„Einführung in das Christentum“ – unter diesem Titel hat der damalige Dogmatikprofessor Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., ein Buch veröffentlicht, das zum Bestseller wurde. Das Werk sollte dazu beitragen, den „Nebel der Ungewissheit“ in Sachen Glaubensfragen zu lichten. Rund 50 Jahre später ist das Thema nach wie vor aktuell, vielleicht aktueller denn je. Deshalb hat das Passauer Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche in Zusammenarbeit mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum Passau unter der Überschrift „Einführung in das Christentum – Der etwas andere Glaubenskurs“ eine zweijährige Vortragsreihe auf die Beine gestellt.
Da der Name nun also vom Bestseller entliehen ist, wurde der Ideengeber natürlich um Erlaubnis gefragt. „Wir wollten das nicht einfach klauen, sozusagen als Plagiat, sondern uns mit ihm abstimmen“, betonte Domvikar Monsignore Dr. Bernhard Kirchgessner, Direktor von Spectrum Kirche. Also wurde der emeritierte Papst schriftlich um Erlaubnis gebeten. „Er hat sich riesig gefreut und mir geantwortet, dass die Idee nach 50 Jahre immer noch sehr lebendig ist. Er war auch angetan von der Liste unserer Referenten und – was mich am meisten freut – er hat uns seinen apostolischen Segen erteilt“, so Kirchgessner weiter. Zu Beginn der Auftaktveranstaltung machte er deutlich: „Wir stellen heute alle fest, dass das Glaubenswissen der Menschen äußerst dürftig ist, auch das der praktizierenden Katholiken. Mit diesem Glaubenskurs wollen wir die Lücke schließen, oder zumindest mithelfen, dieses Defizit zu beheben. Wir gehen entlang des Credo, weil das allen Christen und allen Konfessionen gemeinsam ist und die großen Fragen unseres Glaubens aufwirft. Wer ist Gott? Wer ist Christus? Was wissen wir vom Heiligen Geist? Wie ist das mit dem Leid, warum gibt es das? Wie ist es mit den Heiligen? Wie mit dem ewigen Leben?“ Es gehe damit um Dinge, die die Menschen wirklich umtreiben würden.
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Der Besucheransturm bei der ersten Veranstaltung der kostenlosen Reihe gab ihm Recht. Rund 40 Frauen und Männer hatten sich angemeldet, erschienen waren schließlich doppelt so viele. „Das zeigt, dass Bedarf da ist, die Menschen Fragen haben und kompetente Antworten haben wollen – und zwar nicht einfach nur gelehrt, sondern in verständlicher Sprache und von jemanden, der dafür Zeugnis ablegt.“ Kirchgessner freute sich sehr, dass der Passauer Bischof Dr. Stefan Oster SDB für die Auftaktveranstaltung des Glaubenskurses gewonnen werden konnte und dieser gleich „die fundamentale Frage schlechthin“ aufgriff: „Credo in unum Deum: An welchen Gott glauben Christen?“
Etwa eine Stunde lang beleuchtete der Bischof das Thema, ging nacheinander auf verschiedene Überschriften ein. Die erste lautete: „Gott ist jemand, nicht etwas“. „Das ist zum Einstieg für alle, die sich fragen: Wie begegne ich Menschen, die naturwissenschaftlich fragen: Ja, wo ist denn euer Gott?“ Der Bischof stellte mit großer Intensität heraus, dass Gott nicht ein Ding unter Dingen, nicht ein Seiendes unter Seienden, nicht ein lebendiges Wesen unter anderen lebendigen Wesen sei. „Gott ist das Leben selbst“, so Oster. Mit einigen Beispielen stellte er klar, dass man Gott nur personal begegnen könne. „Gott ist Person und am Ende geht es um die Frage: Finden wir in die Dimension des Vertrauens hinein und lernen wir von ihm und durch ihn, wer er ist? Bis zu dem Punkt, dass es irgendwann grundlos wird und nur noch aus nacktem Vertrauen besteht. Gott ist jemand, nicht etwas!“
„Ganz wichtig ist, dass Gott absolute Liebe ist, und die absolute Liebe sogar in Jesus selbst erschienen ist;”
Weiter stellte Oster heraus: „Gott offenbart sich!“ Der Mensch könne nicht anders, als ständig zu kommunizieren, vermittelt durch die Leiblichkeit, Personen müssten sich in unserer Welt materiell offenbaren, das gehe gar nicht anders. Gott hingegen würde sich durch seine Schöpfung offenbaren. „Das ist ganz wichtig: Gott offenbar sich in seiner Schöpfung, durch die Menschen und in der Heiligen Schrift.“ Als dritte Überschrift führte der Bischof „Gott gibt sich selbst“ ein. „Wir hören von ihm nicht nur Worte, wir empfangen ihn selbst. Oft reden wir nur von der Botschaft Jesu. Aber ganz selten reden wir wirklich darüber, dass Gott da ist und wie er da ist. Er ist gegenwärtig! Das ist das innerste Mysterium, das wir in der Messe feiern: Gott ist da, er gibt sich uns.“ Auch auf die Punkte „Gott ist radikal transzendent und radikal immanent“, „Gott ist dreifaltig“, „Gott ist Vater und Schöpfer“, „Gott ist Sohn und Erlöser“ und „Gott ist Heiliger Geist und Heiligmacher“ ging Oster ein. Er selbst fasste seine zentrale Botschaft nach dem Vortrag wie folgt zusammen: „Ganz wichtig ist, dass Gott absolute Liebe ist, und die absolute Liebe sogar in Jesus selbst erschienen ist; dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, um uns mit dem Vater zu versöhnen, also dass wir gewissermaßen heimgeholt werden. Und deswegen auch im Herzen verändert werden. Das ist etwas, was mir ganz wichtig ist, was den Kern unseres Glaubens ausmacht: Die Versöhnung mit Gott. Und deswegen können wir auch anders leben, vielleicht hingebungsvoller, liebender, engagierter.“ Auf den Vortrag folgte schließlich eine angeregte Diskussionsrunde, in der weitere Fragen beleuchtet wurden.
