Soziales

Wenn Kinder und Jugendliche die Welt anders sehen

Redaktion am 02.11.2021

IMG 0770 Foto: Caritas für die Diözese Passau e. V.
Beim Fachtag zu Autismus-Spektrum-Störungen v.li: Frederic Müller, Fachdienst ASS der Don-Bosco-Tagesstätte, Astrid Wegerbauer, Abteilungsleiterin „Behindertenhilfe und Psychiatrie“, Martin Hobelsberger, Leiter der Heilpäd. Tagesstätte Don Bosco-Schule und Fachbereichsleiter Tagesstätten, Prof. Dr. med. Michele Noterdaeme, Chefärztin am Josefinum in Augsburg, und Gerhard Krinninger, Leiter der Caritas-Frühförderung.

Das Leben bewältigen mit Autismus-Störungen - Frühes Erkennen ermöglicht bessere Behandlung – Eltern besonders gefragt - Fachtag im Caritas-Förderzentrum Don Bosco-Schule

Autis­ti­sche Stö­run­gen gehö­ren zu gra­vie­ren­den kind­li­chen Ent­wick­lungs­stö­run­gen. Sta­tis­tisch ist ein Kind von 100 davon betrof­fen. Die jun­gen Men­schen sehen die Welt auf eine ganz beson­de­re Wei­se und ver­hal­ten sich anders. So ent­ste­hen im All­tag häu­fig Miss­ver­ständ­nis­se und Kon­flik­te. Über die Aus­wir­kun­gen der Autis­mus-Spek­trum-Stö­run­gen (ASS) auf die Gesamt­ent­wick­lung des Kin­des und der Fami­lie, die Dia­gno­se- und The­ra­pie­mög­lich­kei­ten haben Fach­leu­te am Don­ners­tag, 28. Okto­ber, bera­ten. Im Cari­tas-För­der­zen­trum Don Bosco-Schu­le infor­mier­te die Chef­ärz­tin der Kli­nik für Kin­der- und Jugend­psych­ia­trie und ‑psy­cho­the­ra­pie am Jose­finum in Augs­burg, Prof. Dr. med. Miche­le Noterdaeme.

Es ging um Stö­run­gen der Infor­ma­ti­ons- und Wahr­neh­mungs­ver­ar­bei­tung, die sich auf die Ent­wick­lung der sozia­len Inter­ak­ti­on, der Kom­mu­ni­ka­ti­on und des Ver­hal­tens aus­wir­ken. Die Exper­tin beton­te eine frü­he Dia­gno­se sowie eine spe­zi­fi­sche Bera­tung und Behand­lung. Auch wenn ASS ein Leben lang bestehen blei­be, sei man der Erkran­kung nicht schick­sal­haft aus­ge­lie­fert. Es gebe Wege und Hil­fen zu einer ver­bes­ser­ten Wahr­neh­mung und Lebensqualität.

Autis­ti­sche Kin­der sei­en eine gro­ße Her­aus­for­de­rung für Eltern und das Umfeld, so die Chef­ärz­tin. Die­se jun­gen Men­schen wür­den spe­zi­el­le Inter­es­sen und unge­wöhn­li­che Fer­tig­kei­ten ent­wi­ckeln. Gleich­zei­tig erschwer­ten ihr eigen­ar­ti­ges Ver­hal­ten und unvor­her­seh­ba­re Reak­tio­nen die Bezie­hung zu ande­ren Men­schen. ASS sei­en oft ver­kannt und die Dia­gno­se auf­grund psy­chi­scher Begleitstö­run­gen wie Ängs­te, Schlaf- und Ess­stö­run­gen, manch­mal sehr schwie­rig. So kom­me den Eltern eine beson­de­re Rol­le zu. Sie müss­ten mit dazu bei­tra­gen, die Erkran­kung zu erken­nen, sie anneh­men und sich in Dia­gno­se und The­ra­pie ein­brin­gen. Es sei ein Netz­werk aus Ärz­te­schaft, Psych­ia­trie, Sozi­al- und Heil­päd­ago­gik nötig, um gemein­sam Wege zu fin­den, unter­strich sie vor rund 50 Ver­tre­ter/-innen aus die­sen Berufs­grup­pen beim Fach­tag im Cari­tas-För­der­zen­trum. Man kön­ne ASS nicht ein­fach weg­the­ra­pie­ren“, aber die Lebens­si­tua­ti­on ent­schei­dend ver­bes­sern, damit die Betrof­fe­nen ein zufrie­de­nes Leben füh­ren kön­nen. So unter­schied­lich sich die ursäch­li­chen Fak­to­ren für ASS dar­stel­len, so viel­fäl­tig und jeweils an den Bedürf­nis­sen des Ein­zel­nen aus­ge­rich­tet, sind auch die päd­ago­gi­schen und the­ra­peu­ti­schen Ansätze.

Schlüs­sel sei eine frü­he Erken­nung für die kli­ni­sche Dia­gno­se und die fol­gen­de Behand­lung. Die frü­he Bera­tung sei sehr wich­tig, beton­te auch Ger­hard Krin­nin­ger, Lei­ter der Cari­tas-Früh­för­de­rung. Wenn zum Bei­spiel Kin­der in Kitas auf­fäl­lig wür­den oder Eltern selbst Auf­fäl­lig­kei­ten wahr­neh­men, kön­ne man bereits vor Schul­be­ginn ziel­ge­naue Hil­fen ein­lei­ten. Mar­tin Hobels­ber­ger, Lei­ter der Heil­päd. Tages­stät­te des Cari­tas-För­der­zen­trums Don Bosco-Schu­le und Fach­be­reichs­lei­ter Tages­stät­ten, ergänzt dass die betrof­fe­nen jun­gen Leu­te viel Ver­ständ­nis brau­chen, weil sie oft in einer eige­nen Welt leben wür­den. Das bestä­tigt auch die Erfah­rung von Fre­de­ric Mül­ler, der im Fach­dienst ASS der Don-Bosco-Tages­stät­te für der­zeit 25 betrof­fe­ne jun­ge Men­schen ver­ant­wort­lich ist. Die Drei hat­ten die Fach­ta­gung vorbereitet. 

Astrid Weger­bau­er, die Abtei­lungs­lei­te­rin Behin­der­ten­hil­fe und Psych­ia­trie“ im Diö­ze­san-Cari­tas­ver­band ver­wies beim Fach­tag auf die stei­gen­den Erkran­kungs­zah­len und das Recht auf Teil­ha­be. Damit rücken Men­schen mit einer Autis­mus-Spek­trum-Stö­rung immer mehr in das Zen­trum unse­rer Gesell­schaft“. Der Cari­tas­ver­band für die Diö­ze­se Pas­sau e. V. betreue in vie­len Ein­rich­tun­gen Betrof­fe­ne und deren Ange­hö­ri­ge: ange­fan­gen von Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen, Schul­vor­be­rei­ten­den Ein­rich­tun­gen und Früh­för­de­rungs­dienst, über Schu­len und Heil­päd­ago­gi­sche Tages­stät­ten bis hin zu Werk­stät­ten und Wohn­hei­men. So bil­det sich ein brei­tes Netz­werk zusam­men mit kin­der- und jugend­psych­ia­tri­schen Fach­stel­len, dem Sozi­al­päd­ia­tri­schen Zen­trum der Kin­der­kli­nik Drit­ter Orden in Pas­sau bis hin zum Netz­werk Autis­mus Niederbayern.

Text: Cari­tas für die Diö­ze­se Pas­sau e. V.

Weitere Nachrichten

2025 04 11 pb alb schule heiligenstatt down1
Bistumsblatt
24.04.2025

Jeder Mensch ist einzigartig

„Von wegen Down!“, heißt eine eine Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Down-Syndrom. Wie zutreffend…

IMG 0726
Bischof
24.04.2025

Bischof übernimmt die Schirmherrschaft des DJK-Domlaufs

Der Passauer Bischof Stefan Oster SDB wird in diesem Jahr wieder die Schirmherrschaft des DJK-Domlaufs…

Wegkreuz Monika Zieringer
Bistum
23.04.2025

Trauer um Ingeborg Spannbauer

Das Bistum Passau trauert um ihre langjährige Mitarbeiterin Frau Ingeborg Spannbauer, die am 16. April 2025…

2025 04 11 pb alb buergermorde altoetting hinrichtungsplatz oberhalb
Bistumsblatt
23.04.2025

Der längste Tag in der Geschichte Altöttings

Am 28. April 1945 wurden fünf Bürger von der SS ermordet, als sie ihre Heimatstadt vor der ...