In den Exerzitien im Alltag nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ihre Beziehung zu Gott, um immer offener zu werden für ihn in Ihrem ganz konkreten, persönlichen Leben. Exerzitien im Alltag sind eine besondere Zeit, die gestaltet sein will. Machen Sie Erfahrungen, was zu Ihnen und Ihrem Alltag passt, finden Sie eine Balance zwischen Selbstdisziplin und Gelassenheit.
Grenzen erkennen – Schritte wagen
Innehalten
Grenzen spüren
dich erfahren
Loslassen
aufbrechen
neue Schritte wagen
Du gehst mit
1. Impuls: Mit Gott über Mauern springen
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Ich stelle mir eine alte Mauer vor: Ihre Steine sind festgefügt und scheinen undurchdringlich.
Wir alle brauchen innere, wie äußere Mauern, die uns schützen,
uns Sicherheit und Geborgenheit geben, und uns gleichermaßen vor Gefahren
und Verletzungen bewahren. Aber: Eine Mauer lässt nichts durch. Sie verstellt
den Blick, sie verbaut einen Weg, nimmt die Aussicht und manchmal die
Einsicht, keine Veränderung und keine Entwicklung. Sie stellt eine regelrechte
Grenze dar. Gott schützt seine Menschen, damit sie geborgen leben können. Mit
Gott als „Mauer“ im Rücken können wir getrost und sicher leben, unserem Alltag
gegenübertreten und seine Herausforderungen annehmen. Manchmal ist eine
Mauer im Weg. Sie macht bequem und eng. Wir trauen uns nicht heraus, probieren
nichts Neues, scheuen uns davor, die Gott gegebenen Gaben zu entfalten.
„Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ (Ps 18, 30)
Gott ist für mich beides: Ort der Zuflucht und der Geborgenheit, zugleich ein
Ort, an dem mir gesagt wird: Entwickle dich, lebe, traue dir all das zu, zu dem
ich dich geschaffen habe, überschreite deine Grenzen. Auch Jesus hat in seinem
Leben Mauern eingerissen und Neues ermöglicht: Liebe, Gemeinschaft, Leben
mit Gott. Vor und hinter der Mauer ist Gott da. Gott schützt und birgt uns wie
eine Mauer. Er hilft uns dabei, die Mauern zu überspringen, die unser Leben
eingrenzen. Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen und über mich
hinauswachsen. Welche „Mauern“ geben mir Schutz? Welche hindern mich und
engen mich ein?
Für den Tag
Diesen Spruch nehme ich mit in den Tag: Mit meinem Gott kann ich über Mauern
springen und über mich hinauswachsen.
Gebet
- Guter Gott,
- mach mich bereit, mit dir die Mauern zu überspringen,
- die meinem Leben Grenzen setzen und es behindern.
- Amen
2. Impuls: Gott ist größer als alle Grenzen
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses
war im Anfang bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde
nichts, was geworden ist. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns
gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen
Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.
Joh 1, 1−3.14
Gott spricht von Anfang an. Sein Wort ist kraftvoll, wirksam und schöpferisch.
Durch Gottes Wort ist die Welt, das ganze Universum geschaffen.
Gott überschreitet sich durch sein Wort selbst, in dem er Mensch wird. In Jesus
ordnet sich Gott den Bedingungen des irdischen Lebens unter und begibt sich in
unser begrenztes Dasein. All das tut Gott, weil er die Liebe ist. Liebe kann nicht
anders, als aus sich selbst herauszugehen. Auf diese Weise will Gott mit mir in
Beziehung treten.
Gott spricht auch zu mir. Sein Wort will viel bewirken. Es kann mir neue Grenzen
setzen, bestehende Grenzen erweitern oder gar aufheben.
Ich schaue auf meine inneren und äußeren Grenzen. Wie gehe ich mit ihnen um?
Auf welche beharre ich, auf welche bin ich bereit zu verzichten?
Was engt mich ein?
Was führt mich zu mehr Liebe und Freiheit?
Für den Tag
Ich achte heute auf meine Grenzen und nehme bewusst wahr, wie ich mit meinen
Grenzen umgehe.
Gebet
- Gott, verwandle
- meine engen Grenzen in Weite,
- meine Ohnmacht in Stärke,
- meine Angst in Mut,
- meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit in ein Zuhause bei dir.
- Amen
3. Impuls: Abgeben
Ich nehme meinen Platz ein.
Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Der argentinische Fußballnationaltrainer Cesar Luis Menotti hat Maradona mal
aus einer Mannschaftsbesprechung rausgeschickt. „Damit er nicht hört, was ich
euch fragen werde“, sagte Menotti: „Wie viele Bälle glaubt ihr, muss man Maradona
im Laufe eines Spiels geben? Ihr braucht nicht zu antworten. Ich sag‘s euch:
Alle! So, und jetzt sagt Maradona, dass er wieder reinkommen kann.“
Auf unser Leben übertragen: Auch wir haben als Glaubende in Jesus einen überragenden
Gefährten und Spielmacher in unserem Leben dabei. Und wenn Sie fragen,
in wie viele Bezüge unseres Lebens wir ihn hineinnehmen sollen, dann ist die
Antwort dieselbe: in alle.
Bischof Stefan Oster SDB
Ich schaue auf Situationen und Bereiche meines Lebens:
Wo wünsche ich mir, an Jesus abgeben zu können, an „meinen Gefährten und
Spielmacher“ meines Lebens?
Wo fällt es mir schwer, abzugeben?
Ich halte Jesus beide Möglichkeiten hin.
Für den Tag
Heute gebe ich immer wieder bewusst „den Ball“ an Jesus ab.
Gebet
- Jesus,
- mit dir im Team wird mein Leben gut.
- Lass mich dir vertrauen!
4. Impuls: Grenzen überwinden
Ich nehme meinen Platz ein.
Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, dich euch verfolgen, damit
ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet. Wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was
tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Wer dich bittet, dem gib,
und wer von dir borgen will, den weise nicht ab!
Mt 5, 44 – 45a. 47.42
Wir alle kennen diese Worte Jesu.
Heute lese ich sie bewusst langsam und lasse sie auf mich wirken.
Was regt sich im mir?
Verlangt Jesus Unmögliches?
Ich stelle mir vor, dass ich Jesu Worte in meinem Alltag wirklich lebe, meine inneren
Grenzen ausweite, überschreite. Es wird nicht immer gelingen.
Aber dann kann Unerwartetes, Überraschendes geschehen, kann sich eine ganz
neue Freiheit auftun.
Für den Tag
Ich nehme einen dieser Verse mit in den Tag und lebe ihn heute.
Gebet
- Gott, hilf mir, Schritte zu wagen und
- über meine Grenzen hinaus zu gehen.
- Du schenkst mir Weite und Freiheit.