Weltkirche

„Eine Synode, die Räume öffnet“

Pressemeldung am 29.10.2023

Bischöfe auf dem Petersplatz Foto: Jessica Krämer

In Rom ist am Sonntag die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode zu Ende gegangen. Seit dem 4. Oktober 2023 hatten sich mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelt. Seitens der Deutschen Bischofskonferenz nahmen Bischof Dr. Georg Bätzing (Limburg), Bischof Dr. Felix Genn (Münster), Bischof Dr. Stefan Oster SDB (Passau), Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg) und Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) an den Beratungen teil.

Zusam­men­fas­send beton­ten die Bischö­fe, dass alle Über­le­gun­gen und Debat­ten, die die Syn­ode gekenn­zeich­net hät­ten, dar­auf aus­ge­rich­tet sei­en, dem Evan­ge­li­um Raum zu schaf­fen, sowohl im Mit­ein­an­der der kirch­li­chen Gemein­schaft als auch im Leben der Men­schen. Es ist jetzt an den Orts­kir­chen und somit auch an uns, die­se Räu­me, die die Syn­ode geöff­net hat, zu nut­zen, um wei­ter an einer syn­oda­len Kir­che zu arbei­ten, um die syn­oda­len Wege wei­ter­zu­ge­hen und die Impul­se so in kon­kre­tes Reflek­tie­ren und Han­deln umzu­set­zen, dass sie dann in einem Jahr in die Welt­syn­ode 2024 ein­flie­ßen kön­nen. Dazu wer­den wir in Deutsch­land den ges­tern Abend vor­ge­stell­ten Syn­the­se-Bericht nut­zen, der uns als wei­te­re Richt­schnur unse­res Han­delns mit Blick auf das kom­men­de Jahr gilt“, so die Bischö­fe. Im Fol­gen­den doku­men­tie­ren wir die per­sön­li­chen, ein­an­der ergän­zen­den Fazi­te der Bischöfe:

Bischof Dr. Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz)

Die Syn­ode hat auch Räu­me für eine Stär­kung der Par­ti­zi­pa­ti­on eröff­net, was sich durch die erst­ma­li­ge Teil­nah­me von Lai­en und ins­be­son­de­re auch Frau­en als voll stimm­be­rech­tig­te Syn­oda­le gezeigt hat. In den Dis­kus­sio­nen und Text­bei­trä­gen und nicht zuletzt in der Syn­the­se hat die Fra­ge eine beson­de­re Bedeu­tung, wie die Kir­che der Par­ti­zi­pa­ti­on der Gläu­bi­gen auf allen Ebe­nen neue Räu­me eröff­nen kann. Das liegt des­halb nahe, weil die zen­tra­le Fra­ge des gesam­ten syn­oda­len Pro­zes­ses ist, wie sich die Kir­che zu einer syn­oda­le­ren Kir­che wei­ter­ent­wi­ckeln kann, die Syn­oda­li­tät als modus viven­di et ope­ran­di‘ ernst nimmt. Trans­pa­ren­te, ver­läss­li­che und auch mit ver­bind­li­chen Rechen­schafts­pflich­ten ver­bun­de­ne syn­oda­le Struk­tu­ren auf allen Ebe­nen der Kir­che sind dafür unver­zicht­bar. Das gilt nicht nur, aber gera­de auch des­halb, weil auf die­se Wei­se die sys­te­mi­schen Ursa­chen von sexu­el­ler Gewalt, Macht­miss­brauch und Ver­tu­schung in der Kir­che ange­gan­gen wer­den kön­nen. Dies haben wir in die Dis­kus­sio­nen der Syn­ode ein­ge­bracht. Auch die Erfah­run­gen, The­men und Anlie­gen des Syn­oda­len Weges der Kir­che in Deutsch­land haben wir sowohl in den Arbeits­grup­pen als auch in den Ple­nums­sit­zun­gen zur Spra­che gebracht. Beein­dru­ckend war dabei, dass die The­men, die uns in beson­de­rer Wei­se bewe­gen, aus allen Kon­ti­nen­ten der Welt in die­ser Syn­ode ins Wort gefasst wurden.“

Teilnehmer Weltsynode
Gruppenfoto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Weltsynode in Rom.

Bischof Dr. Stefan Oster SDB

Wenn wir uns nun fra­gen, wofür eigent­lich Kir­che syn­oda­ler wer­den soll, dann ist die Ant­wort die­ser Syn­ode: für die Mis­si­on, für die Sen­dung der Kir­che. Eine syn­oda­le Kir­che soll eine Gemein­schaft sein, die aus­strahlt. Nicht zuletzt des­halb, weil alle ein­ge­la­den sind, mit­zu­ge­hen und mit­zu­wir­ken. Eine syn­oda­le Kir­che ist vom Hei­li­gen Geist belebt und lebt aus dem Auf­trag, das erlö­sen­de Wir­ken Jesu in der Welt und für jeden Men­schen zu ver­ge­gen­wär­ti­gen. Des­halb haben wir auch dar­über dis­ku­tiert, ob die For­mu­lie­rung nicht so sehr hei­ßen müss­te: Die Kir­che hat eine Mis­si­on‘, son­dern viel­mehr noch akzen­tu­ier­ter: Jesus hat eine Mis­si­on in die Welt hin­ein – und dafür hat er eine Kir­che‘. Daher ist in die­sen vier Wochen auch bei mir das Bewusst­sein ver­tieft wor­den, dass sich Kir­che nun zwar einer­seits inten­siv mit sich selbst beschäf­tigt hat – aber eben genau dafür: um hin­aus­zu­ge­hen und, neu und ermu­tigt, das Evan­ge­li­um für alle Men­schen zu bezeu­gen. Übri­gens auch im öku­me­ni­schen Geist. Das heißt: Wenn wir alle mit­ein­an­der wirk­lich ler­nen, Pola­ri­sie­run­gen zu über­win­den, weil wir durch unse­re Tau­fe schon geeint sind, dann ist das ein gro­ßes Zeug­nis in einer so pola­ri­sier­ten Welt und Kirche.“

Bischof Dr. Bertram Meier (Bistum Augsburg)

Dass im Hin­blick auf die bes­se­re Ein­bin­dung der Gläu­bi­gen die Fra­ge der Par­ti­zi­pa­ti­ons­mög­lich­kei­ten für Frau­en in der Kir­che beson­ders im Vor­der­grund steht, wur­de auf die­ser Syn­ode mehr als deut­lich. Das kann auch als ein gutes Bei­spiel dafür gese­hen wer­den, dass die Syn­ode den Zei­chen der Zeit‘ Raum gege­ben hat, nach denen die Kir­che gemäß der Leh­re des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils all­zeit zu for­schen hat und die sie im Licht des Evan­ge­li­ums deu­ten muss. Poin­tiert betont wur­de auf der Syn­ode, dass die Kir­che nicht sta­tisch gedacht und gelebt wer­den darf, son­dern dass sie dyna­misch und ver­än­de­rungs­be­reit sein muss. Dabei wird uns auch künf­tig wich­tig sein, das Reden und Nach­den­ken über Gott und die Bot­schaft Jesu nicht zu ver­ges­sen. Denn die Kir­che ist Werk­zeug der Bot­schaft Got­tes, sie ist Mit­tel und Zweck. Ent­schei­dend dafür ist ein dyna­mi­scher Begriff von Tra­di­ti­on, der sei­nen Kern in einer leben­di­gen Wei­ter­ga­be des Glau­bens hat.“

Bischof Dr. Felix Genn (Bistum Münster)

Es war eine Syn­ode, die Räu­me öff­net. Die­ses Bild liegt nahe, weil erst­mals eine Syn­ode nicht in der rela­ti­ven Enge der sonst übli­chen Syn­ode­n­au­la im Vati­kan, son­dern in der Wei­te der Audi­enz­hal­le Paul VI. getagt hat. Das Bild der an run­den Tischen zum Gespräch ver­sam­mel­ten Syn­oda­len – Frau­en und Män­ner – ging um die Welt und wird sicher als ein­präg­sa­mer Ein­druck von die­ser Syn­ode bestehen blei­ben. Die Syn­ode hat zugleich Räu­me der Begeg­nung in einer welt­um­span­nen­den Gemein­schaft der Kir­che und Räu­me des gemein­sa­men Betens und der Fei­er der Lit­ur­gie eröff­net. An die­sem Welt­ereig­nis hat uns beein­druckt, so vie­len Ver­tre­tern aus Orts­kir­chen begeg­net zu sein. Durch die neue Sitz­ord­nung und die Pro­gramm­füh­rung, die beson­de­ren Wert auf den Aus­tausch in den Cir­co­li mino­ri‘, den immer wie­der neu zusam­men­ge­setz­ten Arbeits­grup­pen, leg­te, wur­den Räu­me des inten­si­ven Gesprächs eröff­net. Die Metho­de des Gesprächs im Hei­li­gen Geist‘ half uns, auf­ein­an­der zu hören und in den Wor­ten und Zeug­nis­sen der ande­ren auch dem nach­zu­spü­ren, was der Hei­li­ge Geist sei­ner Kir­che im 21. Jahr­hun­dert sagen will.“

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Bistum Essen)

Von gro­ßer Bedeu­tung ist der Aspekt, dass es im Hin­blick auf die Glau­bens­wahr­hei­ten eine Hier­ar­chie gibt, dass also nicht alle Aspek­te der Tra­di­ti­on die glei­che Rele­vanz für den Glau­ben der Kir­che und das Leben der Gläu­bi­gen haben. Im Zen­trum steht die Per­son Jesu Chris­ti und sein befrei­en­des und froh machen­des Evan­ge­li­um, das sei­ne Jün­ger in der Gemein­schaft der Kir­che zusam­men­führt. Die Beto­nung eines sol­chen selbst­kri­ti­schen Ver­ständ­nis­ses von Tra­di­ti­on und Leh­re eröff­net Räu­me für eine leben­di­ge Ver­kün­di­gung, die auf die Men­schen und ihre Lebens­si­tua­tio­nen zugeht. Räu­me eröff­net auch, dass die Syn­ode den weg­wei­sen­den Impuls von Papst Fran­zis­kus auf­ge­nom­men hat, eine heil­sa­me Dezen­tra­li­sie­rung‘ in der Kir­che vor­an­zu­brin­gen. Die Tat­sa­che, dass der Glau­be der Inkul­tu­ra­ti­on bedarf, dass er also nur dann den Men­schen nahe­ge­bracht wer­den kann, wenn er ihrem Leben und ihrer Lebens­kul­tur nahe ist, führt dazu, dass in ver­schie­de­nen Län­dern, Gesell­schaf­ten und pas­to­ra­len Situa­tio­nen die Kon­kre­ti­sie­run­gen des kirch­li­chen Lebens und Han­delns unter­schied­lich sein müs­sen und auch dür­fen. Die Syn­ode hat einer­seits gezeigt, dass es vie­le kon­kre­te Fra­gen gibt, die sich den Orts­kir­chen über­all auf der Welt in ver­gleich­ba­rer Wei­se stel­len. Sie hat aber zugleich deut­lich gemacht, dass die kon­kre­ten Ant­wor­ten nicht immer iden­tisch sein kön­nen, weil Ver­schie­den­hei­ten und Ungleich­zei­tig­kei­ten dazu füh­ren, dass neue Wege auf unter­schied­li­che Wei­se gesucht und erprobt wer­den müssen.“

Text: Deut­sche Bischofskonferenz

Weitere Informationen zur Weltsynode finden Sie unter:

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