Bistum

Das Vermächtnis des Papstes

Redaktion am 16.01.2025

Bischof nachdenklich wt Foto: Wolfgang Terhörst

Bischof Stefan Oster hat am 14. Januar in Burghausen vor interessiertem Publikum zum zweiten Mal Einblicke aus erster Hand in die kürzlich zu Ende gegangene Weltbischofssynode gewährt – und Vorschläge für die weitere Entwicklung einer synodalen Kirche im Bistum Passau vorgestellt.

Wir ste­hen selbst ent­täuscht und sehn betrof­fen den Vor­hang zu und alle Fra­gen offen.“ Vie­le wer­den das Zitat aus Ber­told Brechts Thea­ter­stück Der gute Mensch von Sezu­an“ ken­nen. Ein wenig so mag es auch vie­len Teil­neh­mern und inter­es­sier­ten Beob­ach­tern gegan­gen sein, als am 27. Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res ein vier­jäh­ri­ger welt­wei­ter Pro­zess zum The­ma Syn­oda­li­tät in der Kir­che zu Ende ging. Der Vor­hang fiel, weil Papst Fran­zis­kus auf die von Bischö­fen wie Lai­en erwar­te­te Inter­pre­ta­ti­on und Hand­lungs­an­wei­sung aus sei­ner Feder ver­zich­te­te und statt­des­sen kur­zer­hand das Abschluss­do­ku­ment der Welt­syn­ode in einer spä­ter nach­ge­reich­ten Note zum ordent­li­chen Lehr­amt des Nach­fol­gers Petri“ erklär­te – ein gut 60-sei­ti­ges Schrei­ben mit 155 Unterpunkten.

Die Klä­rung offe­ner oder zumin­dest offen gestell­ter Fra­gen – beson­ders aus dem deut­schen Kir­chen­volk etwa zum Dia­ko­nat der Frau­en –, wur­de vom Papst schon zuvor in Arbeits­grup­pen ver­wie­sen, weil hier aus sei­ner Sicht mehr Zeit not­wen­dig ist, um zu Ent­schei­dun­gen zu gelan­gen, die die gesam­te Kir­che betref­fen“. Ob in dem sei­ner Mei­nung nach wenig kon­kre­ten Abschluss­do­ku­ment nicht ein Keim für wei­te­re Zer­würf­nis­se lie­ge? Das woll­te ein Teil­neh­mer im zwei­ten Teil des Abends von Bischof Ste­fan wis­sen. Ich hof­fe nicht“, ant­wor­te­te die­ser und gab zu, dass man­che die­se Befürch­tung äußer­ten. Es sei ent­schei­dend, wei­ter im Geist gegen­sei­ti­gen Wohl­wol­lens unter­wegs zu sein – genau das habe man wäh­rend der Syn­ode ein­ge­übt. Das vor­ur­teils­freie Hören auf­ein­an­der, ver­bun­den mit dem Hören auf den Hei­li­gen Geist ist für den Bischof der Kern einer syn­oda­len Kir­che und wich­tigs­te Frucht der Syn­ode – und das möch­te er künf­tig auch struk­tu­rell stär­ker im Bis­tum verankern.

Doch vor sein Fazit hat­te Oster im ers­ten Teil des Abends im Haus der Begeg­nung Hei­lig Geist“, poin­tiert ein­ge­lei­tet durch Refe­rent Lud­wig Rai­schl, den Ablauf des mehr­jäh­ri­gen syn­oda­len Pro­zes­ses (20212024) reka­pi­tu­liert und dabei auch eini­ge Anek­do­ten aus Rom zum Bes­ten gege­ben. Ganz begeis­tert sei bei­spiels­wei­se einer der 16 Beob­ach­ter ande­rer christ­li­cher Kon­fes­sio­nen gewe­sen. Der Prä­si­dent des Welt­rats metho­dis­ti­scher Kir­chen, der Korea­ner Jong Chun Park habe ihm ange­sichts des guten Mit­ein­an­ders trotz vie­ler Dif­fe­ren­zen gesagt: I love pope Fran­cis. I think I’m a catho­lic metho­dist!“ (Ich lie­be Papst Fran­zis­kus. Ich glau­be ich bin ein katho­li­scher Metho­dist) Ins­ge­samt, so Bischof Ste­fan, sei es bei der Welt­syn­ode – ganz anders als beim deut­schen Syn­oda­len Weg – nicht um kir­chen­po­li­ti­sche The­men gegan­gen, son­dern viel grund­le­gen­der um eine Ide­al­vor­stel­lung des Mit­ein­an­ders in der Kir­che, auch in Ent­schei­dungs­pro­zes­sen. Syn­oda­li­tät sol­le nach dem Wunsch von Papst Fran­zis­kus die bestim­men­de Lebens- und Hand­lungs­wei­se der Kir­che sein bzw. wer­den („modus viven­di et ope­ran­di“). Das mei­ne Struk­tu­ren und Pro­zes­se, die sich durch Par­ti­zi­pa­ti­on mög­lichst vie­ler, Trans­pa­renz, Rechen­schafts­pflicht und Eva­lua­ti­on (Über­prü­fung) aus­zeich­nen. Ent­schei­dun­gen sol­len in der Vor­be­rei­tung eine brei­te Basis bekom­men („decis­i­on making“), aber letzt­ver­ant­wort­lich von der Kir­chen­hier­ar­chie getrof­fen wer­den („decis­i­on taking“).

Das Abschluss­do­ku­ment der Welt­syn­ode ist für Bischof Ste­fan Oster wie ein Ver­mächt­nis des nun 88 Jah­re alten Pon­ti­fex: Papst Fran­zis­kus gibt uns einen Inter­pre­ta­ti­ons­schlüs­sel sei­nes Pon­ti­fi­kats, er sagt uns, wie er ver­stan­den wer­den will.“ Genau die­ser Weg der Syn­oda­li­tät ist das, was Gott sich von der Kir­che des drit­ten Jahr­tau­sends erwar­tet“, habe Papst Fran­zis­kus schon 2015 bei einer Ver­an­stal­tung zum 50. Jah­res­tag der Errich­tung der Bischofs­syn­ode betont. Unmit­tel­bar ver­bun­den mit dem Abschluss­do­ku­ment der jüngs­ten Syn­ode ist zudem die in der letz­ten Syn­oden­wo­che ver­öf­fent­lich­te Enzy­kli­ka Dil­e­xit nos – Über die mensch­li­che und gött­li­che Lie­be des Her­zens Jesu Chris­ti“. Dar­in wirbt Fran­zis­kus für eine mis­sio­na­ri­sche Kir­che, die über­zeu­gend von der Lie­be Chris­ti spre­che: Chris­tus bit­tet dich, dass du dich ohne Scham zu dei­ner Freund­schaft mit ihm bekennst, ohne es frei­lich an Klug­heit und Respekt feh­len zu las­sen. Er bit­tet dich, den Mut zu haben, den ande­ren zu sagen, dass es dir gut­tut, ihm begeg­net zu sein“ (211). So wird die Sache rund: rech­tes Unter­wegs­sein im rech­ten Sinne.

In den Nie­de­run­gen kirch­li­cher und kir­chen­po­li­ti­scher Ein­zel­fra­gen frei­lich wird sich zei­gen müs­sen, inwie­weit ein syn­oda­ler Umgang im Sin­ne des Paps­tes zur Befrie­dung einer im säku­la­ren Feu­er ste­hen­den Kir­che hier­zu­lan­de führt. Bischof Ste­fan Oster jeden­falls mach­te an die­sem Abend in Burg­hau­sen deut­lich, dass er für sein Bis­tum an einer immer stär­ker syn­oda­len Kir­che von Pas­sau arbei­ten möch­te und stell­te eini­ge Punk­te auf dem Weg dahin vor:

• Ein­üben der Metho­de Gespräch im Hl. Geist“ auf loka­ler und diö­ze­saner Ebene

• Wei­ter­bil­dung in Syn­oda­li­tät für Haupt- und Ehrenamtliche

• Syn­oda­li­tät mit­den­ken und ‑leben in Pro­zes­sen der Bil­dung der Pas­to­ra­len Räume

• Syn­oda­li­tät als Bau­stein für Neu­ge­stal­tung der Visitation

• Ein­be­zie­hung der Gemeindeberatung

• Wie kön­nen Pfarr­ge­mein­de­rat, Deka­nats­rat, Diö­ze­san­rat oder Ver­bän­de syn­oda­ler werden?

• Gege­be­nen­falls Umbau, Ergän­zung, Erneue­rung der Struk­tu­ren (z.B. Fest­schrei­bung in Statuten)

Skep­tisch zeig­te sich Bischof Ste­fan aller­dings auf die Fra­ge von Pfar­rer Erwin Jaindl im Publi­kum, ob wir nun wie­der mit einer Ein­heit der Bischö­fe in Deutsch­land rech­nen könn­ten. Er habe in Frank­furt (dort fan­den die bis­lang fünf Ver­samm­lun­gen des Syn­oda­len Weges statt) genau das Gegen­teil des­sen erlebt, was der Papst mit Syn­oda­li­tät mei­ne, so Oster. Bestimm­te The­men könn­ten nicht ein­fach zur Abstim­mung gestellt wer­den: Wir dür­fen die Wahr­heit nicht ein­fach frei­ge­ben“. Denn Wahr­heit ohne Lie­be ten­die­re zur Grau­sam­keit und Lie­be ohne Wahr­heit zur Beliebigkeit. 

Ob denn Syn­oda­li­tät im Sin­ne des Paps­tes dann ein Prin­zip der Wahr­heits­fin­dung sei, woll­te ein wei­te­rer Zuhö­rer in der von Refe­ren­tin Bri­git­ta Necker­mann-Lipp mit zwei Schwei­ge­mi­nu­ten ein­ge­lei­te­ten Fra­ge­run­de wis­sen. Ja“, ant­wor­te­te der Bischof, vor allem auch das Hören im Hei­li­gen Geist – aber haben wir genug Geduld dafür?“ Eine Fra­ge, die uns alle angeht, und die bleibt von einem offe­nen, infor­ma­ti­ven und auch kurz­wei­li­gen Abend, der gewiss noch eini­ge Gäs­te mehr ver­dient gehabt hätte.

Fotos und Text: Wolf­gang Terhörst

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