Rund 70 Väter, Mütter und Interessierte hatten sich am Mittwochabend im Atrium des Vilshofener Gymnasiums eingefunden. Es wurde den Fragen nachgegangen „Wie begleite ich heranwachsende Jungen erfolgreich durch die Pubertät?“ und „Welches Eltern-Verhalten fördert Jungen bei der Selbstfindung und Übernahme von Verantwortung“?
OStD und Schulleiter Stefan Winter begrüßte einen Experten zu diesem „offenen Elternabend“. Aus Augsburg war der Familienberater Peter Karl zu Gast. In seinen Ausführungen gab er einen kurzen Überblick über die körperlichen und psychischen Veränderungen in der Pubertät bei Jungen. Die Eltern im Auditorium konnten ihre Erfahrungen und Fragen dazu einbringen. Den Hinweis „Gehirn wegen Umbau geschlossen“ müssten Eltern und Lehrer bei pubertierenden Jungen unbedingt im Sinne von Fürsorge und begrenzter Verantwortlichkeit beherzigen. Das „Abenteuer-Gen“ und das „Bequemlichkeits-Gen“, sagte Peter Karl, spielten in diesen Jahren bei den Buben unberechenbare Kapriolen.
Das behutsame Hineinführen in eine altersgemäße Selbständigkeit und Verantwortungsübernahme bedürfe eines geduldigen und manchmal mit Humor ertragenen täglich neuen Aushandelns mit den jungen Rebellen. Eltern und Erziehende sollten sich dabei nicht über den Tisch ziehen lassen und mutig ihre eigenen Lebens- und Werteüberzeugungen mit beispielhaften Verhalten in die Auseinandersetzungen einbringen. Die Jungen beobachten sehr scharf, wie Eltern und Erwachsene auf Provokationen reagieren. Sie imitieren es, oder nutzen es auch schamlos.
„Bevor es zu unbeherrschbaren und ausufernden Szenen kommt, ist ein kontrollierter Rückzug keine Niederlage“, erläuterte der Familienberater. Häufig werde gegenwärtig die Handy- und Internetnutzung als pädagogisches Mittel verwendet. Peter Karl legte Eltern und Erziehenden nahe, als Letztverantwortliche grundsätzlich die Heranwachsenden bei der Nutzung der modernen Medien nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Ein verantwortlicher Umgang mit Internetportalen, Spielen und Smartphones bedürfe klarer Regeln.
Unangekündigte, willkürliche und abrupte Einschränkungen oder Abschaltungen in der Nutzung lehnte der Experte jedoch ab. Faires Aushandeln und Einhalten von Nutzungszeiten altersgemäßer Programme und Spiele könnten wertvolle Schritte bei der Selbstfindung und Verantwortung heranwachsender Jungen sein.
Gerhard Mager, Geschäftsleiter der Kath. Erwachsenenbildung und Walter Sendner von der Familienpastoral der Diözese Passau waren Mitveranstalter dieses offenen Elternabends im Vilshofener Gymnasium. Walter Sendner verwies darauf, dass die gesellschaftliche Genderdebatte nachweislich den Jungen größere Irritationen bei der Selbstannahme bereitet, als den Mädchen. Die Vorbildfunktion von Vätern, Lehrern und Erziehern komme daher eine hohe Bedeutung zu. Bei nicht wenigen Männern herrsche da allerdings ebenfalls Verunsicherung und Experimentierterrain. Da gelte es — ähnlich wie es die Jugendlichen praktizieren- in Gleichaltrigen Gruppen Orientierungen zu suchen. Gerhard Mager und Walter Sendner verwiesen dabei auf die Angebote des MÄNNER+GLAUBE Programms und die Kath. Erwachsenenbildung des Bistums Passau.
Text und Fotos: Walter Sendner