Das glauben wir

Surfkurs mit Tiefgang

Thomas König am 02.07.2019

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Suchst Du ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer? Mit dieser Frage wirbt Esther Goebel für ihren Surfkurs mit Tiefgang. Angehende Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem Bistum Passau haben es ausprobiert – und kehrten begeistert von der Ostsee zurück.

Steh auf und pro­bie­re es noch­mal!“, ruft Sur­f­leh­re­rin Esther Goe­bel übers Was­ser und ergänzt: dies­mal setz Dein Segel rich­tig in den Wind, sonst fällst Du wie­der“. – Wind­sur­fen ler­nen ist nicht ein­fach, die­se Erfah­rung mach­ten ange­hen­de Reli­gi­ons­leh­re­rin­nen und ‑leh­rer der Uni­ver­si­tät Pas­sau bei einem ein­wö­chi­gen Kurs an der Ost­see. Was aber hat ein Surf­kurs mit Reli­gi­on zu tun? Die Sur­f­leh­re­rin Esther Goe­bel ist auch Theo­lo­gin und für sie ist klar: Sur­fen und Glau­ben ver­bin­det vie­les, daher hat sie Surf-Exer­zi­ti­en mit dem Titel surf and soul – ein Surf­kurs mit Tief­gang“ entwickelt.

Für das Pro­jekt ging die Ber­li­ner Pas­to­ral­re­fe­ren­tin an die Ost­see. Sie strahlt, wenn sie von ihren bis­he­ri­gen Erfah­run­gen erzählt: Wie über­all sind die 20- bis 40-Jäh­ri­gen von der Kir­che nur mehr schwer zu errei­chen und die Dia­spo­ra hier in Vor­pom­mern ver­schärft das noch. Aber sur­fen ler­nen macht Spaß, das wol­len vie­le, und die Erfah­run­gen auf dem Was­ser eröff­nen einen Zugang zu reli­giö­sen Fra­gen. Beim Sur­fen muss man sein Gleich­ge­wicht fin­den und es auch hal­ten, man muss sich rich­tig aus­rich­ten und mit Rück­schlä­gen zurecht­kom­men. Und das hat viel mit dem rich­ti­gen Leben und dem Glau­ben zu tun.“ 

Das Bil­dungs- und Exer­zi­ti­en­haus St. Otto des Erz­bis­tums Ber­lin ist ein idea­ler Ort für die­sen Kurs, bei dem Stil­le und Bewe­gung glei­cher­ma­ßen wich­tig sind. Das Haus liegt ruhig am Orts­rand von Zin­no­witz, mit­ten in einem Kie­fern­wald und ist nur weni­ge Minu­ten vom Meer ent­fernt. Für Andre­as Paul, der als Men­tor für Lehr­amts­stu­die­ren­de die Rei­se orga­ni­sier­te und den Exer­zi­ti­en­teil gemein­sam mit der Ber­li­ner Kol­le­gin lei­te­te, lohn­te sich die wei­te Rei­se: Der Kurs gibt den Stu­die­ren­den die Chan­ce, zu erle­ben, wie reli­giö­se Fra­gen ent­ste­hen und wie über den Glau­ben so gere­det wer­den kann, dass er etwas mit unse­rem Leben zu tun hat. Und genau das ist die Her­aus­for­de­rung, vor der Reli­gi­ons­leh­rer in einer zuneh­mend säku­la­ren Gesell­schaft stehen.“

Der Kurs gibt den Stu­die­ren­den die Chan­ce, zu erle­ben, wie reli­giö­se Fra­gen ent­ste­hen und wie über den Glau­ben so gere­det wer­den kann, dass er etwas mit unse­rem Leben zu tun hat. Und genau das ist die Her­aus­for­de­rung, vor der Reli­gi­ons­leh­rer in einer zuneh­mend säku­la­ren Gesell­schaft stehen.”

Andreas Paul, Mentor für Lehramtsstudierende und Organisator der Reise

Die Kom­bi­na­ti­on von geist­li­chen Impul­sen, die ganz klas­sisch aus den igna­tia­ni­schen Exer­zi­ti­en stam­men, und einem Surf­kurs macht erleb­bar, wie es gelin­gen kann, das Leben in Balan­ce zu hal­ten und dem Leben eine gute Rich­tung zu geben. Damit das gelingt, gilt es zum einen zu ler­nen, was unse­ren Glau­ben aus­macht und dazu braucht es die Gemein­schaft, zum ande­ren muss jeder sein Glau­bens­le­ben immer per­sön­lich ent­wi­ckeln und das Gebet immer wie­der neu ein­üben. Genau die­se Erfah­rung wird bei den Sur­f­e­x­er­zi­ti­en mit­ein­an­der ver­bun­den: Es geht um Glau­bens­wis­sen, des­sen Bedeu­tung für das eige­ne Leben ganz per­sön­lich bedacht wird und es wird Wis­sen zum Sur­fen gelernt, das dann prak­tisch umge­setzt wird.

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Wer runterfällt, muss wieder aufstehen: Auch das ist eine Erkenntnis, die einem Surfen immer wieder vermittelt. Auch wie man sein Gleichgewicht findet und hält oder durch eine Flaute kommt, lernten die Teilnehmer des Kurses auf dem Wasser. Aus Passau mit dabei waren u.a. Hanna Schäffner (Bild unten v.l.) , Anja Oberbauer, Judith Hirsch, Esther Zitzl, Anna Hengstermann, Mona Lechner und Jasmin Maier. (Fotos: privat)

Der Tages­ab­lauf ist ein­fach und immer gleich: Am Vor­mit­tag gibt es für alle gemein­sam einen Impuls zu Glau­bens­fra­gen, dem jeder für sich allei­ne nach­geht. Bei­spiels­wei­se der Fra­ge, wie kom­me ich zu guten Ent­schei­dun­gen und wie errei­che ich die damit ver­bun­de­nen Zie­le in mei­nem Leben. Am Nach­mit­tag geht es dann aufs Was­ser. Zuerst wird theo­re­tisch erklärt, was spä­ter prak­tisch aus­pro­biert wird, zum Bei­spiel, wie man auf dem Surf­brett Balan­ce hält und wie man mit dem rich­tig gesetz­ten Segel ein Ziel ansteu­ert. Am Abend geht es zurück in die Unter­kunft. Wenn alle zusam­men sit­zen, wird noch­mals über die Ver­bin­dung von Glau­ben und Sur­fen nach­ge­dacht. Die Erfah­run­gen auf dem Surf­brett wer­den zu Bil­dern für das Leben und den Glau­ben: da gibt es Flau­ten, in denen zu wenig vor­an­geht; da gibt es ein zu viel, das einen umhaut; gegen den Wind kann man nicht Wind sur­fen, auch wenn man noch so sehr will. Im Aus­tausch und beim Zuhö­ren wird ein von­ein­an­der ler­nen mög­lich. Und dann schließt der Tag mit einer wei­te­ren Übung, dies­mal aber im Medi­ta­ti­ons­raum und jetzt wird das Gebet geübt. 

Die Stu­den­ten aus Pas­sau hat­ten unter­schied­li­che Moti­ve. Die einen woll­ten vor den Prü­fun­gen des Staats­examens noch­mal Kraft sam­meln, ande­ren war die Stil­le, die Ruhe und die Medi­ta­ti­on wich­tig. Die Stil­le wirkt nach, erklärt eine ange­hen­de Grund­schul­leh­re­rin: Die Ruhe auf dem Was­ser und im Media­ti­ons­raum hat mir rich­tig gut getan, ich hab sogar eine Woche lang das Han­dy aus­ge­schal­tet, damit es still bleibt.“

Am Ende des Kur­ses kön­nen die Teil­neh­mer noch die Prü­fung für den Surf­schein machen und sind alle ein wenig stolz, dass sie sich auf das Was­ser gewagt haben, dort Balan­ce hal­ten kön­nen und nicht nur sur­fen gelernt haben, son­dern auch ihren Glau­ben allei­ne im Gebet und mit­ein­an­der im Gespräch ver­tieft haben.

Text: Andre­as Paul 

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