Bistum

Spätgotische Wandmalerei in St. Nikola freigelegt

Thomas König am 23.12.2019

CF003438 b Foto: Marcel Peda
Ranken aus Laubwerk umrahmen an der Südwand die hl. Barbara (mit dem Turm) und die hl. Katharina (mit Rad und Schwert). Unter den Ranken am Scheitel der Schildbogenwand findet man die Jahreszahl 1518.

In dem ersten Turmobergeschoss des Kirchturms von St. Nikola in Passau haben sich unter einer barocken Tünche spätgotische Wandmalereien erhalten, die das Staatliche Bauamt Passau in diesem Jahr freilegen und restaurieren ließ.

Die auf­wen­di­ge Male­rei mit far­big gefass­ten Gewöl­be­rip­pen, Ran­ken aus Laub­werk und figür­li­chen Dar­stel­lun­gen, die iko­no­gra­fisch als die Hei­li­gen Bar­ba­ra, Katha­ri­na (Süd­wand) und Andre­as (Nord­wand) iden­ti­fi­ziert wer­den kön­nen, las­sen dar­auf schlie­ßen, dass es sich bei dem Raum um eine mit­tel­al­ter­li­che Turm­ka­pel­le han­delt. Mög­li­cher­wei­se wur­de mit die­sem Kapel­len­raum der ehe­ma­li­ge Stand­ort des Agnes­al­ta­res wie­der­ent­deckt, der in Quel­len von 1471, 1482 und 1639 erwähnt wird, des­sen Stand­ort aber bis heu­te aber nicht bekannt ist. Einen beson­de­ren Bezug haben die Wand­ma­le­rei­en zur Vor­weih­nachts­zeit: Die drei in der Turm­ka­pel­le dar­ge­stell­ten Hei­li­gen Katha­ri­na, Andre­as und Bar­ba­ra haben — eben­so wie St. Niko­laus, dem die Kir­che geweiht ist — ihre Gedenk­ta­ge zu Beginn der Adventszeit.

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Ranken aus Laubwerk umrahmen an der Südwand die hl. Barbara (mit dem Turm) und die hl. Katharina (mit Rad und Schwert). Unter den Ranken am Scheitel der Schildbogenwand findet man die Jahreszahl 1518
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Gotische Wandmalerei im ersten Turmobergeschoss des Kirchturms von St. Nikola

Die Wand­ma­le­rei, die sich auf das Jahr 1518 datie­ren lässt, erstreckt sich voll­flä­chig über vier Schild­bo­gen­wän­de, das Kreuz­rip­pen­ge­wöl­be sowie die Lai­bun­gen des ehe­ma­li­gen goti­schen Zugangs und der Fens­ter­öff­nung. Die unter baro­cken Über­tün­chun­gen ver­bor­ge­nen figür­li­chen und flo­ra­len Dar­stel­lun­gen wur­den mit­tels Ein­satz von ultra­vio­let­tem Licht im Rah­men der vor­be­rei­ten­den Unter­su­chun­gen ent­deckt, die das Staat­li­che Bau­amt Pas­sau im Zusam­men­hang mit dem geplan­ten Ein­bau einer Trep­pe im Kirch­turm durch­füh­ren ließ. Auf­grund der Über­ma­lun­gen war die Ables­bar­keit der Dar­stel­lun­gen zu Beginn der Restau­rie­rungs­maß­nah­me kaum mög­lich. Ledig­lich par­ti­el­le Abblät­te­run­gen der baro­cken Tün­che und durch­schei­nen­de Kon­tu­ren erlaub­ten ers­te Ein­bli­cke hin­sicht­lich male­ri­scher Qua­li­tät und Farbigkeit. 

Die Redu­zie­rung und Abnah­me der baro­cken Über­tün­chung erfolg­te rein mecha­nisch mit einem Skal­pell unter Zuhil­fe­nah­me einer Stirn­lu­pe. Neben der eigent­li­chen Frei­le­gung lag das Haupt­au­gen­merk der Restau­rie­rungs­maß­nah­me auf dem Erhalt der Male­rei und des Putz­be­stan­des. Die in den ver­gan­ge­nen Jahr­hun­der­ten immer wie­der vor­ge­nom­me­nen Ein­grif­fe in die Bau­sub­stanz, aber auch die Bewe­gun­gen des Glo­cken­stuhls beim Läu­ten hat­ten zu Schä­den an den Wand­put­zen geführt und eine Siche­rungs­maß­nah­me not­wen­dig gemacht. In Abstim­mung mit den Denk­mal­pfle­ge-Behör­den wur­den grö­ße­re Fehl­stel­len mit Kalk­putz geschlos­sen und gelös­te Putz­frag­men­te mit disper­gier­tem Weiß­kalk­hy­drat gesi­chert. Zur Beru­hi­gung und Auf­wer­tung der goti­schen Male­rei erfolg­te in sehr redu­zier­tem Umfang eine Retu­sche der Putz­aus­bes­se­run­gen, nach der die spät­go­ti­sche Aus­ma­lung des Rau­mes deut­lich ables­bar und nach Frei­le­gung und Fes­ti­gung nun­mehr in ihrem Bestand gesi­chert ist. 

Text: Nor­bert Sterl, Ltd. Bau­di­rek­tor, Bau­amt Pas­sau
Fotos: Mar­cel Peda

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