Sie tun das mit „zwei dankbaren Gebetstagen in Tradition, Brauchtum und Bekenntnis zur Heimat, als Erbe und Auftrag“, so Norbert Gröner von der Oberschlesischen Landsmannschaft, Kreisgruppe München.
Zur Vorabendmesse in der St. Anna-Basilika mit festlicher Lichterprozession am Samstag, 27. Juli, sprach Hauptzelebrant und Prediger Bischofsvikar Pfr. Peter Tarlinski, Seelsorger der Minderheiten im Bistum Oppeln, über „die Würde und Notwendigkeit des Betens“. Am Sonntag, 28. Juli, setzte er drei Gedankenbilder zum Pauluswort „Der Friede Christi triumphiere in euren Herzen“ (Kol 3,12−17) in den Mittelpunkt. Der Dank der Wallfahrtsorganisatoren galt den über 1.000 oberschlesischen Landsleuten, die trotz hochsommerlicher Temperaturen aus ganz Bayern und darüber hinaus gekommen waren, den prächtigen Fahnen- und Trachtenabordnungen (eine Gruppe reiste wieder aus Gütersloh an), den Bergmännern sowie der Altöttinger Hofmusik, die mit der Schubert-Messe (samstags) und der Haydn-Messe am Sonntag für den festlichen musikalischen Rahmen sorgte.
„Der Friede Christi triumphiere in euren Herzen!”
Den Annaberg von Oberschlesien und den Gnadenort Altötting sah Damian Schwider, der Landesvorsitzende der Landsmannschaft Oberschlesien in Bayern, als eine wunderbare Verbindung zwischen der alten und der neuen Heimat: „Wir brauchen einander, hier und drüben“ – denn Heimat begreife man erst in der Fremde, wenn man sie verloren habe. Der Heimatverlust, verursacht durch die Kriegsjahre 1939 – 1945 lasse sich nicht so leicht verarbeiten, griff auch Festprediger Bischofsvikar Tarlinski auf: „Du musst raus, flüchten, sonst wirst du nicht überleben; du darfst nicht mehr nach Hause, eine Heimat gibt es nicht mehr!“ Diese Sehnsucht nach der alten Heimat sei vielfach falsch gedeutet worden, die Schlesier, Sudetendeutschen und Ostdeutschen seien vielfach im Westen als Revanchisten abgestempelt worden. Insbesondere mit der Wende 1989 und die segensreiche Arbeit durch die Landsmannschaften sei es gelungen, dass neu aufgebaute Existenzen inzwischen zur neuen Heimat geworden sind und „Frieden mit der Heimat“ geschlossen werden konnte.
Ein weiterer Punkt war dem Prediger wichtig: „Frieden mit der Herkunft“. „Egal, was andere denken“, betonte Pfr. Tarlinsky, wichtig sei, Herkunft und Prägung eines Menschen wertzuschätzen, zu wahren und aufzubauen als Zukunft für nachkommende Generationen: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken, wir können nur zusammenwachsen, wenn wir Frieden mit unserer Herkunft schließen, um stolz sagen zu können: Ich bin ein Oberschlesier!“ Als drittes legte der Festprediger seinen oberschlesischen Landsleuten dringend ans Herz, den „Frieden mit dem Christsein zu schließen – nicht ihr hier“, wie er um sich blickend feststellte, „sondern in euren Familien und im Bekanntenkreis.“ Gerade die jüngere Generation gleiche sich dem „glaubensfernen Zeitgeist“ an, wolle nicht auffallen, mitziehen, sich anderen angleichen: „Man ist zwar Christ und doch nicht!“ Frieden mit dem Christsein schließen sei eine Herausforderung gerade in heutigen schwierigen Zeiten und zugleich ein Appell, „den Glauben trotz alledem nicht zu unterdrücken und davonzulaufen!“
„Wir brauchen Maria, setzen unsere Hoffnung auf sie, die gerade hier in Altötting als Heil der Kranken angerufen wird“, bestärkte am Nachmittag Pfarrer Reimund Schrott bei der feierlichen Marienandacht in der Stiftspfarrkirche das gläubige Vertrauen der oberschlesischen Landsleute. Einer besorgniserregenden Glaubenssituation, drastisch zurückgehenden Marienandachten und ‑verehrung setzte Pfarrer Schrott den Lobpreis Mariens im Magnificat entgegen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn …“. Mariens Vorbild, ihre gläubige demütige Haltung solle Wachrütteln in einer Zeit der Arroganz und des Egoismus, dass durch die Gottesmutter wieder Frieden und Glaubensfreude in die Herzen einkehre.
Nach dem Eucharistischen Segen zogen die Trachten- und Fahnenabordnungen mit der Geistlichkeit zur Gnadenkapelle und wurden mit dem Schlusssegen von Altöttings Wallfahrtrektor Prälat Günther Mandl entlassen – mit lobenden und dankenden Worten: „Was wäre Altötting ohne seine treuen Pilger aus Oberschlesien und was wären die Oberschlesier ohne ihren tüchtigen Kreuzlträger Robin!“ (auf dem mittleren Foto links zu sehen).
Text und Fotos: Roswitha Dorfner