
Welchen Stellenwert haben Wunder in unserer heutigen Gesellschaft? Dieser Frage geht in Altöttting am Freitag, 13. August, die Künstlerin Christiane Huber in einer Klangperformance nach, die in der Tiefgarage unter dem Kapellplatz stattfinden wird.
Der oberbayerische Wallfahrtsort Altötting zieht jährlich unzählige Pilgerinnen und Pilger aus aller Welt an. Grund dafür ist das Gnadenbild der Schwarzen Madonna, eine 65 cm hohe Holzfigur, die im späten 13. Jahrhundert in die Gnadenkapelle in Altötting kam. Schwarze Madonnen werden überall auf der Welt wegen ihre besonderen Wunderkraft verehrt und als Retterinnen in der Not angebetet. In ihrer Klangperformance WUNDER fragt die Regisseurin Christiane Huber, selbst aufgewachsen im Landkreis Altötting, wie eine zeitgenössische Aneignung und künstlerische Deutung der religiösen Symbolik dieser Marienverehrung erfolgen kann.
Gemeinsam mit einem Team internationaler Künstlerinnen und Künstler soll der Ort und die Ikone durch eine junge und diverse Perspektive neu aufgeladen werden. Dafür untersucht die Performance die Wurzeln und auch die Infrastruktur des Rituals und begibt sich in die Tiefgarage unter dem Kapellplatz. Hier entsteht eine akustische und visuelle Landschaft, in der die Beteiligten vergangene, gegenwärtige und zukünftige Wunder rezitieren, erinnern, performen und erträumen. Kirchenglocken-Sounds, christliche Renaissancemusik und Hi-fi Klängen vermischen in WUNDER religiöse Symboliken mit aktuellen Fragestellungen. Eine Choreographie des Pilgerns entsteht, in der die Rituale der Verehrung als Inspiration und Orientierungspunkt dienen und befragt werden auf ihr Potential zur Gemeinschaftsbildung heute.
Das Publikum betritt die Eintritt-freie Veranstaltung durch die Autorampe der Tiefgarage am Kapellplatz und ist eingeladen sich 30 Minuten lang frei durch die Landschaft von WUNDER zu bewegen. Der Einlass erfolgt zu jeder vollen und halben Stunde. Auf die performative Sound-Installation WUNDER in Altötting folgt Ende Oktober die Performance WE CALL WONDER, die im städtischen Kontext in München beim Theaterfestival SPIELART uraufgeführt wird und die 500- jährige Chronik der Wundertaten der Schwarzen Madonnen in Deutschland, Polen, Mexiko, Brasilien und Frankreich zeichnet.
Sie studierte Psychologie (Diplom) in München und Kunst (MFA) am Bard College im Staat New York. Nach zahlreichen Kollaborationen in der freien Szene in Brüssel, arbeitet sie in den letzten Jahren vor allem in München, im ländlichen Oberbayern und international. Ihre Praxis, die unterschiedliche Medien wie Sound-Art, Installation, Video, Partizipation und Performance umfasst, beschäftigte sich zuletzt vorwiegend mit Themen, im Kontext von Erinnerungsarbeit, Nachkriegsgewalt und Trauma. Hier steht im Fokus, wie künstlerische Forschung eingesetzt werden kann, um mit Erinnerungslücken und Leerstellen in der Geschichtsschreibung umzugehen. Ihre aktuelle Arbeit untersucht die Rolle des Wunderglaubens und christlicher Ikonen im Umgang mit dem Unerklärlichen. Sie zeigte Arbeiten unter anderem in den Münchner Kammerspielen, im Gasteig/Dok.Fest München, im Herzliya Museum in Israel, in der Meridian-Galerie in Peking, im Kaaitheater Brüssel oder in der Oper in Lille.