Aufstehen, Computer einschalten und den ganzen Tag Vorlesungen am Bildschirm verfolgen, zwei Jahre lang sah so der Alltag von Studierenden aus. Corona hatte auch das Leben an den Universitäten völlig verändert, Begegnungen waren nicht mehr möglich: Die Hörsäle blieben leer, ihre Mitstudenten und Professoren sahen die jungen Studierenden nicht mehr persönlich, sondern nur mehr in Videokonferenzen auf briefmarkengroßen Bildern am Computerbildschirm.
Die Erleichterung, dass es ab diesem Sommersemester wieder anders werden kann, ist groß und so wurde die Möglichkeit miteinander nach Assisi zu fahren, freudig genutzt. Prof. Hans Mendl und Dr. Hans-Peter Eggerl vom Lehrstuhl für Religionspädagogik der Uni Passau und Andreas Paul vom Schulreferat des Bistums Passau organisierten die Reise. Mit dem Bus ging es für die 36 Assisipilger frühmorgens von Passau aus über den noch winterlich verschneiten Brenner in das schon frühlingshafte Umbrien. Das frühlingshafte Wetter wurde genutzt, um viele Orte, die im Leben des Heiligen Franziskus bedeutsam waren, zu Fuß zu erkunden. „Es gehört zum Konzept der Studienfahrt, dass die Studierenden das Programm auch inhaltlich mitgestalten“, erklärt Prof. Mendl, „deswegen bereitet jeder Exkursionsteilnehmer bereits zu Hause ein Thema vor und erklärt vor Ort wie ein Reisführer der Gruppe die Hintergründe zu einer Kirche, einem Kloster oder einem besonderen Ort im Leben des Hl. Franziskus.“ So erschließen die Teilnehmer sich selbst und den Mitreisenden bedeutende Orte, die an Franziskus erinnern, wie die Basilica San Francesco mit dem Grab des Heiligen oder die Basilika Sancta Maria degli Angeli, die die kleine Portiunkula Kapelle umschließt, in der Franziskus gestorben ist.
Für den Heiligen Franziskus war Armut das zentrale Thema, wie man dieses Ideal heute noch leben kann, darüber unterhielten sich die angehenden Religionslehrerinnen mit den Franziskanerinnen von Sießen, bei denen Sie an einem Vormittag in ihrem „Casa della Pace“ (Haus des Friedens) zu Gast waren. Das Gespräch mit den Ordensfrauen war für viele ein Höhepunkt der Reise, weil die Freude und Tiefe spürbar wurde, mit der die Schwestern ihren Glauben leben.
„Die Reise nach Assisi soll mehr sein als eine reine Studienexkursion auf der die Studierenden Wissen sammeln, sie soll auch den eigenen Glauben vertiefen und so zu einer Pilgerfahrt werden“, umreißt Andreas Paul das Anliegen der Reise. Damit das möglich wird, gehört das Gespräch mit den Schwestern, die Unterbringung in einer einfachen Pilgerherberge — statt in einem schicken Hotel — und selbstverständlich die Feier von Gottesdiensten und Gebetszeiten dazu.
„Alle zwei Jahre und insgesamt zum fünften Mal fährt das Schulreferat des Bistums zusammen mit dem Department für Katholische Theologie der Uni Passau nach Assisi, das zeigt wie gut die Kooperation zwischen der Universität und der Kirche im Bistum läuft“, resümieren Dr. Eggerl und Prof. Mendl. Für die Studierenden freilich war es diesmal ein ganz besonderes Erlebnis, zumal nach zwei Jahren reiner Onlinelehre endlich wieder Begegnungen möglich waren, untereinander, mit den Lehrenden und das Ganze an Orten voller Geschichten.
Text: Andreas Paul