
Wir alle kennen den bekannten Spruch: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu! Dieses Wort aus dem alttestamentlichen Buch Tobit ist oft gar nicht so einfach im Leben umzusetzen. Es fordert uns auf, immer wieder Versöhnung zu suchen. Jesus tut das jeden Sonntag in der Heiligen Eucharistie mit uns. Mehr dazu von Dompropst em. Hans Striedl in seiner Predigt zum 23. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 6. September 2020.
Sie haben sicher den Spruch schon oft gehört: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu!“ Dieses Wort stammt aus dem alttestamentlichen Buch Tobit. Vielleicht werden Sie sagen: Leichter gesagt, als getan. Wenn‘s nur so einfach wäre! Aus diesem Grund hat ein junger Bursch nach einem Bibelgespräch dieses Anliegen dem lieben Gott in einem Gebet anvertraut: Herr, denke in unseren Gedanken, sprich in unseren Worten, handle in unseren Taten, damit Friede werde, wo Streit ist, damit Liebe verbindet, wo Hass entzweit, damit Güte waltet, wo Böses regiert.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Aber seien Sie ehrlich: Ist es Ihnen nicht auch schon passiert, dass Sie sich sagen müssen: „Ich schaffe es mit diesem Menschen nicht – ja, ich hasse ihn vielleicht sogar. Ich schaffe es nicht einmal, für ihn zu beten“. Wenn ich aber nicht mehr fähig bin, für einen Mitmenschen zu beten, mit dem ich meine Schwierigkeiten habe, dann müsste ich mich an die Stelle in der Heiligen Schrift erinnern: Wenn Du Deine Gaben zum Altar bringst und Dir fällt ein, dass Dein Bruder etwas gegen Dich hat, dann lass Deine Gaben liegen, geh erst hin und versöhne Dich mit ihm!
Jetzt wird es mir auch klar, warum Jesus die Heiligen Eucharistie als zentrale Feier für seine Kirche gewünscht hat, d.h. wir versammeln uns um den Tisch des Herrn und feiern Mahlgemeinschaft mit ihm. Das hat seine ganz besondere Bedeutung. Denken Sie an Ihre Familie. Wenn Sie sich um den Tisch versammeln zum Essen, dann ist das schön, wenn man das in guter Gemeinschaft tun kann. Unerträglich wird dieses Miteinander um den Tisch, wenn der Friede gestört ist, wenn es eine Unstimmigkeit gibt, dann möchte man dieser Gemeinschaft am liebsten ausweichen! Dann schmeckt mir nichts! Ich hab keinen Appetit.
Diese innere Harmonie braucht es auch am Sonntag beim Gottesdienst. Im Evangelium sagt uns Jesus, wie wir unser Leben in seinem Sinne gestalten sollen und im Heiligen Mahl schenkt er uns dazu Kraft und Segen. Der große Theologe Karl Rahner sagt es in seiner Sprache: Die Gegenwart Christi in seiner Kirche diktiert die Moral der Kirche und es muss eine Moral des Dialogs und der geschwisterlichen Liebe sein!
Ein Wort, das es wert ist, darüber nach zu denken.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Hans Striedl,
Dompropst em.