
Der Volksmund sagt, es gibt zwei Arten von Menschen: Macher und Verhinderer. Dass Jesus zur ersten und die Schriftgelehrten zur zweiten Kategorie gehörten, wird in der Heiligen Schrift an vielen Stellen deutlich. Dies zeigt sich auch im Evangelium zum diesjährigen Caritassonntag, wie Diakon Konrad Niederländer in seinem Impuls schildert.
„Hindere sie daran!“ – So lautet die Forderung in den Texten am kommenden Sonntag, den wir auch als Caritas-Sonntag begehen. Im Evangelium geht es um einen Menschen, der Dämonen austreibt. Heute würde man sagen: Er befreit Menschen aus einer Besessenheit oder vielleicht schweren Depression. Er hilft mit, dass sie ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen können. Und er tut es nicht um seiner selbst willen, nein, er tut es ausdrücklich im Namen Jesu. Er tut es bewusst im Vertrauen auf die Kraft Gottes. Und daran soll er gehindert werden? In der Lesung sind es Menschen, die aus dem Geist Gottes heraus prophetisch reden. Heute würde man sagen: Sie wollen Menschen ermutigen und stärken. Und daran sollen sie gehindert werden? Warum?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
In beiden biblischen Texten ist die Antwort die gleiche – und diese ist beschämend einfach: Weil sie nicht zu uns gehören! „Weil er uns nicht nachfolgt, „weil sie nicht im Offenbarungszelt gewesen sind.“. Weil sie nicht zu uns gehören! Weil sie nicht unser Logo tragen! Weil sie kein Teil unserer Organisation sind! Weil dadurch unser Ansehen nicht wächst und unsere Mitgliedszahlen dadurch nicht steigen! Obwohl sie etwas Gutes tun, sollen sie daran gehindert werden!
Zum Glück geht Jesus nicht auf die Forderung ein, jemand daran zu hindern, Gutes zu tun, nur weil er nicht Teil der eigenen Gruppe ist. Im Gegenteil. Jesus dreht den Spieß um und sagt: „Hindert ihn nicht daran. Wer nicht gegen uns ist, ist für uns!“ Es geht nicht darum, ob jemand Mitglied unserer Organisation ist, sondern um das, was er macht. Wenn jemand Gutes tut, wenn jemand einen Beitrag leistet zum Reich Gottes, dann ist er auf der richtigen Seite. Ganz gleich, welcher Gruppierung er angehört. Es geht nicht um einen kleinen Kreis von Menschen, die einen exklusiven Zugang zu Gott haben. Sondern andersherum: „Wenn nur das ganze Volk zu Propheten würde. Wenn Gott nur seinen Geist auf sie alle legte!“
All jene, die für den Geist der Gerechtigkeit und des Friedens eintreten, sind willkommen.
Ich finde es für eine gute Fügung, dass gerade diese beiden biblischen Texte auf den Caritas-Sonntag fallen. Sie erinnern uns daran, dass Konkurrenzdenken und Eifersucht der Sache Jesu nicht dienlich sind. Erst dann, wenn wir uns von einem solchen Denken frei machen, können wir gemeinsam viel bewirken, im Großen wie im Kleinen. Wer etwas dazu beiträgt, dass Leid weniger wird, wer sich für Menschen in Not einsetzt, wer etwas Gutes sagt und tut, der ist mit uns auf dem richtigen Weg.
„Frieden beginnt bei mir“: So lautet der Titel der diesjährigen Jahreskampagne der Caritas. Frieden beginnt bei jeder und jedem Einzelnen von uns. Jede und jeder Einzelne kann etwas beitragen zu diesem Geist des Friedens, beitragen, dass sich dieser Geist des Friedens ausbreitet und Kraft gewinnt – in unseren Pfarrgemeinden, wenn wir mit offenem Blick und weitem Herzen auf unsere Mitmenschen schauen, als Verein, als Einrichtung als Privatperson. So danke ich allen von Herzen, die sich für andere einsetzen; allen Haupt- und Ehrenamtlichen in den Diensten und Einrichtungen unserer Caritas, die eintreten für ein gelingendes Leben und für eine lebenswerte Welt – und damit für das Reich Gottes. Für all das, was Sie im vergangenen Jahr an Unterstützung und Solidarität eingebracht haben, danke ich Ihnen von Herzen und sage ein herzliches Vergelt´s Gott.
Diakon Konrad Niederländer