprache für Sexualität.“ Dass MFM eine wertvolle Ergänzung zum Biologie- und Religionsunterricht ist, bestätigen auch die beiden Lehrkräfte Anton Maroth und Claudia Köbler. Der Beratungs- und Biologielehrer Maroth schätzt die externen Experten sehr: „Da öffnen sich die Schüler ganz anders. Sie erleben eine völlig andere Situation als bei mir im Frontalunterricht, im Stuhlkreis mit einem fremden, außenstehenden Erwachsenen.“ Selbiges bestätigt Biologielehrerin Köbler: „Bei einem solchen Projekt haben die ReferentInnen einen ganz anderen Zugang zu den Kindern. Die Mädchen und Jungen stellen hier bestimmt auch einmal ganz andere Fragen und gehen anders aus sich heraus als bei der Biologielehrerin, die sie ja auch schon länger kennen.“
„MFM vermittelt (christliche) Werte“ – Das sagt die Kirche von Passau
Zweifelsohne vermittelt das MFM-Programm (christliche) Werte und ist damit auch ein wesentlicher Baustein der Präventionsarbeit des Bistums Passau. Rund 20 Schulen aller Schularten im ganzen Bistum profitieren aktuell von den Workshops, die durch die Schulen finanziert werden – mit Zuschuss der Diözese. „Uns ist wichtig, Jugendliche in dieser wichtigen Lebensphase zu begleiten, die ja in der Pubertät viele Veränderungen bereithält“, betont Sonja Fischer-Zoidl, Leiterin der MFM-Zentrale Passau und selbst MFM-Referentin. Wertschätzung laute hier das Stichwort – ganz dem Leitgedanken entsprechend: Nur was ich schätze, kann ich schützen. „Damit wird die Basis für Prävention (sexualisierter Gewalt) gelegt. Erst wenn ich meinen eigenen Wert erkenne, kann ich auch gut darauf aufpassen und Verantwortung dafür übernehmen“, so Fischer-Zoidl. Die standardisierten Workshops mit den zertifizierten Referenten bäten hierzu einen sehr guten Rahmen von hoher Qualität. Dem kann Bettina Sturm, Präventionsbeauftragte des Bistum Passau nur zustimmen. Als ehemalige erfahrene Referentin ist ihr das MFM-Programm bestens vertraut. Sie weiß um dessen Wert. „Die Persönlichkeit der Kinder wird in diesen Workshops gestärkt. Und das ist natürlich ein Schutzfaktor gegen potentielle Übergriffe“, erklärt sie. „Kinder erfahren diesen einen ganzen Tag lang, dass sie geliebt und gemocht sind, dass es wichtig ist, sich mit der körperlichen Entwicklung auseinanderzusetzen und diese so zu stärken.“ Zudem lernten die Kinder/Jugendlichen, dass sie sich über das Thema Sexualität austauschen und darüber „ganz normal“ sprechen könnten – ein Thema, welches ja oftmals als schamhaft besetztes Tabuthema abgetan wird. „Meine Hoffnung ist, dass sich die Kinder/Jugendlichen im Hinblick auf Prävention von sexualisierter Gewalt durch ihr Wissen (in einem solchen Fall) dann trauen, sich an Erwachsene zu wenden, um ihr Leid oder ihre Befürchtungen zu äußern“, so Bettina Sturm.
MFM-Programm im Bistum Passau "Beispiel Neuhaus" - Radiobeitrag
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
„MFM hat Zukunft“
Der Verein „MFM Deutschland e.V.“ ist schwerpunktmäßig in Bayern tätig, aber deutschlandweit mit seinen rund 330 ReferentInnen unterwegs. „Basierend auf biologischen Fakten wollen wir die Kinder auf emotionaler Ebene erreichen“, erklärt MFM-Deutschland-Vorstand Max Wolf. „Die Kinder sollen spielerisch erfahren, dass sie geschätzt, geliebt und zweifacher Sieger vom Anfang des Lebens an sind.“ Und diese Erfahrung der Wertschätzung möchte man mit MFM möglichst vielen Kindern/Jugendlichen zuteilwerden lassen. Großes Ziel sei, das Programm immer weiter auszubauen und neue Schulen dafür zu gewinnen, so Sonja Fischer-Zoidl. „Da braucht es natürlich mehr ReferentInnen.“ Freudig blickt sie auf den Oktober 2022, wenn die deutschlandweite MFM-ReferentInnen-Ausbildung in Passau stattfinden wird. „Davon versprechen wir uns natürlich einen Gewinn von neuen ReferentInnen, die in die Ausbildung starten und damit MFM weiter nach vorn bringen können.“