
Vierzig Tage nach Ostern feierte Bischof Dr. Stefan Oster SDB mit vielen Gläubigen des Bistums Christi Himmelfahrt im Passauer Stephansdom. Das Hochfest erinnert daran, dass Jesus am 40. Tag nach Ostern in den Himmel aufgefahren ist und dort zur Rechten seines Vaters sitzt. Bischof Stefan fragte in seiner Predigt, inwiefern der Weggang Jesu gerecht sei.
Zu Beginn der Predigt griff Bischof Stefan eine Aussage Jesu aus den Abschlussreden auf: „Es ist gut für euch, dass ich fortgehe. Denn wenn ich nicht fortgehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen.“ (Joh 16,7). Diese Aussage habe ihn oft zum Nachdenken gebracht. Warum solle es gut sein, dass Jesus nicht mehr in der Welt ist? Der Bischof erläuterte die Antwort an zwei Beispielen: Wenn Kinder erwachsen werden, sei ein Weggang aus dem Elternhaus für sie oft förderlich. „Denn durch diese Erfahrung kann die Beziehung in ein neues Gleichgewicht kommen. Auch die eigene Verfasstheit mache die Aussage Jesu verständlich: „Wir Menschen sind leibliche Wesen. Und wir alle brauchen hin und wieder auch leibliche Nähe. Vor allem Baby braucht viel Kontakt und Nähe“, sagte der Bischof. Doch je älter der Mensch werde, desto mehr verändere es sich. „Die Qualität der inneren Beziehung wächst und das Bedürfnis leiblich ganz nah zu sein wird weniger.“
Weiter beschrieb der Bischof, dass sich das Verhältnis Jesu zu seinen Jüngern durch den Tod und die Auferstehung verändert habe, wie sich an der Aufforderung Jesu zu Maria Magdalena zeige, ihn nicht festzuhalten. „Die Jünger sollen die Erfahrung machen, dass sein Weggang aus dem leiblichen Zugriff kein Weggang ist im Sinne dessen, dass er nicht mehr da ist. Sondern dieser Weggang ermöglicht eine neue Art von Nähe.“ Diese veränderte Nähe sei das Kommen des Heiligen Geistes, der die Jünger innerlich ganz ausfülle. Nicht ohne Grund sage Jesus: „Wer euch höret, der höret mich.“ (Lk 10,16).
„Der Weggang Jesu ermöglicht eine neue Art von Nähe.”
Fünfzig Tage nach Ostern, an Pfingsten, erinnerten sich die Christen daran, dass Jesus beim Vater ist und den Heiligen Geist gesandt hat – für alle. Dem Johannesevangelium zufolge wird der Geist einführen in das, was Gerechtigkeit ist, so Oster. Laut Jesus sei Gerechtigkeit „dass ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht.“ Was darunter zu verstehen sei, erläuterte der Bischof an drei Aspekten: Jesus sende seinen Geist für alle — und nicht nur den Zwölf. Somit sei Gerechtigkeit hier universell zu verstehen. Als weiteren Aspekt hob der Bischof hervor: „Jesus schickt diesen Geist so, dass er uns dadurch die Möglichkeit gibt, vor ihm gerecht zu werden.“ Schon Paulus habe in seinen Briefen die Frage gestellt, wer oder was vor Gott gerecht macht. Oster verdeutlichte: „Nicht wir und durch unsere Leistungen, sondern Er macht uns gerecht, durch seinen Geist – für uns alle.“ Ein dritter Aspekt, der die Gerechtigkeit des Heimgangs Jesu verstehen lasse, sei die Wiedergutmachung des Kreuzestodes. Und somit sei die Aussage Jesu “Es ist gut für euch, dass ich gehe” ganz neu zu verstehen.
