Bistum

Frei leben ohne Gewalt

Pressemeldung am 09.11.2022

November22 gewaltgegenfrauen Foto: Katholischer Deutscher Frauenbund Passau
Sie informierten über das Aktionsprogramm zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (v.l.): Sonja Schmid von der Fachstelle Täterarbeit pro familia, Vanessa Hochrieser, Praktikantin bei pro familia, Selina Wagner, Leiterin des Passauer Frauenhauses, Melanie Wagner, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Passau und Koordinatorin des „Runden Tisches gegen häusliche Gewalt“, KDFB-Geschäftsführerin Kathrin Plechinger und Susanne Synek von amnesty international.

Zuhause – eigentlich ein Ort der Sicherheit, des Schutzes und der Geborgenheit. Doch immer wieder wird das eigene Zuhause zum Tatort. Häusliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen findet täglich in allen Gesellschaftsschichten statt. Betroffen sind zum einen die Gewaltopfer selbst. Doch auch Kinder, die Gewalt mitansehen müssen, tragen seelische und häufig auch körperliche Spuren mit sich. All diese Faktoren werden beim Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2022 beleuchtet.

Die Pas­sau­er Akti­ons­grup­pe Nein zu Gewalt an Frau­en“ betei­ligt sich seit nun­mehr 15 Jah­ren an die­sem Akti­ons­tag, um das The­ma, das oft­mals hin­ter ver­schlos­se­nen Türen statt­fin­det, in das Licht der Öffent­lich­keit zu rücken. Die Grup­pe will Auf­merk­sam­keit erzeu­gen, sen­si­bi­li­sie­ren und Unter­stüt­zungs­an­ge­bo­te auf­zei­gen. Wie bereits im Vor­jahr wird in der Pas­sau­er Fuß­gän­ger­zo­ne eine Mahn­wa­che statt­fin­den. Wir wer­den am 25. Novem­ber zwi­schen 15 und 17 Uhr 150 Ker­zen ent­zün­den, die sym­bo­lisch für die rund 150 Frau­en ste­hen, die in Deutsch­land all­jähr­lich durch häus­li­che und sexua­li­sier­te Gewalt ihr Leben ver­lie­ren“, kün­dig­te Kath­rin Plechin­ger, Geschäfts­füh­re­rin des Katho­li­schen Deut­schen Frau­en­bun­des (KDFB) in der Diö­ze­se Pas­sau, im Rah­men einer Pres­se­kon­fe­renz an. Im Zuge der Mahn­wa­che wer­den die Mit­glie­der der loka­len Grup­pe zudem aktiv auf Pas­san­tin­nen und Pas­san­ten zuge­hen und das Gespräch suchen. Auch Pflas­ter­mäpp­chen, auf denen die Kon­takt­da­ten von Not­hil­fe­stel­len für Betrof­fe­ne, Ange­hö­ri­ge und Freun­de auf­ge­druckt sind, wer­den ver­teilt. Anschlie­ßend fin­det um 18 Uhr in der Evan­ge­li­schen Kir­che St. Mat­thä­us eine öku­me­ni­sche Andacht unter dem Mot­to Samm­le mei­ne Trä­nen in dei­nem Krug“ statt. An der Gestal­tung sind Schü­le­rin­nen der Fach­aka­de­mie für Sozi­al­päd­ago­gik aktiv betei­ligt. Zum Rah­men­pro­gramm gehört wei­ter­hin ein Vor­trag, der bereits am Diens­tag, 22. Novem­ber, um 19 Uhr ange­bo­ten wird. In der Bera­tungs­stel­le von pro fami­lia in Pas­sau wird Son­ja Schmid von der Fach­stel­le Täter­ar­beit zum The­ma Wie sieht häus­li­che Gewalt aus und was kann ich tun?“ refe­rie­ren. Die Fach­stel­le Täter­ar­beit besteht seit fast zwei Jah­ren und rich­tet sich feder­füh­rend an erwach­se­ne Täter, die häus­li­che Gewalt ausüben.

Vor­ran­gi­ges Ziel ist natür­lich die Been­di­gung von Gewalt­aus­übung. Des­halb ver­ste­hen wir unse­re Arbeit auch als Opferschutz”

Sonja Schmid

Sie wies zudem dar­auf hin, dass häus­li­che Gewalt nicht nur ein pri­va­tes Pro­blem sei, son­dern ein gesell­schaft­li­ches The­ma, um das sich die Gesell­schaft auch küm­mern müsse. 

Die Trag­wei­te der Pro­ble­ma­tik ver­deut­li­chen aktu­el­le Zah­len. Wäh­rend die Sta­tis­tik für Bay­ern einen Rück­gang der gemel­de­ten Fäl­le um 4,9 Pro­zent belegt, wur­de in Nie­der­bay­ern ein Anstieg um 4,7 Pro­zent ver­zeich­net. Dem­nach gab es laut Infor­ma­tio­nen des Poli­zei­prä­si­di­ums Nie­der­bay­ern im Jahr 2021 rund 1.770 gemel­de­te Fäl­le für Nie­der­bay­ern. Im Jahr 2020 waren es fast 1.700 gemel­de­te Fäl­le. Hin­ter die­sen nack­ten Zah­len“ ste­hen Schick­sa­le. Man muss sich das vor Augen hal­ten: In Nie­der­bay­ern fin­det jeden Tag mehr als drei­mal häus­li­che Gewalt im Hell­feld statt. Und wir wis­sen nicht, was im Dun­kel­feld pas­siert“, ver­deut­lich­te Son­ja Schmid. Die Anzahl männ­li­cher Tat­ver­däch­ti­ger lag bei 81,5 Pro­zent, die Anzahl weib­li­cher Opfer bei 81 Pro­zent. Beson­ders erschre­ckend: In fast 40 Pro­zent der Fäl­le waren Kin­der anwe­send. Das bleibt nicht ohne Fol­gen. Seli­na Wag­ner, Lei­te­rin des Pas­sau­er Frau­en­hau­ses, stell­te her­aus: Auch das Beob­ach­ten von Gewalt ist erleb­te Gewalt.“ Sie gab zudem Ein­bli­cke in die Situa­ti­on im Frau­en­haus. Anders als erwar­tet sei­en die Zah­len Schutz suchen­der Frau­en mit ihren Kin­dern in den Akut­zei­ten der Coro­na-Pan­de­mie rück­läu­fig gewe­sen. Dies erklär­te sie damit, dass die Mög­lich­kei­ten für Frau­en, Hil­fe zu suchen, erschwert gewe­sen sei­en, wenn die Fami­lie die Zeit ste­tig auf engs­tem Raum mit­ein­an­der ver­brin­gen muss­te. In die­sem Jahr haben wir nun eine stei­gen­de Aus­las­tungs­quo­te, die bei über 80 Pro­zent liegt“, so Wag­ner. Immer wie­der müss­ten Betrof­fe­ne abge­wie­sen und in ande­ren Ein­rich­tun­gen unter­ge­bracht wer­den, wenn alle neun Plät­ze im Frau­en­haus und auch die zwei Not­plät­ze bereits belegt sei­en. Doch was ist die Ursa­che für häus­li­che Gewalt an Frau­en? Mela­nie Wag­ner, Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te des Land­krei­ses Pas­sau und Koor­di­na­to­rin des Run­den Tischs gegen häus­li­che Gewalt“, for­mu­lier­te eine kla­re Ant­wort: Frau­en­rech­te sind nach wie vor kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Sie müs­sen unbe­dingt gestärkt wer­den.“ Auch dafür will sich die Pas­sau­er Akti­ons­grup­pe Nein zu Gewalt an Frau­en“ am 25. Novem­ber 2022 einsetzen.

Info: Mit­glie­der des Pas­sau­er Akti­ons­krei­ses NEIN zu Gewalt an Frau­en“ sind das Refe­rat Frau­en und Män­ner der Diö­ze­se Pas­sau, die Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te in Stadt und Land­kreis Pas­sau, amnes­ty inter­na­tio­nal, der KDFB-Diö­ze­san­ver­band, das evan­ge­li­sche Deka­nats­frau­en­team, pro fami­lia, Sol­wo­di e. V., der Sozi­al­dienst katho­li­scher Frauen/​das Frau­en­haus, die VHS Pas­sau, der Wei­ße Ring und das Akti­ons­bünd­nis gegen Bierzeltsexismus.

Text: Katho­li­scher Deut­scher Frau­en­bund Passau

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