
Vita pastor est! Dieser lateinische Spruch erinnert Pfarrer Michael Nirschl immer wieder an seine Schulzeit. Zu Deutsch: Das Leben ist ein Hirte. Man könnte den Satz aber auch ins Bayrische übersetzen mit: "S'Lebn is hirt" - Das Leben ist hart. Zwei völlig gegensätzliche Botschaften, die aber beide auf unser Leben als Christen zutreffen, erklärt Pfarrer Nirschl in seiner Predigt zum 16. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 18. Juli 2021.
Aus der Zeit des mühsamen Lateinlernens ist bei mir schon einiges wieder in Vergessenheit geraten. Dafür steigt die Kenntnis im sog. „Küchenlatein“: Eine meiner liebsten Wort-Spielerein ist diese: „Vita pastor est!“ Wörtlich übersetzt klingt dieser Satz relativ sinnlos: „Das Leben ist ein Hirte“. Spricht man ihn aber im Dialekt aus, passt es: „Vita pastor est – s‘Lebn is hirt!“
Wenn wir auf das Evangelium schauen, das an diesem Sonntag verkündet wird, dann bekommen wir mit den 12 Aposteln Menschen vorgestellt, die es tatsächlich „hirt“ haben. Sie kehren nach ihrer ersten Missionsreise zu Jesus zurück. Er hat ihnen zugetraut und sie beauftragt, wie er das Reich Gottes zu verkünden. Ganz verausgabt haben sie sich. Völlig aufgegangen sind sie in ihrer Aufgabe, Jesu Botschaft in Wort und Tat zu verkünden. Auf Anhieb hat es geklappt! Sie kommen zurück und haben sogar eine Schar Menschen im Schlepptau, die Sehnsucht und Hunger nach Gott haben. Was für ein grandioser Erfolg! Dieser Erfolg hat aber auch seinen Preis: Sie sind fix und fertig. Sie merken: Das Leben in der Nachfolge Jesu: Es kann auch „hirt“ sein!
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
„Vita pastor est!“ Wie gut, dass Jesus wirklich ein „Pastor“ ist: Einer, der mitten im hirten Leben ein echter Hirte ist! Er schickt die Zwölf nämlich nicht nur aus, damit sie irgendwie und irgendetwas „werkeln“, damit der Betrieb halt läuft. Er tut viel mehr! Er bindet sie an sich, weil sie ja in seinem Auftrag und mit seiner Vollmacht auftreten. Deshalb ist es nur konsequent, dass er auch Sorge dafür trägt, dass es ihnen dabei gut geht, dass sie ihr Tun nicht überfordert, dass sie nicht im Hamsterrad landen und keinen Schaden nehmen! Noch bevor er sich den vielen wartenden Menschen zuwendet, gilt Jesu Aufmerksamkeit seinen Mitarbeitern: „Kommt, und ruht ein wenig aus!“
Jesus ist der beste aller Seelsorger, ein echt guter Hirte, der in harten Zeiten für Ruhe und Entspannung sorgt. Er zeigt, dass er Verantwortung trägt. Er interessiert sich für sie und ihr Tun, er sorgt sich. Er fordert aber auch von ihnen. Es ist ihm ernst. Er will nicht, dass bezahlte Knechte in seinem Dienst stehen oder gar welche, die nur auf Wolle und Fleisch aus sind. Er braucht Hirten nach seiner Art für die Schafe seiner Herde! Darum setzt er alles ein, was er kann.
Damit ist er auch Vorbild für alle, die innerhalb und außerhalb der Kirche eine Leitungsaufgabe innehaben. Ihnen können wir heute nur wünschen und für uns alle erbitten, sich das Beispiel Jesu zu Herzen zu nehmen und zu echter Hirtensorge bereit zu sein – gerade in aufreibenden und anstrengenden Zeiten wie diesen.
Denn wir alle wissen: „Vita pastor est! – S‘Lebn is hirt!“ Es bleibt tatsächlich hart, wenn wir nur auf uns allein gestellt sind. Wir alle brauchen einen guten Hirten! Jesus Christus, den Hirten aller Hirten und in seiner Nachfolge viele, die in den verschiedensten Facetten seinen Hirtendienst ausüben. Was es bringt, sich mitten im harten/hirten Leben dem guten Hirten anzuvertrauen? Psalm 23 sagt es uns: „Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang!“
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und die wunderbare Erfahrung, vom guten Hirten auf dem Weg zum Leben in Fülle begleitet zu sein!
Michael Nirschl
Pfarrer in Waldkirchen