Im „Hybridmodus“ hat sich Bischof Dr. Stefan Oster SDB vergangene Woche mit den Ordinariatsrätinnen und ‑räten, Dekanen und Domkapitularen zu der eintägigen Konferenz versammelt. Corona-bedingt fand die Tagung erstmals mit nur einigen wenigen Personen in Präsenz statt; per Video zugeschaltet waren die Teilnehmenden aus dem gesamten Bistum sowie aus Büros rund um den Domplatz. „Ich freue mich sehr, zum ersten Mal in dieser Runde auch Mitglieder aus dem Diözesanrat begrüßen zu können“, richtete Bischof Oster das Wort an Dr. Hanna Seidl und Angelika Görmiller, die beide Mitglieder im Vorstand des Gremiums sind. „Wir sind gemeinsam Kirche, deshalb habe ich bei unseren diözesanen Leitungsgremien sehr darum geworben, in Zukunft auch Vertreter des wichtigsten Gremiums unserer Ehrenamtlichen einzubeziehen“, so der Bischof.
In seinem Impulsreferat betonte der Passauer Oberhirte die „missionarische Dimension“, die im Leben getaufter Christen zu spüren sein sollte. Er stellte die Frage, ob für uns der Glaube, dass Christus ein Retter sei, noch eine Rolle spiele für unser Engagement. „Denn je nachdem, ob wir z.B. glauben, dass jemand verloren gehen könnte oder nicht, hat das automatisch Auswirkungen für unser ganzes gläubiges Verhalten.“ Im Blick auf die Corona-Krise betonte der Bischof, wir gingen gemeinsam durch herausfordernde Zeiten: „Aber uns Christen sollte man ansehen, dass Gott auch in diesen Zeiten erst recht an unserer Seite ist. „Und die Menschen dürfen es durch unseren Dienst an anderen auch erleben,“ betonte der Bischof.
„Herzensanliegen“ Prävention und Aufarbeitung sexueller Missbrauch
Wichtiges Anliegen der Bistumsleitung ist es, die flächendeckende Präventionsarbeit weiter voranzubringen. Seit September verantwortet die Präventionsbeauftragte Bettina Sturm diesen Bereich. Sie gab den Teilnehmer/Innen der Konferenz einen detaillierten Einblick in ihre Arbeit und informierte über aktuelle Entwicklungen. So würden derzeit die kirchlichen Jugendbüros von Seiten der Präventionsbeauftragten besonders ertüchtigt, um ihre wichtige Aufgabe als erste Anlaufstelle für mögliche Betroffene von sexuellem Übergriff wahrnehmen zu können. „Genau dort müssen mögliche Betroffene sorgsam, achtsam und kompetent aufgenommen werden“, so Sturm. Dazu brauche es das notwendige Wissen, wie man sich in solchen Situationen verhält und welche Schritte zu ergreifen sind – aber auch das Wissen um gute Selbstfürsorge. Künftig sieht Sturm die Jugendbüros als starke Kooperationspartner für die Pfarreien, sobald das institutionalisierte Schutzkonzept in die Fläche ausgerollt wird.
Bischof Stefan Oster ging außerdem auf die Bemühungen zur Bildung eines Betroffenenbeirats sowie einer Aufarbeitungskommission für sexuellen Missbrauch im Bistum ein. Diese Gremien werden derzeit gemäß der Gemeinsamen Erklärung für verbindliche Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in allen Bistümern eingerichtet. „Es ist in den letzten Jahren schon viel geschehen, dennoch muss diese Arbeit weitergehen – in der Hoffnung, dass wir beitragen können, dass solche Verbrechen im Raum der Kirche nicht mehr geschehen.“, so Oster. Der Blick auf die Betroffenen von sexuellem Missbrauch müsse immer an erster Stelle stehen, „Betroffene sollen die Erfahrung machen können, dass sie von uns gehört und begleitet werden. Wir dürfen nie mehr den Eindruck erwecken, dass wir erfahrenes Leid nicht hören wollen oder verdrängen.“ Bischof Oster geht es vor allem auch um die Offenlegung möglicher systemischer Fehler. „Wie konnte es soweit kommen, dass Kirche als „System“ und womöglich Täter geschützt wurden? Welche Strukturen und Mentalitäten sind oder waren vorhanden, die Missbrauch sogar begünstigt haben?“ sagte Oster. „Diese Fragen müssen uns weiter beschäftigen und Aufklärung erfahren.“
Weihnachten, Singen und die Corona-Pandemie
Natürlich war auch die Corona-Pandemie Thema der Konferenz. Klare Regelungen für das Singen in Gottesdiensten zu Corona-Zeiten zeigt die vierstufige Corona-Ampel auf der Homepage des Bistums Passau an (LINK setzen). „Wir dürfen nicht gefährden, dass wir Gottesdienste feiern dürfen. Die Menschen sind sehr sensibilisiert und auch bereit, in diesen Zeiten zu verzichten.“ Kirchenmusikdirektor Dr. Marius Schwemmer erklärte die geltenden Regelungen.
Bischof Oster bedankte sich für das große Engagement in den Pfarreien mit allen Bemühungen, dass „wir Weihnachten gemeinsam feiern können“. Ein umfassendes Angebot an Gottesdienst-Liveübertragungen, einer Krippenspiel-Übertragung für Familien, Hilfsangeboten zum Download für die Gestaltung von adventlichen Feiern aus den verschiedenen Referaten des Ordinariates sowie zahlreiche Materialien finden sich auf der Homepage des Bistums unter dem Hashtag #werglaubtistnichtallein.
Die Corona-Krise hat finanzielle Auswirkungen auf die Finanzsituation des Bistums. Die Einbußen im Bereich der Kirchensteuer könnten noch nicht abschließend beziffert werden, erklärte Finanzdirektor Dr. Josef Sonnleitner. „Allein bis Ende August belaufen sich die Rückgänge im Bereich der Kirchensteuer auf circa 3,5 Millionen Euro. Wie es bis zum Jahresende aussieht, hängt stark davon ab, ob und wie Corona-bedingte Einschränkungen die regionale Wirtschaft weiter treffen.“ Bis Ende 2020 rechne er mit einem Rückgang von fünf bis zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Wir gehen davon aus, dass die Rückgänge bei der Kirchensteuer infolge der Corona-Pandemie nicht vollständig ausgeglichen werden können und um Hinblick auf die mittel- sowie langfristige Entwicklung müssen wir handeln. Deshalb erfolgt mit unseren Gremien derzeit die Festlegung eines Prozesses, der zu einer deutlichen Reduktion unserer Ausgaben führen wird“, so Sonnleitner. Dies betrifft bis dato vor allem diözesane Baumaßnahmen. Einnahmeausfälle, auch in Bezug auf Vermietungen etc., können noch nicht abschließend beziffert werden.
Inwieweit Corona das Verbandsleben in der Kirche und auch künftige Strukturen der Kirche von Passau trifft, dazu werden derzeit in verschieden Gremien intensive Gespräche und Diskussionen geführt. „Die Basis aller zu treffenden Maßnahmen sind die Leitlinien unseres pastoral-strukturellen Erneuerungsprozesses“, betont Generalvikar Josef Ederer.