Das glauben wir

Unkraut wachsen lassen!

Pressemeldung am 17.07.2020

200719 Predigt Kirchgessner title

"Habt Geduld und lasst beides, Weizen und Unkraut, wachsen bis zur Ernte." So mahnt uns Jesus zur Vorsicht, das Unkraut nicht sofort auszureißen. Warum eigentlich? Das beantwortet Dr. Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 16. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 19. Juli 2020.

Leben wie ER, denken wir ER, lieben wie ER

Gleich­nis­se wer­den uns an die­sen Sonn­ta­gen in der Lit­ur­gie vor­ge­tra­gen. Heu­te das Gleich­nis vom Unkraut unter dem Wei­zen. Das Him­mel­reich wird mit einem Mann ver­gli­chen, der guten Samen aus­streut und erle­ben muss, wie des Nachts sein Feind Unkraut unter den Wei­zen mischt. Zuerst bemerkt das kei­ner; doch als der gute Samen auf­geht, zeigt sich auch das Unkraut. Die gärt­ne­ri­sche Logik gebö­te nun, das Unkraut aus­zu­rei­ßen, doch Jesus mahnt zur Vor­sicht: Lasst bei­des wach­sen bis zur Ern­te.“ War­um eigentlich? 

Jesus selbst deu­tet die­ses Gleich­nis: Der Sämann ist der Men­schen­sohn, er selbst. Der Acker ist die Welt. Klar, dass er nur guten Samen aus­streut, die Kin­der des Lich­tes. Doch längst nicht alle fol­gen ihm. Damals nicht und heu­te schon gar nicht. Es gibt halt auch die Kin­der der Fins­ter­nis, die Kin­der des Bösen. Soll­te man da nicht sogleich ein­grei­fen und kla­re Ver­hält­nis­se schaf­fen? Ich gebe zu, das wäre mei­ne Hand­lungs­wei­se. Doch Jesus bremst uns ein. Habt Geduld! Lasst bei­des wach­sen bis zur Ern­te.“ Ertragt das Böse und die Bösen über­lasst die Schei­dung von Gut und Böse einem ande­ren, der nicht nach irdi­schen Maß­stä­ben han­delt. Wenn dann die Zeit der Ern­te da ist, wird der Sämann den Schnit­tern auf­tra­gen, das Unkraut zu jäten, zu sam­meln und zu verbrennen.

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Man kann die­se Deu­tung noch prä­zi­sie­ren: Wenn der Acker für die Welt steht, dann ist die Zeit der Saat und des Wachs­tums die Zeit der Kir­che. In ihr gibt es nicht nur Gute, From­me, Hei­lig­mä­ßi­ge, son­dern auch Unglau­ben und Unglaub­li­ches wie Miss­brauch, Macht­ge­ran­gel, Kar­rie­re­stre­ben und Vie­les mehr. Es men­schelt in ihr. Mit­un­ter so sehr, dass sie zum Stein des Ansto­ßes wird und man gute Lust bekommt, das Unkraut auf der Stel­le aus­zu­rei­ßen. Was habe ich mich im Lock-down geär­gert, dass eini­ge Pfar­rer ein­fach auf Tauch­sta­ti­on gegan­gen sind und am 2. Fas­ten­sonn­tag an der Kir­chen­tü­re und im Schau­kas­ten eine Notiz auf­ge­hängt haben: Bis auf wei­te­res geschlos­sen. Fort­an waren sie nicht mehr gese­hen! Ehr­lich, ich war rich­tig wütend. Da ist die Her­de in Not und der Hir­te geht als Ers­ter stif­ten. Das wird spä­ter noch­mals zu bespre­chen sein.

Wenn es im Acker der Welt Unkraut gibt, die Kin­der des Bösen, hat die Kir­che die Auf­ga­be, ihnen nach­zu­ge­hen und sie wie ver­lo­re­ne Scha­fe in die Gemein­schaft zurück­zu­ho­len. M.a.W.: Kir­che ist stets Kir­che für die Sün­der und Kir­che der Sün­der. Das soll nichts Mensch­li­ches, schon gar nichts Böses recht­fer­ti­gen, doch ver­deut­li­chen, dass Kir­che stets eccle­sia sem­per refor­man­da ist, Kir­che, die sich selbst immer wie­der erneu­ern und an Chris­tus Maß neh­men muss.

Die Pan­de­mie hat die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob Kir­che noch sys­tem­re­le­vant sei: Die Ant­wort der Kir­che war mir zu schwam­mig. Jetzt gilt es, den Blick ganz auf den zu len­ken, dem sich die Kir­che ver­dankt: auf Jesus von Naza­reth. Kir­che – allen vor­an wir Hir­ten – soll­te leben wie er, den­ken wie er und vor allem lie­ben wie er.

Wenn uns dies auch nur ansatz­wei­se gelän­ge, wäre das Unkraut für den Wei­zen kei­ne Bedro­hung, ja, dann könn­te zuwei­len selbst aus Unkraut Wei­zen wer­den.

Msgr. Dr. Bern­hard Kirch­gess­ner (Lei­ter Exer­zi­ti­en- und Bil­dungs­haus Spec­trum Kir­che Passau)

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