
Hildegard Weileder-Wurm hat über knapp vier Jahrzehnte hinweg in verschiedenen Positionen vom Gemeindedienst bis hin zur Leitung der Frauenseelsorge das Bistum Passau mitgeprägt. Im Februar ist nun Schluss: Die Geistliche Begleiterin verabschiedet sich in den Ruhestand.
Begonnen hat sie ihre Tätigkeit im Bistum 1983 als Religionslehrerin und Gemeindereferentin zu einer Zeit, in der in der Kirche „Aufbruch pur“ herrschte, so erinnert sich Weileder-Wurm heute. Einige Jahre später ließ sie sich zur Gemeindeberaterin und Organisationsentwicklerin weiterbilden und lernte so noch einmal eine andere Perspektive auf eben diese Kirche kennen. Geprägt von diesen Erfahrungen bewarb sie sich schließlich 2001 zusammen mit einer Kollegin um die Leitung der Frauenseelsorge im Bistum Passau, die sie bis heute innehat. Als Frauenseelsorgerin organisierte sie seitdem vielfältige Angebote von Einkehrtagen über meditatives Tanzen bis hin zu Pilgern mit Frauen. Viele der Erlebnisse aus dieser Zeit behält Hildegard Weileder-Wurm in guter Erinnerung. So denkt sie etwa besonders gern an ein interreligiöses Projekt zum Austausch zwischen christlichen und muslimischen Frauen, die Aktionen des Netzwerks „Nein zu Gewalt an Frauen“ oder auch die regelmäßigen Frauengottesdienste zurück.
Im Zentrum ihrer Arbeit stand dabei stets ihre Berufung als Seelsorgerin:
„Ich war und bin gerne Seelsorgerin. Menschen im Leben und im Glauben zu begleiten, das sehe ich als meine Hauptaufgabe bis heute.”
Dabei lässt sie sich diese Aufgabe auch dann nicht absprechen, wenn die Schattenseiten ihrer Arbeit rund um strukturelle Aspekte wie die Stellung von Frauen in kirchlichen Ämtern oder die Entwicklungen in Sachen sexuellem Missbrauch sie bisweilen auch wütend machen. Stattdessen rückt sie stets einen Gedanken in den Fokus: „Der Glaube ist für mich ein kostbares Gut. Und den Glauben lebe ich, versuche es, ihn so gut es geht zu leben. Ich orientiere mich am Evangelium. Das ist eine wunderbare Botschaft, die uns Menschen stärkt. Und ich habe auch immer wieder erfahren, dass Menschen, die glauben, gestärkt sind im Leben. Dass die ein Leben in Fülle erfahren dürfen, dass die gut durchs Leben gehen können, trotz aller Widerstände oder trotz all dem, was einem im Leben passiert oder zugemutet wird.“
Hören Sie hier das Radiointerview mit Hildegard Weileder-Wurm:
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Diese Erfahrung an andere weitergeben konnte sie insbesondere als Geistliche Begleiterin. Nähe zu Menschen herzustellen, ihnen unbefangen zu begegnen und dem Leben mit Humor auch in schweren Zeiten etwas Positives abzugewinnen, darin habe sie ihre Begabung gefunden. So sei gerade die spirituelle Begleitung der Menschen rückblickend auch etwas, was immer gut gelungen sei. „Oft ist es so, dass es wirklich gelingt, wenn Menschen irgendwie erfahren, sie sind angenommen, so wie sie sind“, fasst Weileder-Wurm zusammen. „Mit allem, was geworden ist, mit all ihren Bruchstücken des Lebens dürfen sie einfach da sein. Und sie spüren sich einfach als geliebte Kinder. Ich sage immer: Du darfst dich morgens hinstellen und sagen „Ich bin Gottes geliebte Tochter.“ Eben dieses Verständnis sei es auch, das von ihrer Arbeit bleiben soll.
Für die Zukunft sieht Hildegard Weileder-Wurm immer noch viel zu tun, besonders was die Stellung von Frauen in der Kirche angeht. Sie selbst habe gelernt, in der Kirche als Tochter Gottes aufrecht zu stehen und sich dazu auch immer wieder selbst aufzurichten. Aus dieser Erfahrung heraus begründet sie schließlich auch ihren stetigen Einsatz für Frauen im Bistum und darüber hinaus:
„Gott hat uns Menschen geschaffen. Als Mann und Frau schuf er sie und als Abbild Gottes. Und für mich ist das schon ein Antrieb, zu sagen, die Gottes-Ebenbildlichkeit von Frau und Mann dürfen wir immer wieder sehen und dafür mag ich mich immer wieder einsetzen.”
Frauen seien sehr belastet und so habe sie es über die Jahre als besonders wertvoll empfunden, wenn sich eine Frau ihr gegenüber geöffnet und von ihrer Belastung erzählt hat. „Die Frauen haben mir selber total viel Kraft gegeben. Für mein Leben und für meine Arbeit.“
Zum Start in den Ruhestand freut sich Hildegard Weileder-Wurm nun zuerst einmal auf eine Zeit mit ihrer Familie, die sie nicht vorausplanen muss. Dem Ehrenamt bleibt sie weiterhin erhalten „und ansonsten bin ich einfach eine Freifrau von und zu sozusagen“. In Erinnerung bleiben werden ihr ihre 39 Jahre im Bistum allemal und mit ihnen unzählige Geschichten. Eine kommt ihr schon jetzt direkt in den Sinn. In den 80er Jahren kam Altbischof Dr. Antonius Hofmann einmal auf sie zu mit den Worten: „Sie müssen mir jetzt in die Hand versprechen, nicht vom Glauben abzufallen.“ Dieses Versprechen gab sie ihm und kann heute Jahre später sagen: „Ich habe es nie bereut. Es ist mir immer leicht gefallen, nicht vom Glauben abzufallen. Weil ich den Glauben für ein kostbares Gut halte.“