
In den Exerzitien im Alltag nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ihre Beziehung zu Gott, um immer offener zu werden für ihn in Ihrem ganz konkreten, persönlichen Leben. Exerzitien im Alltag sind eine besondere Zeit, die gestaltet sein will. Machen Sie Erfahrungen, was zu Ihnen und Ihrem Alltag passt, finden Sie eine Balance zwischen Selbstdisziplin und Gelassenheit.
Exerzitien im Alltag 1. Woche: Standpunkt finden – Sehnsucht wahrnehmen
Standpunkt finden – Sehnsucht wahrnehmen

mich suchen
mich finden
dich suchen
dich finden
Heimat und Weite
in allem bist du,
Gott!
1. Impuls: Meinen Standpunkt wahrnehmen
Heute finde ich nach Möglichkeit einen Platz im Freien. Die Anleitung können Sie zunächst ganz durchlesen und dann aus der Erinnerung frei durchführen. Die Übung ist zum Anhören auch als Soundcloud auf https://www.bistum-passau.de/d….
Ich stelle mich aufrecht hin und nehme mich im Ganzen wahr.
Ich lasse die Schultern fallen und bin locker in den Knien.
Ich richte mich noch ein bisschen auf.
Ich lasse den Atem frei fließen, so wie er kommt und geht.
Ich schließe die Augen oder schaue auf einen Punkt am Boden, ein Stück vor mir.
Ich nehme den Untergrund wahr, auf dem ich stehe:
weich oder hart, eben oder uneben, spüre ich einzelne Steinchen, Äste …?
Ich nehme wahr, wie ich stehe
und richte meine Aufmerksamkeit auf meine Füße, Fußgelenke, Beine.
Ich habe einen, ich habe MEINEN Standpunkt.
Dann öffne ich die Augen oder hebe den Blick.
Ich schaue, was sich direkt vor mir befindet.
Ich lasse den Blick immer weiter in die Ferne schweifen.
Ich schaue um mich herum und nehme die Weite wahr.
Wie weit kann ich schauen?
Gibt es etwas, was mir den Blick in die Ferne verstellt?
Worauf mag ich meinen Blick ruhen lassen?
Ich komme zu mir zurück und bleibe einen Moment so stehen.
Ich bete: Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Für den Tag
Heute nehme ich immer wieder bewusst wahr, wo und wie ich stehe und richte meinen Blick in die Weite.
Gebet
- Guter Gott,
- ich stehe vor dir, so wie ich bin,
- mal fest und mal unsicher,
- nach innen gekehrt oder mit Blick in die Weite,
- hoffnungsfroh oder ängstlich.
- Sei in allem bei mir.
2. Impuls: Heiliger Boden in meinem Alltag
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. (Exodus 3,5)
Diese Worte Gottes erreichen Mose inmitten seiner täglichen Arbeit.
Ich schaue auf die Bereiche meines Lebens: Familie und Freundschaft,
Liebe und Partnerschaft, Beruf und Freizeit, verschiedene Lebensorte…
Welche Lebensbereiche sind zurzeit für mich wichtig?
Was beschäftigt mich am stärksten?
Was gibt mir Sicherheit? Was macht mir Angst?
Wo stehe ich gerade? Wo möchte ich hin?
Wer oder was treibt mich an oder lässt mich stagnieren?
Welche inneren Bilder kommen mir, wenn ich an meine aktuelle Lebenssituation
denke? Gibt es „heilige Orte“, an denen ich Gottes Gegenwart wahrnehme?
Ich beantworte die Fragen möglichst intuitiv ohne lange darüber nachzudenken.
Wenn ich möchte, kann ich auch eine Grafik erstellen und die verschiedenen
Bereiche nach ihrer Wertigkeit für mich einzeichnen (ein Kreis mit verschieden
großen „Kuchenstücken“).
Für den Tag
Ich stelle mich immer wieder gerade hin und fühle den Boden, auf dem ich stehe.
Ich habe einen Standpunkt, innerlich und äußerlich.
Er ist geheiligt durch Gottes Gegenwart.
Ich bin gesegnet in meiner Ganzheit, mit allem, was zu mir gehört.
Gebet
- Lebendiger Gott,
- überall wo du bist, ist heiliger Boden.
- In meinem Leben geschieht täglich vieles,
- manches, was meinen Standpunkt festigt,
- anderes, was ihn ins Wanken bringt.
- Schenke du mir Kraft in allen Situationen und begleite mich.
- Amen
3. Impuls: Auf der Suche nach Gott
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Du mein Zuhause
Gott, ich suche Dich.
Wenn ich der Schönheit und Urkraft des Meeres begegne,
dem Goldglanz des Abendlichts,
wenn ich die Vielfalt, die Farben und Düfte der Blumen bestaune,
dem Gesang der Quelle lausche,
dann begegne ich Deiner Schöpferkraft.
Ehrfurcht erfüllt mein ganzes Wesen.
Aber mein Innerstes sucht mehr,
ist voller Verlangen nach Deiner Herznähe,
nach bergendem Raum jenseits der Flut.
Lass Dich finden.
Lass den Tag kommen, da ich zu Dir sage:
Du mein Zuhause.
Antje Sabine Naegeli
Dieses Gedicht beschreibt die Suche und Sehnsucht des Menschen nach Gott.
Wonach sehnt sich mein Herz?
Was suche ich in meinem L eben?
Wo finde ich Gott in meinem Leben?
In der Stille verweile ich bei dem, was mich angesprochen hat oder was sich
mir gezeigt hat.
Für den Tag
Heute mache ich einen Spaziergang in der Natur. Dabei kann ich den Satz wiederholen:
Gott, ich suche dich. Lass dich finden.
Gebet
- Gott, ich suche dich.
- Lass den Tag kommen, da ich zu dir sage: Du mein Zuhause.
4. Impuls: Meiner Sehnsucht nachgehen
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
So kam Jesus auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt,
am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die
Buchrolle des Propheten Jesaja. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben
steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt,
damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen
die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen
in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.
Lk 4, 16 – 19
Wir sehnen uns nach einem erfüllten Leben, nach Freiheit, danach, angenommen
und geliebt zu werden, gesehen zu werden, ganz zu werden, geheilt zu
werden.
Jesus kennt unser Herz, unsere Wünsche und Bedürfnisse. Er will uns mit seiner
Gnade entgegenkommen und begegnen.
Ich stelle mir vor, ich bin in der Synagoge und höre die Worte Jesu. Was bewegt
mich dabei innerlich? Was möchte ich ihm anvertrauen? Ich komme mit Jesus
ins Gespräch.
Für den Tag
Wenn Jesus mich fragt: „Was soll ich dir tun?“, was antworte ich?
Während des Tages bringe ich immer wieder vor Gott, was sich mir im Gebet
gezeigt hat.
Gebet
- Jesus, du weißt, wie mein Leben gelingen kann.
- Du kennst mein Herz und meine Gedanken.
- Gib mir die Offenheit und den Mut,
- dich in mein Leben kommen zu lassen.
- Amen