Die aufwendige Malerei, die sich auf das Jahr 1518 datieren lässt und sich vollflächig über die vier Schildbogenwände und das Kreuzrippengewölbe erstreckt, zeigt farbig gefasste Gewölberippen, Ranken aus Laubwerk und figürlichen Darstellungen, die ikonografisch als die Heiligen Barbara (mit dem Turm), Katharina (mit Rad und Schwert) an der Südwandsowie Andreas (mit X‑förmigem Kreuz, sog. Andreaskreuz) an der Nordwand identifiziert werden können. Bei dem Raum handelt es sich vermutlich um eine mittelalterliche Turmkapelle.
Die figürlichen und floralen Darstellungen waren unter einer barocken Übertünchung verborgen. Entdeckt wurden sie mittels Einsatz von ultraviolettem Licht im Rahmen von Restaurierungsarbeiten, die das Staatliche Bauamt Passau im Zusammenhang mit dem geplanten Einbau einer Treppe im Kirchturm durchführen ließ. Aufgrund der Übermalungen war die Ablesbarkeit der Darstellungen zu Beginn der Restaurierungsmaßnahme kaum möglich. Lediglich partielle Abblätterungen der barocken Tünche und durchscheinende Konturen erlaubten erste Einblicke hinsichtlich malerischer Qualität und Farbigkeit. Die Reduzierung und Abnahme der barocken Übertünchung erfolgte rein mechanisch mit einem Skalpell unter Zuhilfenahme einer Stirnlupe. Neben der eigentlichen Freilegung lag das Hauptaugenmerk der Restaurierungsmaßnahme auf dem Erhalt der Malerei und des Putzbestandes. Die in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder vorgenommenen Eingriffe in die Bausubstanz, aber auch die Bewegungen des Glockenstuhls beim Läuten hatten zu Schäden an den Wandputzen geführt und eine Sicherungsmaßnahme notwendig gemacht. In Abstimmung mit den Denkmalpflege-Behörden wurden größere Fehlstellen mit Kalkputz geschlossen und gelöste Putzfragmente mit dispergiertem Weißkalkhydrat gesichert. Zur Beruhigung und Aufwertung der gotischen Malerei erfolgte in sehr reduziertem Umfang eine Retusche der Putzausbesserungen, nach der die spätgotische Ausmalung des Raumes deutlich ablesbar und nach Freilegung und Festigung nunmehr in ihrem Bestand gesichert ist.
Der virtuelle Rundgang kann auf der Internetseite des Staatlichen Bauamts Passau (https://www.stbapa.bayern.de/) auch nach dem Tag des offenen Denkmals weiterhin aufgerufen werden.
Text: Staatliches Bauamt Passau