Das Ökosoziale Forum (ÖSF) hat sein 25-jähriges Bestehen in der Landvolkshochschule Niederalteich gefeiert. Trotzdem es sich mit Erfolg für Klima- und Umweltschutz einsetzt, betont Umweltreferent Josef Holzbauer: "Wir haben noch weiter zu arbeiten."
„Es gibt keinen Grund zu Feiern“ – diese Worte von Sepp Rottenaicher, einem der Gründungsväter des ökosozialen Forums Niederalteich, mögen zunächst verwundern. Den Mitgliedern des Netzwerks aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die sich nicht weniger als die Bewahrung der Schöpfung und die Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaftskonzepte zum Ziel gesetzt haben, ist bewusst, dass sich durch ihre Arbeit über ein Vierteljahrhundert hinweg noch viel zu wenig getan hat. Ihre Zusammenkunft zum 25jährigen Bestehen wurde darum in der Landvolkshochschule St. Gunther in Niederalteich auch nicht als rauschender Festakt begangen, sondern als produktive Tagung mit einem ehrlichen Rück- und Ausblick. Gegründet wurde das „ÖSF“ in Begleitung und mit dem Umweltreferat der Diözese Passau. Als Nachfolger von Sepp Rottenaicher ist heute Sepp Holzbauer hier der Chef – mit ebenso viel Engagement und Überzeugung: „Das Forum hat die Bedeutung als Mahner in der Entwicklung zu stehen. Eine Entwicklung, die ganz klar marktwirtschaftlich geprägt ist. Und wir wollen, das ökologische Leitplanken gesetzt werden in der Wirtschaft, im Gebaren der Landwirtschaft und auch bei uns selber, wie wir in die Zukunft gehen.“
Die Zukunft „enkeltauglich machen“ nennen sie das. Gründungsvater Sepp Rottenaicher ist natürlich nicht froh darüber, das in 25 Jahren landwirtschaftspolitischer Arbeit und Aufklärung, nach der Veröffentlichung von sechs Büchern zum Thema und Gesprächen ohne Ende noch lange keine Zeitenwende erreicht werden konnte. Tatsächlich stand die Überlegung im Raum, ob dieser Termin überhaupt gefeiert werden sollte: „Einer unserer Mitstreiter hat den Vorschlag gemacht, eine Bücherverbrennung an der Donau zu veranstalten anstatt dessen. Das erweckt Aufmerksamkeit und ist wenigstens ehrlich, denn es war ja für die Katz‘. Aber nein, so können wir nicht sein. Dann müssten ja Alle verzweifeln.“
Das ist das Bewundernswerte am „Ökosozialen Forum Niederalteich“. Am Anfang oft als Spinner beschimpft, später von manchen als Störenfriede und Quertreiber empfunden, höhlten sie trotzdem den Stein wie steter Tropfen. Ihre Ideen, wie Mensch und Tier doch in Einklang leben könnten, wie man die Umwelt trotz der Nutzung durch die Landwirtschaft mehr schonen könnte, finden immer mehr Anklang. Heute gehen junge Menschen bei „Fridays for Future“ für viele deckungsgleiche Ziele auf die Straße – das motiviert auch den Umweltreferenten der Diözese Passau:m„Das ist enorm hilfreich. Durch Greta Thunberg geht ein Aufschrei durch die ganze Welt. Hoppla, da sind junge Menschen, die bewusst die Zukunft anschauen wollen. Das ist die Generation die in der nächsten Zeit die Erde bevölkert und wir müssen sie so hinterlassen das die Menschen eine gute Zukunft haben. Und Greta ist eine absolute Botschafterin für die Zukunft.“
„Wir haben noch weiter zu arbeiten.”
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Und darum ist es auch kein Wunder, dass das ökosoziale Forum Niederalteich mit seiner Arbeit natürlich weitermacht. Mit Volldampf sogar – denn viel Zeit bleibt nicht mehr, um die Welt zu retten. Pünktlich zum Jubiläum ihres Netzwerks haben Sepp Rottenaicher und seine Mitstreiter ein Manifest erarbeitet mit dem Titel „Ein weiter so verbietet sich“. In 10 Punkten fassen sie kompakt zusammen, welche Gewohnheiten und Geisteshaltungen sich am dringendsten noch verändern müssen, um zum Beispiel die Klimaerwärmung einzudämmen. Dass die Forumsmitglieder gegen noch so starke Widerstände nie einknickten oder verzweifelt aufgaben, verdient Respekt und Anerkennung. Es gibt dafür aber auch einen guten Grund, sagt Sepp Rottenaicher.
„Ich bin seit meiner Taufe, also seit fast 73 Jahren, katholischer Christ. Und der darf die Hoffnung sowieso nie aufgeben. Auch wenn’s schwierig wird. Das ist eine Daueraufgabe.”
All das konnte bei der Tagung zum 25-jährigen Bestehen des ökosozialen Forums in Niederalteich gründlich besprochen werden. Wie immer, wurde neue Kraft geschöpft aus dem engagierten Miteinander. Und als Gratulanten und Diskutanten kamen renommierte Vertreter aus Politik und Gesellschaft – allen voran der Europaabgeordnete Manfred Weber, Bayerns früherer Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, oder auch der amtierende Präsident des Bayerischen Bauernverbands, Walter Heidl. Nur eben mit Selters statt Sekt. Oder wie Sepp Holzbauer es ausdrückte: „Wir haben noch weiter zu arbeiten.“
Text+Fotos: Lars Martens