„Junge Menschen sind Protagonisten ihrer eigenen Zukunft. Wir ermutigen und begleiten sie in ihrem Engagement.“ Provinzkapitel der Salesianer Don Boscos verabschiedet Selbstverpflichtungserklärung und diskutiert Themen der Digitalisierung, der Partizipation junger Menschen sowie der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch.
Die Salesianer Don Boscos haben bei ihrem am Freitag im oberbayerischen Kloster Benediktbeuern zu Ende gegangenen Provinzkapitel die Weichen für die Zukunft ihrer Arbeit in Deutschland gestellt. Fünf Tage lang hatten sich die Kapitulare der alle drei Jahre stattfindenden bundesweiten Ordensversammlung intensiv mit der heutigen Situation und der Zukunft von jungen Menschen in Deutschland beschäftigt.
Ein zentrales Thema dabei: die Chancen und Herausforderungen in der Begegnung mit jungen Menschen in der digitalen Welt. „Digitalisierung verändert die Gesellschaft und fordert uns in unserer pädagogischen und pastoralen Arbeit heraus. Diese Lebensrealität junger Menschen verlangt neue Herangehensweisen und Angebote – eine Aufgabe und Verantwortung, der wir uns als Salesianer Don Boscos verstärkt stellen werden“, erklärte Provinzial P. Reinhard Gesing SDB. Dabei solle der medienpädagogischen Qualifikation in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine besondere Bedeutung zukommen. „Unsere Präsenz in der digitalen Welt muss geprägt sein von den salesianischen Prinzipien und einem besonderen Blick auf benachteiligte junge Menschen“, so der Provinzial der bundesweit an mehr als 30 Standorten wirkenden Ordensgemeinschaft.
Mit großer Aufmerksamkeit diskutierten die Kapitulare auch Fragen der Ökologie, des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Sie verabschiedeten dabei u.a. eine Selbstverpflichtungserklärung, die eine besondere Verantwortung für einen nachhaltigen Umgang mit der Schöpfung und eine anwaltschaftliche Begleitung junger Menschen vorsieht, die sich für eine gerechtere Welt, für die Bewahrung der Schöpfung und der Verkündigung der frohen Botschaft des Evangeliums engagieren.
„Junge Menschen sind Protagonisten ihrer eigenen Zukunft. Wir nehmen ihren Ruf in Sorge um die Schöpfung sehr ernst, ermutigen sie in ihrem Engagement und bieten ihnen unsere Unterstützung und Begleitung an“, so P. Reinhard Gesing.
Ihm und seinen Mitbrüdern geht es dabei vor allem auch um die Förderung von Partizipation junger Menschen und von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. „In der Nachfolge Don Boscos ist es uns ein Anliegen, ihnen die nötigen Fähigkeiten zu vermitteln, politische, ökonomische und soziale Verhältnisse der Gesellschaft zu verstehen und diese aktiv mitzugestalten“, fasste Gesing zusammen.
Ein weiterer Schritt: Zeitnah werden die Salesianer Don Boscos einen Ansprechpartner benennen, der die Ordenseinrichtungen und ‑gemeinschaften in Deutschland in Fragen nachhaltiger ökologischer Zukunftssorge berät und begleitet. Grundlage bilden dabei die Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus sowie die Handlungsempfehlungen der Deutschen Bischofskonferenz zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung.
Viel Zeit nahm sich das Provinzkapitel, um einen umfassenden Blick auf den heutigen Stand der Aufarbeitung der Vergangenheit zu werfen. Einmütig unterstützten die 55 Kapitulare den Beschluss der Provinzleitung, weitere Schritte zur Aufklärung von Missbrauch und Misshandlungen in ihren Einrichtungen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten einzuleiten, darunter unter anderem die Beauftragung einer Überprüfung sämtlicher Personalakten und relevanten Daten durch eine externe Kanzlei. „Das Wissen um das, was in den vergangenen Jahrzehnten durch Mitbrüder und Mitarbeiter Kindern und Jugendlichen in unseren Einrichtungen an Leid zugefügt wurde, trifft uns ins Mark. Die Taten waren ein Verrat an den uns anvertrauten jungen Menschen und am Evangelium. Es treibt uns an, alles zu tun, dass zukünftig so etwas in unseren Einrichtungen nicht mehr passieren kann“, erklärte P. Reinhard Gesing.
Am Donnerstag hatte der Obere der rund 240 Ordensmitglieder in Deutschland die Kapitulare erneut über die Ergebnisse der Aufarbeitung seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle im Jahr 2010 informiert. Ein Paket an Maßnahmen soll einen bestmöglichen Schutz von Kindern und Jugendlichen in Einrichtungen der Salesianer Don Boscos in Deutschland gewährleisten. Neben einer gewissenhaften Fortführung der Aufarbeitung der Vergangenheit gehören dazu auch die weitere Etablierung von Maßnahmen der Sensibilisierung und Prävention. Außerdem werden sich die Salesianer Don Boscos – wie bisher – am Verfahren zu Leistungen in Anerkennung des zugefügten Leids der Deutschen Bischofskonferenz beteiligen und an dessen Evaluierung und Fortentwicklung mitarbeiten. Die Kapitulare reagierten mit großer Betroffenheit auf die Ausführungen, signalisierten aber gleichzeitig ihre uneingeschränkte Unterstützung und Zustimmung.
Neben Fragen zu ihrem Sendungsauftrag beschäftigten sich die Salesianer Don Boscos auch mit den Rahmenbedingungen ihrer Arbeit in der Deutschen Provinz, zu der seit 2016 auch die Einrichtung in Istanbul in der Türkei gehört. „Wir haben mit großer Ernsthaftigkeit und Offenheit über die derzeitige Situation von Kirche und Orden in Deutschland gesprochen und sind uns bewusst, dass wir vor großen Herausforderungen und vielfältigen Aufgaben stehen. Wir wollen diesen Veränderungsprozess aktiv mitgestalten und blicken diesem – trotz sinkender Zahl an Ordensmitgliedern und eines weiter andauernden Prozesses der Konzentration von Mitbrüdergemeinschaften – hoffnungsvoll entgegen“, erklärte P. Reinhard Gesing.
Zuversicht bereite ihm vor allem der schon vor Jahren eingeleitete gemeinsame und vertrauensvolle Weg mit den angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Über 2.000 von ihnen tragen derzeit dazu bei, das Don-Bosco-Werk in Deutschland zukunftsfähig zu gestalten. Ein äußeres Zeichen dieses Veränderungsprozesses: Bereits zum dritten Mal nach 2013 und 2016 nahmen neben den 55 Ordensmitgliedern auch zwei Tage lang rund 25 leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ordenseinrichtungen in Deutschland sowie Vertreter/innen der Don-Bosco-Familie am Provinzkapitel teil. „Das Provinzkapitel war eine Ermutigung zum Weitergehen und zur Weiterarbeit im Geiste des hl. Johannes Bosco in den bestehenden Handlungsfeldern und zugleich zur Öffnung für neue Herausforderungen und Nöte junger Menschen“, fasste der Ordensobere zusammen.
Die Salesianer Don Boscos (SDB) zählen mit etwa 15.300 Mitgliedern in 132 Ländern zu den größten Männerorden der katholischen Kirche. Gegründet von dem italienischen Priester und Erzieher Johannes Bosco (1815−1888) setzt sich der Orden nach seinem Vorbild für junge Menschen ein. Zur Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos gehören rund 240 Ordensmitglieder, die sich an ca. 30 Standorten in Deutschland, der deutschsprachigen Schweiz und in der Türkei zusammen mit etwa 2.000 angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie vielen Ehrenamtlichen dafür einsetzen, dass das Leben junger Menschen gelingt. Weitere Informationen zur Arbeit der Salesianer Don Boscos in Deutschland unter: www.donbosco.de.
Quelle: Deutsche Provinz der Salesianer Don Boscos