In der ersten Hälfte des Februars fand in der Abtei Niederaltaich die viertägige Sitzung des Bistumsrates statt. Dieser besteht aus dem Domkapitel, den Dekanen, den Ordinariatsrätinnen und – räten und Mitgliedern des Diözesanrates. Ziel der mehrtägigen Sitzung war die gemeinsame Beratung darüber, wie das Bistum Passau heute Kirche sein kann, um in sich ändernden Zeitumständen Gott und den Menschen zu dienen.
Neben den intensiven, ergebnisreichen und von einer geistlichen Atmosphäre geprägten Beratungen wird ein halber Tag der Tagung immer einem gemeinsamen Ausflug gewidmet. In diesem Jahr war das Ziel die Synagoge in Straubing, in der die Leiterin der jüdischen Gemeinde, Anna Zisler, das Gremium überaus gastfreundlich empfing, durch die Synagoge führte und Einblicke in jüdische Religiosität in Straubing gab.
„Es war beeindruckend zu sehen und zu hören, wie sich das gläubige Leben unserer ‚älteren Brüder und Schwestern‘ auch in Straubing schon lange beheimatet hat – trotz aller Bedrohungen und Wirrungen in den vergangenen Zeiten bis heute“, so Bischof Stefan Oster. „Bedrückend ist aber auch zu hören, dass die Gemeinde heute wieder den Schutz der Polizei benötigt und viele gläubige Juden sehr beunruhigt sind angesichts der in jüngster Zeit wieder aufkommenden antisemitischen Vorkommnisse in unserer Gesellschaft.“ Anna Zisler sprach offen über die aktuellen Herausforderungen und ihren Umgang:

„Mir ist Aufklärungsarbeit aus dem Grund so wichtig, weil auch heute noch über den jüdischen Glauben wirre Geschichten und Vorurteile aus der Nazizeit kursieren. Wir müssen vor jüngeren Menschen über unseren Glauben reden, damit sie verstehen, dass eine Synagoge vergleichbar ist mit einer Kirche. Damit sie verstehen, dass jüdische Menschen die gleichen Probleme, Sorgen und Hoffnungen haben wie alle anderen Menschen. Wir wollen, dass unsere Kinder gesund sind, dass sie eine gute Schulzeit haben, wir wollen in der Arbeit zufrieden sein. Ein ganz normales Leben führen, wie es jeder Mensch will. Und das versuche ich den jungen Menschen zu verdeutlichen.“
Bischof Oster zeigte sich dankbar und beeindruckt: „Für uns als Christen ist es besonders wichtig, die gegenseitige Verbundenheit zu betonen: Unser Herr Jesus war ein Jude, seine Mutter Maria und der hl. Josef waren Juden, die zwölf Apostel waren Juden und die ersten Christen sind alle aus dem Judentum hervorgegangen. Wenn wir uns das durch den Kopf und das Herz gehen lassen – und zugleich mit dem hl. Paulus bekennen, dass Gott wirklich treu ist, dann ist der Bund Gottes — für uns beschrieben im so genannten Alten Testament bzw. im alten Bund — ungekündigt! Gott geht mit seinem auserwählten Volk durch die Zeit und wir als Glieder des neuen Bundes gehen auch an ihrer Seite. Jede Form von Antisemitismus ist für uns Christen heute unmöglich. Denn wir sind auch im Glauben Kinder des einen Vaters.“
Eine weitere Station führte auf den Bogenberg, einen der wichtigsten Wallfahrtsorte in Niederbayern. Das Museum in unmittelbarer Nähe zur Wallfahrtskirche zeigt in eindrucksvollen Ausstellungen Kultur und Geschichte der Wallfahrt sowie des bayerischen Wappens. Die Museumsleiterin Barbara Michal führte die Mitgliederinnen und Mitglieder des Bistumsrats durch das Museum und die Kirche und erklärte Hintergründe und geschichtliche Entwicklungen.
Am Ende des Tages wurde ein ausscheidendes Mitglied des Bistumsrates verabschiedet: Prälat Ludwig
Limbrunner. Durch seinen Eintritt in den Ruhestand schied er aus der Dekanekonferenz aus. Der Bischof würdigte seine Arbeit und dankte für sein Wirken: „Gemeinsam haben wir auf seine aktive Zeit in der Kirche von Passau dankbar und humorvoll zurückgeschaut. Ich freue mich sehr, in unserem Bistum eine Priestergestalt wie Ludwig Limbrunner zu wissen, der für viele Menschen prägend war und ist.“