The Chosen - Jesus hautnah

Tamina Friedl am 07.12.2021

The Chosen5 Foto: Tamina Friedl / pbp

Es ist ein gemütlicher Abend unter Freundinnen. Nach einem weiteren langen Schultag zwischen Klausuren und Seminararbeit, freuen sich die drei 17-jährigen Gymnasiastinnen Marie, Vroni und Laura auf einen Serienabend zu dritt. Genug geredet über den Oberstufen-Alltag. Noch schnell die Kissen zurechtgerückt, Schokolade bereitgestellt und dann Licht aus. Der Laptop steht schon bereit, auf dem Bildschirm der Schriftzug „The Chosen“. In den darauffolgenden beiden Stunden wird vor allem über einen geredet: Jesus.

In der ame­ri­ka­ni­schen Serie The Cho­sen“ rückt Regis­seur Dal­las Jenk­ins Leben und Wir­ken Jesu in den Fokus. Die Pro­duk­ti­on ist dabei voll­kom­men durch Crowd­fun­ding, das heißt vom Publi­kum, finan­ziert und ist mit jeweils zehn Mil­lio­nen Dol­lar Spen­den­gel­dern pro Staf­fel die teu­ers­te Serie, die jemals auf die­sem Wege finan­ziert wor­den ist. Die Staf­feln eins und zwei sind kos­ten­frei in der The Chosen“-App ver­füg­bar, Staf­fel zwei für das deut­sche Publi­kum jedoch vor­erst nur in eng­li­scher Spra­che mit deut­schen Unter­ti­teln. Stand Novem­ber 2021 zählt die App über 300 Mil­lio­nen Auf­ru­fe. Die Finan­zie­rung der drit­ten Staf­fel ist bereits fast voll­stän­dig abgeschlossen.

Die Hand­lung folgt Jesus – gespielt von Jona­than Rou­mie – und sei­nen Jün­gern ent­lang der Evan­ge­li­en. In bis­lang 16 Epi­so­den wer­den die Beru­fung der ers­ten Jün­ger, ihr Weg mit Jesus und ihre Begeg­nun­gen unter­wegs cine­as­tisch-ein­drucks­voll erzählt. Im Mit­tel­punkt ste­hen dabei stets die Men­schen selbst mit ihren indi­vi­du­el­len Per­sön­lich­kei­ten und Geschich­ten. Um die­se Nähe zu den Figu­ren zu schaf­fen, greift die Serie auf Inhal­te und Hand­lungs­strän­ge zurück, die über bibli­sche Erzäh­lun­gen hin­aus­ge­hen. So wur­den um die Jün­ger zum Teil aus­führ­li­che Hin­ter­grund­ge­schich­ten gespon­nen und Hei­lungs­ge­schich­ten auf Basis der Evan­ge­li­en ver­dich­tet und aus­ge­schmückt. Die Gren­ze zwi­schen dem, was aus der Bibel über­nom­men und dem, was frei hin­zu erfun­den ist, ver­schwimmt dabei.

Marie erkennt die Bedeu­tung des Vor­spanns sofort: Am Anfang ist es nur ein Fisch, der gegen den Strom schwimmt. Nach und nach keh­ren immer mehr Fische um und fol­gen ihm.“ Bereits der Vor­spann gibt einen Aus­blick dar­auf, wel­che Geschich­te die Serie erzählt. Nach den ers­ten Minu­ten der ers­ten Fol­ge spie­gelt sich in den Gesich­tern der drei jedoch erst ein­mal Ver­wir­rung. Total unzu­sam­men­hän­gend“, fin­det Vro­ni den Anfang.

Die Serie wird getra­gen von ihren Prot­ago­nis­tin­nen und Prot­ago­nis­ten. So ist Simon Petrus ein Fischer mit finan­zi­el­len Pro­ble­men und des­we­gen im stän­di­gen Kon­flikt mit den Römern und mit Steu­er­ein­trei­ber Mat­thä­us. Mat­thä­us wird mit leich­ten autis­ti­schen Zügen gezeich­net. Er ist ein Zah­len­mensch, des­sen star­ke Beob­ach­tungs­ga­be letzt­end­lich nicht nur ihm zu Gute kommt. Maria Mag­da­le­na wie­der­um wird zunächst als von einem Dämo­nen beses­sen und unter ande­rem Namen vor­ge­stellt. Von Anfang an spielt sie eine zen­tra­le Rol­le an der Sei­te Jesu und fun­giert so als star­ke, weib­li­che Haupt­rol­le. Bereits in der ers­ten Fol­ge wird eine Viel­zahl neu­er Per­so­nen ein­ge­setzt, denen erst nach und nach mehr Tie­fe gege­ben wird. Eine Schwie­rig­keit der Serie zeigt sich hier dar­in, all die­se Ein­zel­per­so­nen zusam­men­zu­fü­gen, ohne den Zuschau­er unter­wegs zu ver­lie­ren. Vor dem Hin­ter­grund, dass die Serie nicht nur eine Ziel­grup­pe anspre­chen soll, die über umfang­rei­che Kennt­nis bibli­scher Geschich­ten ver­fügt, steigt die Hand­lung sehr schnell und breit gefä­chert ein. Hin­zu kommt das Feh­len einer zen­tra­len Per­son, der eine Haupt­hand­lung folgt. Oft ist es nicht Jesus, der im Mit­tel­punkt steht. Die ein­zel­nen Epi­so­den dre­hen sich mit­un­ter um wech­seln­de Figu­ren, wodurch es zunächst schwie­rig ist, die Auf­merk­sam­keit des Zuschau­ers zu halten.

Hat nicht einer der Jün­ger Simon gehei­ßen?“, wirft Lau­ra die Fra­ge in den Raum, als Simons Name zum ers­ten Mal fällt. Nach und nach erken­nen die drei Par­al­le­len zu bibli­schen Geschich­ten und Per­so­nen, die sie ken­nen. Auch Maria Mag­da­le­na ist ihnen sofort ein Begriff. Weni­ger bekannt ist ihnen da so man­che Eigen­art des Juden­tums, das im Ver­lauf der Serie immer wie­der etwa durch die Fei­er des Shab­bat the­ma­ti­siert wird. Gera­de die­se Aspek­te, eben­so wie der zeit­li­che Rah­men, in dem die Serie spielt, sei­en jedoch beson­ders span­nend. Was ich inter­es­sant fin­de, ist, dass es all­ge­mein wenig Fil­me gibt, die in der Zeit spie­len. Oder zumin­dest habe ich weni­ge gese­hen. Das macht’s auch inter­es­sant, auch wenn du jetzt nicht an den reli­giö­sen Aspek­ten inter­es­siert bist“, so Marie. 

Hier sehen Sie den Trailer zur Serie:

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Mit­tels moder­ner Dia­lo­ge und einer auf­wen­di­gen fil­mi­schen Dar­stel­lung ver­sucht The Cho­sen“ die Hand­lung in die Gegen­wart zu holen. So wird Jesus als Kum­pel­typ insze­niert, dem bis­wei­len auch ein spon­ta­ner Spruch über die Lip­pen kommt. Wenn die­se Art der Dia­lo­ge auch anfangs nicht ganz mit der klas­sisch-gehal­te­nen Aus­stat­tung der Dar­stel­ler, wie man sie etwa aus Pas­si­ons­spie­len kennt, zusam­men­passt, ver­stärkt sie doch die Natür­lich­keit und Nah­bar­keit der Figu­ren. Die Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler über­zeu­gen mit boden­stän­di­gen Dar­stel­lun­gen ihrer Rol­len. Stö­rend wirkt hier im Kon­trast letzt­lich nur der stel­len­wei­se zu dra­ma­ti­sche Soundtrack.

Ich find’s schon irgend­wie span­nend. Ich möch­te jetzt schon wis­sen, wie es wei­ter­geht“, meint Marie, als der Abspann von Fol­ge zwei läuft. Lau­ra wie­der­um sieht auch am Ende der bei­den ers­ten Fol­gen die Nach­voll­zieh­bar­keit der Hand­lung als Schwach­punkt der Serie. Es sei schwie­rig für den Zuschau­er, dass kei­ne kla­re Haupt­per­son vor­han­den ist. Dem schlie­ßen sich auch Vro­ni und Marie an. Vro­ni kön­ne sich sonst meist mit min­des­tens einem der Cha­rak­te­re iden­ti­fi­zie­ren. Hier sei das – zumin­dest bis­lang – wegen der gro­ßen Viel­zahl an Per­so­nen nicht mög­lich. Ins­ge­samt stu­fen die drei vor allem das The­ma der Serie als Geschmacks­sa­che ein. Die Schau­spiel­leis­tung und all­ge­mei­ne Mach­art kommt bei den Schü­le­rin­nen jedoch gut an. Für Lau­ra und Vro­ni reicht das ins­ge­samt nicht, um auch in Zukunft an The Cho­sen“ dran zu blei­ben. Marie aller­dings zieht ein ande­res Fazit: Ich wür­de weiterschauen.“

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