
Die Maria Ward Realschule in Neuhaus am Inn bietet ab Herbst das Wahlfach „DU bist VOLL WertVoll“ an. Hintergrund ist das Pilotprojekt der PNP Stiftung mit dem Übertitel „Auf dich kommt es an – Entdecke das Leben – Wie mit Jesus das Leben gelingen kann“. Die PNP Stiftung finanziert das Projekt für das kommende Schuljahr – heute wurde es Bischof Stefan Oster SDB von den Verantwortlichen präsentiert.
Die Beschreibung des Konzepts des Wahlfachs, beginnt mit Zahlen der neuesten AOK Kinder/Jugend- und Familienstudie — und deren Ergebnisse sind erschreckend. So heißt es, jedes 5 Kind/jeder 5 Jugendliche weist Verhaltensauffälligkeiten auf. Bindungsstörungen und Eltern, denen es schwer fällt, gelingende und positive Beziehungen und Bindungen zu ihren Kindern aufzubauen, nehmen zu. Junge Menschen plagen Zukunfts- und Lebensängste. Alleine 17 prozent aller Jugendlichen erkranken während ihrer Jugendzeit an behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen, so die Inhalte der Studie. Und dies ist nur ein kleiner Auszug der Ergebnisse. Solchen Problemen entgegenzuwirken oder gar zu vermeiden, ist das Ziel des Projekts, das im September an der Maria Ward Realschule in Neuhaus am Inn startet, ansetzen.
Initiatorin ist die Stiftungsbeauftragte der Passauer Neuen Presse, Eva Maria Fuchs. Sie bekommt in ihrem Job viele der Probleme von verschiedenen Familien mit. Und sie liest dabei auch oft über die Kinder, die meist in zweiter Reihe stehen — und deren Probleme natürlich wieder ganz anders gelagert sind.
„Und eben an diese Kinder, kommen wir aber als Stiftung direkt gar nicht heran. Da geht es oft um Ängste, Verhaltensstörungen, Abbruch der Ausbildung usw. Und wir haben dann gesagt, wenn dann kann man diese Kinder doch nur in der Schule greifen. So entstand die Idee. Es müsste ein Platz geschaffen werden, wo ein Kind die Möglichkeit hat, es selbst zu sein. Wo Kinder Ängste zeigen dürfen, ihre Stärken erfahren können, wo aber auch Platz ist, eine Schwäche zu zeigen oder sich auch ein Scheitern einzugestehen. Das gehört ja alles zum Leben dazu. Und in diesem Zusammenhang haben wir natürlich sofort an die kirchlichen Schulen gedacht.”
Und so ist Eva Maria Fuchs dann an Bischof Stefan Oster herangetreten. Und der fand die Idee nicht nur gut, sondern hatte auch gleich die richtige Schule parat, mit der er sich dieses Pilotprojekt vorstellen könnte. Die Maria Ward Realschule in Neuhaus am Inn. Und dort waren Schulleiterin und Lehrerkollegium der Fachschaft Religion auch gleich voll des Tatendrangs. Jetzt ist das Projekt bereits in trockenen Tüchern, die PNP Stiftung finanziert das Ganze mit 7200 EUR, für das nächste Schuljahr. Ab September wird das Wahlfach „DU bist VOLL WertVoll“ angeboten, es findet mit zwei Wochenstunden immer nachmittags statt, für die Klassen 7 bis 10.
„Wir merken in der heutigen Zeit, dass es gar nicht mehr selbstverständlich ist, dass junge Menschen in ein vernünftiges Selbstbild hineinfinden, in ein Werteverständnis, auch in ein Glaubensverständnis, das ihnen in ein gelingendes Leben hilft. Sie sollen erfahren, dass sie kostbare, wertvolle Menschen sind, sie sollen erleben, dass das Leben kostbar ist, dass Gemeinschaft wichtig ist. Und sie sollen einen Raum finden, wo sie ihre Fragen ans Leben anbringen können und so wie ich das sehe, werden sie dort auch gut begleitet.”
In der Projektbeschreibung heißt es: „Wir wollen Jugendlichen und Familien die Möglichkeit bieten, sich ein Stück begleiten zu lassen, ihr Leben zu reflektieren, Unterstützung geben in Fragen der Lebensgestaltung und Werteentwicklung, damit sich eine gesunde und stabile Persönlichkeit entwickeln kann. Auf der anderen Seite wollen wir die Frage nach Gott, die eigene Religiosität und die Weiterentwicklung der eigenen Glaubensgeschichte fördern und unterstützen. Somit bilden wir eine Synthese aus Persönlichkeitsentwicklung und Glaubensentwicklung, die sich ineinander verwebt und den Jugendlichen und seine Familie in ihrer ganzen Lebenswirklichkeit wahrnimmt.“ Und das sieht in der Praxis dann so aus. Das Angebot ist in drei Blöcke aufgeteilt:
„Ein Block ist die Persönlichkeitsentwicklung, hier sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, über sich selber nachzudenken, über Stärken, Schwächen, aber auch über die Zukunft. Dann ist ein zweiter Block soziales Engagement, hier sollen die Kinder für das Thema allgemein sensibilisiert werden, z.B. wer braucht überhaupt Sozialhilfe? Der dritte Block ist dann die Glaubensbegegnung, da gibt es dann verschiedene Angebote, wie Lobpreis, Gottesdienstplanungen usw. aber die Kinder sollen auch die Möglichkeit haben, die großen Glaubensfragen zu stellen.”
Das Ganze wird auch mit Projekten begleitet, in die z.B. dann auch die Eltern ganz bewusst einbezogen werden sollen. Es sind Schulungen angedacht, es gibt z.B. den Punkt Erlebnispädagogik mit den Eltern, oder auch einen Besuch im Klettergarten mit der Familie, aber es kann auch ein Einkehrwochenende sein.
Die Schule formuliert ihren Auftrag in der Projektbeschreibung so: „Betrachtet man die deutsche Schullandschaft, so stellt man schnell fest, dass Schule als Bildungseinrichtung in erster Linie Wissen vermitteln soll. Zunehmend übernimmt Schule aber auch die Aufgaben der Erziehung junger Menschen und deren Familien, die in ihrer Persönlichkeit wachsen und reifen sollen. Werte zu erkennen und für sich anzunehmen wird dabei immer wichtiger in einer pluralistischen Gesellschaft, die in Glaubens- und Lebensfragen zunehmend orientierungslos geworden ist. Aus diesem Grund erkennen wir an der Maria Ward Realschule Neuhaus am Inn, den Impuls der Neuevangelisierung und der Persönlichkeitsentwicklung als Auftrag: Jugendliche machen sich auf den Weg, sich selbst und den eigenen Glauben neu zu entdecken, Bekanntes zu vertiefen und Anregungen zur Weiterentwicklung zu geben. Dazu soll das Wahlfach „Du bist VOLL WertVoll“ einen Beitrag leisten.“
Das Wahlfach „Du bist VOLL WertVoll“ wird ab dem kommenden Schuljahr an der Maria Ward Realschule in Neuhaus angeboten. “Es ist ein Pilotprojekt, das es so in der bayerischen Schullandschaft noch nicht gibt”, so Stiftungsbeauftrage Eva Maria Fuchs beim Bischofstermin. Angesetzt ist das Projekt zunächst auf 2 Jahre.