
"Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht." So heißt es im Evangelium zum 4. Fastensonntag. Licht in die Welt zu bringen und selbst eines zu sein ist unsere Mission als Christen, so hat es Papst Franziskus einmal gesagt. Mehr dazu von Domkapitular Dr. Anton Spreitzer in seiner Predigt zum 4. Fastensonntag am 14. März 2021.
Man findet sie in fast jedem Kindergarten. In vielen Grundschulklassenzimmern hat sie ihren festen Platz. Und viele Kinderkirche-Teams haben sie in ihrem Standardequipment. Die Rede ist von der so genannten „Jesus-Kerze“. In der Regel haben die Kinder einen weißen Kerzenrohling mit Zeichen und Verzierungen geschmückt, die ihrer Meinung nach etwas über Jesus aussagen. Und so wird aus einem Alltagsgegenstand ein Symbol: ein Zeichen für Jesus, der da ist und eine ganz besondere Wirkung hat – auch wenn das ganz anders geschieht als bei allen anderen, die in unserer Welt vorkommen.
Wenn die Jesus-Kerze in einer Erzählung in ein Szenebild hineingestellt und angezündet wird, dann ist allen Kinder klar: jetzt tritt Jesus auf den Plan; ER ist da. Und nach der Logik der Geschichten über Jesus bedeutet das immer: jetzt passiert etwas Besonderes: ein Wort, eine Geste, ein Wunder geht von Jesus aus und jeder, der zuhört, merkt, dass dadurch etwas anders wird. Wo Jesus redet oder etwas tut, verändert sich Wirklichkeit, verändert sich Leben. Es gehört fundamental zu Jesus dazu, dass er die Dinge nicht auf sich beruhen lässt.
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Er verwandelt die Welt – vor allem aber verwandelt ER mich! Und er tut es ganz einfach dadurch, dass ER in meinem Leben steht – wie die Jesuskerze im Bodenbild im Kindergarten oder im Klassenzimmer.
Wir kennen viele Bilder von Jesus, schon aus der Bibel: Brot des Lebens, Tür, guter Hirte, Auferstehung und Leben, Weg, wahrer Weinstock. Und eben auch: Licht der Welt. Jedes dieser Bilder sagt uns etwas von der besonderen Anwesenheit und Wirkung Jesu – und dass seine Kraft daher kommt, dass ER jemand ganz besonderer ist.
Grundsätzlich kann jeder Mensch für einen anderen zum „Licht“ werden. Und nach Papst Franziskus gehört das zur wesentlichen Berufung von uns Christen. Er sagt: „Ich bin eine Mission auf dieser Erde, und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erkennen, dass man selber ‚gebrandmarkt‘ ist für diese Mission, Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu heilen, zu befreien.“ Wo wir unser Leben so führen, wie Papst Franziskus es hier beschreibt, wo unser Leben ganz von dieser Mission durchdrungen ist, helfen wir Jesus dabei, die Welt zu verwandeln und das Reich Gottes aufzubauen. Und dazu sind wir als Christinnen und Christen, dazu sind wir als Kirche ja eigentlich da.
Licht hat mit Wahrheit zu tun: „Wer die Wahrheit tut, kommt zum Licht, damit offenbar wird, dass seine Taten in Gott vollbracht sind“, heißt es im Evangelium des Vierten Fastensonntags. Die Wahrheit, die unsere Mission auf dieser Welt ist, hören wir ein paar Zeilen vorher – in einem der Spitzensätze der ganzen Bibel: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ Diese Worte sind Wahrheit, die Licht bringen in die Welt.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie das genauso unmittelbar erfahren wie die Kinder, wenn in ihrer Mitte die Jesus-Kerze angezündet wird und ihnen ein Licht aufgeht, was sich ändert – einfach deshalb, weil Jesus da ist!
Dr. Anton Spreitzer
Domkapitular