„Es ist mir immer eine besondere Freude, am heutigen Hochfest ‘Maria, Hilfe der Christen’, welches auch für meinen Orden und meinen Ordensvater eine besondere Bedeutung hat, die Maria-Hilf-Woche auszurufen.“ Mit diesen Worten begrüßte Bischof Stefan Oster die Gläubigen am Anfang der Pontifikalmesse, die sich in der Wallfahrtskirche Mariahilf ob Passau eingefunden. Gemeinsam mit den Paulinerpatres, Domkapitularen, Domvikaren, Dekanen sowie Verantwortlichen der Maria-Hilf-Woche waren sie gekommen, um Maria die Ehre zu geben.
Für das Bistum Passau ist dieser Tag in mehrfacher Hinsicht wichtig: Der Festgottesdienst bringt nicht nur die große Verbundenheit zu Maria als Hilfe der Christen, wie sie auf Mariahilf besonders verehrt wird, zum Ausdruck, sondern ist ebenso – und so auch heuer – Anlass, feierlich die Maria-Hilf-Woche auszurufen. Diese findet in diesem Jahr vom 23. Juni bis zum 01. Juli 2023 statt. Auch für Bischof Stefan persönlich hat der Tag eine besondere Bedeutung: Heute vor neun Jahren wurde Bischof Stefan zum 85. Bischof von Passau geweiht.
Zu Beginn seiner Predigt griff Bischof Stefan einen Traum seines Ordensvaters auf. Darin habe ihm Jesus seine Mutter Maria als Lehrmeisterin gegeben – denn sie sei „die authentische Antwort“. Sie sei mit Fleisch und Blut die Person geworden, deren Leben es sei, zu tun, was Gott sage. Deutlich zeige sich das bei der Verkündungsszene, in der Maria antwortet: „Mir geschehe nach seinem Wort.“ Der Bischof betonte, dass hier nicht nur das einfache Hören gemeint sei, sondern das Wort, das einen durch und durch betreffe – das in einem geschehe und das Leben durchdringe.
„Wie hören wir die Frage: Adam, wo bist Du? Lassen wir sie an uns geschehen?”
Eine besondere Perspektive gebe die erste Lesung auf die Frage nach dem Wort: In der Genesis-Erzählung sei Gott, nachdem Adam und Eva die Frucht vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, in den Garten gekommen und habe die Frage gestellt: „Adam, wo bist Du?“ Diese Frage, eine der ersten Aussagen Gottes, könne auf zweierlei Weise gehört werden: entweder mit dem Ton eines strengen Lehrers, der nach dem Schuldigen suche; oder aber mit dem Ton eines liebenden Vaters, der sein Kind liebevoll den Freiraum geben wolle, zu ihm zu kommen, nachdem es etwas Schlechtes getan hat.
Die Folge dieser Abwendung von Gott sei, dass Adam und Eva das Paradies verlassen müssen – und sich aus der inneren Beziehung mit dem Vater lösen. Weiter beschrieb Bischof Stefan, dass von nun an alle Menschen, die zur Liebe berufen sein, dass es keine authentische Liebe mehr unter den Menschen geben werden ohne Opfer und einem Vollzug der Hingabe, der ihn etwas koste. Die Folge dieser Abwendung von Gott sei gewesen, dass Adam und Eva das Paradies verlassen mussten – und sich aus der inneren Beziehung zum Vater lösten.
„Der Mensch ist unversöhnt und das führt ihn dazu, dass er die Stimme Gottes so hört, als sei der der strenge Lehrer. Wir alle hören Gottes Stimme oder das Evangelium, aber darf es an uns geschehen?”
Weiter beschrieb Bischof Stefan, dass von diesem Zeitpunkt an unter den Menschen keine authentische Liebe mehr gebe könne ohne Opfer und einen Vollzug der Hingabe, der sie etwas koste. Zwei Beispiele sehe man deutlich in der Schrift: Gott habe den beiden Kleidung aus Fellen gemacht, was ein Akt der Liebe sei, der ein Opfer voraussetze. Auch Israel opfere im Kult, um sich mit Gott zu versöhnen. „Doch merkten sie bald, dass das nicht genüge. Sie spürten, dass es den Menschen nicht von innen her neu macht“, so der Bischof. „Und dann kommt der Liebende schlechthin. Er zeigt, dass es keine authentische Liebe in dieser Welt gibt ohne Opfer. Und was tut er? Er gibt sein Leben.“
Dann richtete Bischof Stefan seinen Blick auf die Gottesmutter: „Und was tut die, deren Leben es ist, authentisch Antwort zu geben? Ihr geht nach dem Opfer Jesu ein Schwert durch die Seele.“ Das zeige sich in ihrem ganzen Leben – begonnen bei der Geburt Jesu im armseligen Stall bis zu ihrem Stehen unter dem Kreuz. „Und sie, die authentische Antwort, die Mutter der schönen Liebe, bezeugt mit ihrem ganzen Leben, dass es in diesem Leben leider keine authentischen Liebe gibt, die nicht die Dimension des Opfers miteinschließt.“ Wie Bischof Stefan ausführte, müssten wir dieses Opfer jedoch nicht allein tragen. Maria könne die Lehrmeisterin sein. „Wir stellen uns in ihre Nähe und lernen, mit ihr zu hören, was er uns sagt und lernen mit ihr und an ihrer Seite.“
Und der Bischof schloss mit den Worten: „Gott macht uns zu dem, was wir sein können und sollen. Aber das geht nicht, ohne dass wir lernen, authentisch zu lieben. Sie ist die Antwort und an ihrer Seite lernen wir dem zu antworten, der uns über uns hinausruft. Maria ist die Antwort, er ist das Wort. Und er lässt zu, dass sie mitwirkt an dem Werk, das er an uns tun will.“
Daraufhin rief Bischof Stefan Oster die Maria-Hilf Woche feierlich aus: „Schwestern und Brüder, hier in der Kloster- und Wallfahrtskirche Mariahilf, vor dem Mariahilf-Bild rufe ich zum achten Mal die Maria-Hilf-Woche im Bistum Passau aus. Diese wird vom Freitag, den 23. Juni, bis zum Samstag, den 1. Juli 2023, begangen. Gemeinsam beten wir mit Maria, der Hilfe der Christen, zum dreifaltigen Gott und bitten um Segen und Beistand in den Anliegen des Bistums Passau, der Kirche in Deutschland und weltweit. Besonders sind die Sorgen und Nöte der Menschen ins Gebet genommen – die Sorge um Frieden in der Ukraine und überall auf der Welt.“ Auch bat der Bischof um das Gebet und versicherte alle, die im Bistum leben, seines Gebetes. Er fügte hinzu: „Mit in das Gebet sollen alle genommen werden, die auf verschiedene Weisen ihre Berufung aus dem Glauben leben.“
Und mit den Worten „Möge unser Bistum Passau im Glauben gestärkt werden und die Kraft finden, die Herausforderungen der Zeit mit der Kraft des Heiligen Geistes zu meistern“ weihte der Bischof das Bistum Passau erneut Maria, der Hilfe der Christenheit, und ihrem unbefleckten Herzen und entzündete die Kerze der diesjährigen Maria-Hilf-Woche.
Musikalisch umrahmt wurde das Pontifikalamt von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger an der Orgel und als Kantor und den Diözesanblechbläsern unter der Leitung von Michael Beck.
Ein weiterer Höhepunkt war mit der Pontifikalmesse verbunden: Dekan Alexander Aulinger wurde zum Bischöflichen Geistlichen Rat ernannt. Er ist Mitglied der Dekanekonferenz und des Bistumsrats und so für den Bischof „ein wahrer Ratgeber und eine Stütze.“ Bischof Stefan dankte ihm für seinen Dienst und überreichte ihm feierlich die Urkunde und ein kleines Geschenk.
Maria-Hilf-Woche 2023
Die Festwoche zu Ehren der Gottesmutter wird in Passau und im ganzen Bistum von Freitag, dem 23. Juni, bis Samstag, den 01. Juli, gefeiert. Zum Programm zählen festliche Gottesdienste, Marienandachten, Vorträge und weiteren Veranstaltungen. Das Programm im Detail und alle Informationen zur Festwoche finden Sie auf unserer Website des Bistums Passau unter folgendem Link: